Mode

Nachhaltige Brautkleider in der Mannheimer Oststadt

Melina Karcher sorgt dafür, dass sich Bräute ohne schlechtes Gewissen schön fühlen dürfen: Sie verkauft in ihrem Geschäft in der Mannheimer Oststadt Brautkleider, die fair, umwelt- und ressourcenschonend hergestellt sind

Von 
Tanja Capuana
Lesedauer: 
Melina Karcher verkauft nachhaltige Brautmode. © Tanja Capuana

Mannheim. Im Sommer ist nicht nur Urlaubszeit: Auch Hochzeiten haben aktuell Hochsaison. Neben der perfekten Location steht für die meisten Frauen vor allem das perfekte Kleid ganz oben auf der Wunschliste. Während die einen von einem Mermaid-Dress träumen, sehen sich andere eher in einer A-Linie oder im Boho-Style.

Inzwischen ist vielen Brautpaaren aber auch das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Hier kommt Melina Karcher ins Spiel. Die 39-Jährige sorgt dafür, dass die Bräute sich an ihrem speziellen Tag nicht nur schön fühlen, sondern dabei auch ein gutes Gewissen haben. Die Inhaberin des Geschäfts „pure.love“ in der Mannheimer Oststadt bietet eine Auswahl an nachhaltigen Kleidern aus Stoffen, die Umwelt und Ressourcen schonen. Auch Second-Hand-Kleider sind darunter.

Stoffe aus Eukalyptusfasern, Meeresplastik und „Peace Silk“

Die Einrichtung des charmanten Altbaus in der Nähe des Rosengartens hat Karcher bewusst minimalistisch gehalten. Statt wuchtigen Puffärmeln, opulentem Schnitt, Tüll und Rüschen locken Kleider mit einem sehr schlichten Stil. Boho-Kleider und Zweiteiler findet man ebenfalls, wie auch Brautroben mit Spitze. Auf Bling-Bling, Strass und Rüschen verzichtet sie gezielt. „Bei mir gibt es kein Glitzer“, erklärt Karcher und lacht. Vor allem legt die Mannheimerin Wert auf Nachhaltigkeit.

So achtet Karcher etwa auf kurze Transportwege, produziert werden die Kleider ausschließlich in Deutschland mit fairen Löhnen. Die Stoffe sind ressourcenschonend hergestellt. „Die Linie ,Seaqual Yarn’ ist komplett aus Meeresplastik“, erklärt Karcher. Bei der Seide handelt es sich um „gewaltfreie Seide“ namens „Peace Silk“.

Mehr zum Thema

Eröffnung

Mannheimer Markthaus öffnet im Morchhof

Veröffentlicht
Von
Bernhard Haas
Mehr erfahren
Handel

Brautmoden ziehen von Bürstadt nach Lampertheim

Veröffentlicht
Von
Corinna Busalt
Mehr erfahren
Recycling

Wann die neue Zufahrt zum Wertstoffhof in Mannheim-Neckarau kommt

Veröffentlicht
Von
Thorsten Langscheid
Mehr erfahren

Dabei dürfen die Puppen der Raupen schlüpfen und leben und werden nicht verkocht, wie bei konventioneller Seide. Ein weiterer Stoff, der für die Kleider verwendet wird, ist Tencel. „Für die Herstellung des Stoffs aus Eukalyptusfasern wird 90 Prozent weniger Wasser verbraucht als bei Baumwolle.“ Tencel nehme zudem mehr Feuchtigkeit auf als Baumwolle, sodass die Trägerin weniger schwitze.

Karcher arbeitet aktuell mit drei Designerinnen zusammen. Im Showroom können die rund 30 Muster-Kleider und rund 60 Zweiteiler begutachtet und probiert werden. Hat man sich für ein Modell entschieden, wird die Braut vermessen und das Kleid in der passenden Größe bestellt und angefertigt.

Brautmodengeschäft im Oktober 2022 eröffnet

Ihren Laden eröffnete die gelernte Hairstylistin und Make-Up-Artistin im Oktober 2022. Zuvor schminkte die Mannheimerin sehr viele Bräute für ihren großen Tag. „Schon damals habe ich mir gedacht, im Bereich Brautmode zu arbeiten wäre schon was“, erinnert sie sich. Der Karrierewechsel kam später, als sie bei der Rhein-Neckar-Air im Ticketoffice arbeitete und nebenher als Make-up-Artistin tätig war. Während der Pandemie stand alles still. Sie arbeitete daraufhin fast ein Jahr als Assistenz der Geschäftsleitung in einem anderen Unternehmen.

Doch der Traum von der Brautmode ließ sie nicht los. Im Jahr 2021 sprang sie ins kalte Wasser. „Am nächsten Tag habe ich gekündigt - ohne Plan B.“ Sie schrieb einen Businessplan und überlegte, wie ihr Geschäft aussehen soll. „Es sollte etwas Besonderes sein, und der Nachhaltigkeitsfaktor sollte eine große Rolle spielen“, sagt Karcher. „Ein wenig wie eine Boutique und privat. Mein Slogan ist: Gemeinsam die Welt ein bisschen verändern.“ Preislich liegen die Kleider im gleichen Bereich wie bei einem gewöhnlichen Brautladen, betont sie.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Ihre Kleider strahlen eine schlichte Eleganz aus, sie haben Töne wie Elfenbein oder Eierschale statt Hartweiß. „Die Farbe schmeichelt dem Teint nicht“, weiß sie. Die Kleider aus Meeresplastik schimmern zudem leicht bläulich. „Je höher der Anteil an Plastik, desto stärker“, so Karcher. Berührt man die Stoffe, fühlt man keinen Unterschied zu Materialien ohne Meeresplastik: Sie sind angenehm weich und kühl.

Ihre Zielgruppe ist breit gefächert, von der ganz jungen Braut bis zur 70-Jährigen sei alles vorhanden, verrät sie. „Viele kommen zu mir, weil sie den Stil gut finden, aber auch den Nachhaltigkeitsgedanken.“ Aber es gibt auch Kundinnen, die die Nachhaltigkeit explizit suchen und bewusst kaufen. So manche tauscht den Schleier gegen einen Blumenkranz, der perfekt zum Boho-Stil passt. Zu den Rennern gehören vor allem Zweiteiler. „Das ist ein großer Trend mittlerweile. Weil man ihn auch danach noch anziehen kann.“

Karcher wäre gern mit ihrem Brautmodenladen beim TV-Format „Zwischen Tüll und Tränen“ dabei

Damit das Kleid für den großen Tag auf jeden Fall fertig ist, empfiehlt Melina Karcher, mindestens sechs bis acht Monate vor der Hochzeit einen Termin zu machen. Die Lieferzeit betrage drei bis vier Monate. Wer kurzfristig kommt, den schickt sie trotzdem nicht weg, sondern versucht, den Traum vom Brautkleid zu erfüllen. Termine vergibt sie telefonisch oder über die Homepage.

Karcher hat viel vor. Da wäre etwa der Wunsch, beim TV-Format „Zwischen Tüll und Tränen“ (Vox) dabei zu sein. „Ich habe mich ein zweites Mal dort beworben, mal sehen, ob es dieses Mal klappt“, erzählt die Mutter eines zehnmonatigen Sohnes. Vergangenes Mal habe ihr Laden noch nicht lange genug bestanden. Sie selbst ist übrigens noch nicht verheiratet. Von ihrem Traumkleid hat sie eine klare Vorstellung: „Es müsste ein Zweiteiler mit langem Rock sein“, sagt sie lächelnd. „Und natürlich ganz clean und ohne Glitzer.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke