Mannheim. Von „sehr schwierig“ bis „dramatisch“ reichen die Aussagen bei den Veranstaltern: Der Rittersaal im Schloss fällt nach einem Wasserschaden mindestens mehrere Monate als Ort für Konzerte und Empfänge aus. Wie lange, das ist noch völlig offen. Man brauche dazu „eine eingehendere Begutachtung der Schäden“, so Frank Krawczyk, Leiter Kommunikation und Marketing der Staatlichen Schlösser und Gärten.
Wasserschaden am Mannheimer Schloss: Sprinkleranlage der Universität löst aus
Am Morgen des 13. Februar war aus noch ungeklärter Ursache die Sprinkleranlage in der Bibliothek der Universität, der sich oberhalb der Beletage des Schlosses befindet, ausgelöst worden. Daraufhin drang Wasser durch die Decke. Es ergoss sich in Sturzbächen in den Rittersaal, stand dort teilweise knöcheltief. Es wurde aber schnell abgesaugt, der Saal gesichert und Luftentfeuchter eingesetzt. Zudem füllt jetzt ein Gerüst den gesamten barocken Raum aus, von dem aus erste Experten den Saal geprüft haben.
„Wir hatten wohl Glück im Unglück“, atmet Krawczyk auf. „Der Schaden am Rittersaal ist geringer als befürchtet“, meint er. Die Wandgemälde seien schon getrocknet. Die Statik der Deckenkonstruktion des Saals sei, Stand heute, sicher. Der Putz hat sich, entgegen ersten Befürchtungen, nicht vollgesaugt.
Schäden am Rittersaal im Mannheimer Schloss: Besonders das Parkett ist beschädigt
Am Deckenfresko seien „keine größeren Schäden festgestellt worden“, so der Vertreter der Staatlichen Schlösser und Gärten. Das sage er aber „noch unter Vorbehalt“. Zwar gebe es Risse mit Wasserspuren. „Es kann aber sein, dass die schon länger vorhanden sind, jedenfalls sieht man sie vom Boden aus mit bloßem Auge nicht – dazu muss man auf dem Gerüst nah an der Decke sein.“
Das sei aber „nur ein Zwischenstand“, denn man brauche „noch eingehendere Überprüfungen“. Dies gelte insbesondere für das Parkett, wo das Wasser – zumindest dem Augenschein nach – größere Schäden angerichtet hat und sich Bretter angehoben haben. Doch das muss sich, wenn alles getrocknet ist, ein Experte noch mal anschauen. Daher könne man „zum Zeitraum, wie lange der Saal gesperrt bleibt, noch keine verlässlichen Angaben machen“, sagt Krawczyk.
Konzerte im Rittersaal müssen verlegt werden
„Uns hat man ein Jahr gesagt – mindestens“, seufzt Dietmar von Hoyningen-Huene, Vorsitzender des Trägervereins des Kurpfälzischen Kammerorchesters. Das müsse jetzt „die gesamte Spielzeit umplanen“, sagt er. Das Traumkonzert am Donnerstag, 29. Februar, bei dem die Besucher auf Matten auf dem Boden liegend die Musik genießen, finde statt im Rittersaal in den Katakomben der Universität auf dem Schlossgelände statt.
Für die Schlosskonzerte am 9./10. März und am 4./5. Mai weiche das Orchester in die Epiphaniaskirche in Feudenheim aus. „Wir werden uns etwas einfallen lassen, unsere Besucher bei Laune zu halten – etwa Sekt, roter Teppich“, verspricht Hoyningen-Huene. Für den Herbst hoffe das Orchester, in der Aula der Universität spielen zu können.
„Wir hoffen auch auf die Aula“, sagt Gregor Herrmann, Leiter des Konzert- und Veranstaltungsbüros der Musikhochschule, die den Rittersaal oft bespielt. Er ist dabei, „für das ganze restliche Jahr alle Termine umzudisponieren“, so Herrmann, „so lange hat man uns erst mal alles abgesagt“. Außer in die Aula weiche die Musikhochschule zudem in den Florian-Waldeck-Saal im Zeughaus, in die Epiphaniaskirche und in die Alte Feuerwache aus. „Es ist ja schwierig, Säle in Mannheim zu kriegen“, so Herrmann.
Polizei befasst sich mit Wasserschaden am Mannheimer Schloss
Das bekräftigt Rainer Gluth, Leiter der Abteilung Veranstaltungen und Protokoll der Stadt. „Ein derart festlicher Raum, wo man danach einen Empfang machen kann – das ist schwierig“, so Gluth. Die Verleihung des Dudenpreises Anfang März hat er schon in die Aula verlegt, das Baden-Württembergisch-Chinesische Frühlingsfest in die Festhalle Baumhain im Luisenpark. Derzeit sucht er nach einer Lösung für die zwei Einbürgerungsfeiern, die immer im April und im Oktober stattfinden. „Das sind ja alles keine unwichtigen Anlässe“, so Gluth, weshalb Oberbürgermeister Christian Specht auch eigens seinen Büroleiter sowie Sicherheitsbürgermeister Volker Proffen gebeten habe, sich die Situation im Rittersaal anzuschauen.
Betroffen ist ebenso die Universität Mannheim Service und Marketing GmbH, wo vier Mitarbeiter für Bestuhlung, Garderobe und Veranstaltungsmanagement im Rittersaal zuständig sind. „Ich werde die erst mal anders einsetzen“, kündigt Geschäftsführerin Betty Kübe an, „aber dass dieser zentrale Raum wegfällt, ist schon blöd“. Er sei schließlich enorm wichtig für das im September wieder geplante Schlossfest und den dann auch anstehenden Wechsel im Rektorat der Universität.
Betroffen ist zudem der Partyservice Fischwasser, der bei vielen Konzerten und Empfängen für Getränke und Buffets sorgt. „Das ist für uns nicht überlebenswichtig“, so Inhaber Ronald Fischwasser, „aber uns fehlen da schon niveauvolle und rentable Veranstaltungen – und der Stadt ein wichtiger Saal“, bedauert er. Ihm habe man gesagt, dass er „mindestens zwölf Monate“ dort keine Aufträge bekomme.
Doch laut Frank Krawczyk ist der genaue Zeitraum genauso offen wie die Schadenshöhe und die Ursache. Damit befasst sich aber jetzt doch die Polizei. Der Ermittlungsdienst des Innenstadtreviers ist mit der „näheren Abklärung der Gesamtumstände beauftragt“, heißt es.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Wasserschaden im Rittersaal: Was die Folgen sein müssen