Bürstadt. Am Dreikönigstag möchte Renate Strandt feiern – und zwar so groß wie möglich im neuen Laden in Lampertheim. Die Selbstständige betreibt dann seit genau zehn Jahren ihr Brautmodengeschäft Amazing Dress. Im Moment steckt sie aber noch im Umzugsstress. „Am 28. Oktober ist mir für Ende November gekündigt worden. Zum Glück wurde mir Aufschub gewährt.“ Denn ihre neuen Räume werden gerade saniert und hoffentlich rechtzeitig fertig. In einer Woche will sie einziehen.
Vom Bibliser Pfad am Rand von Bürstadt wechselt Renate Strandt mitten in die Innenstadt Lampertheims: In der Kaiserstraße 43, wo Otto Edinger lange einen Euro-Shop betrieben hat, will sie sich auf 350 Quadratmetern einrichten. Im Moment breitet sie ihr Sortiment noch auf 1000 Quadratmeter aus. Aufgrund der Größe hatte sie zwischenzeitlich sogar geplant, mit einer Tanzschule zusammen zu arbeiten und Kurse anzubieten. Daraus wird nun nichts: Nach nicht einmal zwei Jahren muss sie raus. In dem Geschäft wird sich bald Rossmann präsentieren: Die Drogeriekette betreibt in direkter Nachbarschaft einen 600 Quadratmeter großen Laden und will sich vergrößern.
Umstrittener Bebauungsplan
Für den Wechsel des Drogeriemarkts ist eigens der Bebauungsplan geändert worden – nach langer Diskussion gab es dafür eine Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Vor allem die FDP hat Bedenken, dass die Vorgaben zum eingeschränkten Sortiment rechtswidrig sind und auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts verwiesen (wir berichteten). „Die Frage ist, ob jemand Klage einreicht – ich werde es nicht tun“, sagt Renate Strandt. Es würde ihr auch nicht mehr helfen.
Begonnen hat Strandt im Januar 2012 im früheren Modehaus Heiser in Bürstadts Zentrum. Von da zog sie ins Kaufland-Areal in Lampertheim-Rosengarten. „Da wäre ich auch gerne geblieben, das war ein gutes Einzugsgebiet“, sagt Strandt. Doch Kaufland zog sich bekanntlich komplett von der Immobilie zurück, und Strandt kam mit ihren Brautmoden zurück nach Bürstadt, nun an den Bibliser Pfad. Die kurze Kündigungsfrist war ihr mit niedrigerer Miete schmackhaft gemacht worden. „Ich habe sehr viel Herzblut reingesteckt und auch Geld investiert in den Warenbestand. Auf Kommission kriegt man ja nichts mehr.“
Die Einbußen in der Corona-Zeit schätzt die Geschäftsfrau, die für die Freien Wähler neu in der Stadtverordnetenversammlung sitzt, auf rund 80 Prozent. Erst seit November sei der Andrang deutlich größer – wohl auch deshalb, weil sie alles um die Hälfte reduziert hat. Zudem gebe es jetzt im Dezember und im Januar einige Hochzeiten. „Aber wir haben auch Bräute, die vor zwei Jahren bei uns waren und ihr Fest auf 2021 und dann nun schon zum zweiten Mal verschoben haben.“ Renate Strandt betont, sie werde das Beste daraus machen. Sie freut sich auf den Neustart in Lampertheim, auch wenn sie sich enorm verkleinern müsse.
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