Mannheim. Was für ein Schreck! Der Rittersaal gleicht einem kleinen See, vom schönen Deckengemälde und von den Kronleuchtern ergießen sich Wassermassen auf das Parkett. Wer die Bilder davon gesehen hat, was am Fasnachtsdienstag passiert ist, der rätselt noch immer: Wie kann so etwas passieren?
Der Rittersaal ist immerhin Mannheims „gute Stube“, der repräsentativste Raum der Stadt. Auch wenn durch die Schäden des Zweiten Weltkriegs dort kaum noch etwas wirklich im barocken Originalzustand ist, so hat doch das bei der Rekonstruktion Ende der 1950er Jahre wiederhergestellte historische Ambiente einen enormen Wert – atmosphärisch, ästhetisch und baulich, aber auch rein praktisch. Es gibt einfach keinen vergleichbaren festlichen Raum mit dieser Größe, in diesem Ambiente und so zentral gelegen.
Dennoch müssen jetzt zahlreiche Kulturveranstalter und auch die Stadt Mannheim selbst für einige Konzerte und Empfänge schnell Ersatz suchen. Und da merken sie, wie schwer das ist. Vereine beklagen bereits seit Jahrzehnten, dass im Innenstadtbereich ein angemessener und auch bezahlbarer Saal fehlt. Der Rosengarten ist als Kongresszentrum einfach zu oft ausgebucht und obendrein durch die Fixkosten, die durch den Unterhalt des Jugendstilbaus entstehen, zu teuer. Der Bürgersaal im Stadthaus N 1, mal als zentraler Saal gedacht, war derart hässlich und unpraktisch konstruiert, dass er nie angenommen wurde. Inzwischen ist er für das Oststadttheater umgebaut – das mit dem Standort aber auch nicht ganz glücklich ist. Und im Zuge der Suche nach Ersatzspielstätten für das Nationaltheater hat man versäumt, etwa den Baumhain so aufzuwerten, dass er künftig besser genutzt werden kann.
Immerhin gibt es jetzt die – noch vorsichtige! – Hoffnung, dass die Schäden im Rittersaal doch nicht so hoch sind wie befürchtet. Dennoch ist es gut, dass sich jetzt außer einem Sachverständigen auch die Polizei, nachdem sie zunächst keinen Ansatz für Ermittlungen sah, die ganze Sache noch mal viel genauer anschaut.
Es wirkt schon sehr merkwürdig, dass in einer ungenutzten Bibliothek plötzlich die Sprinkleranlage losgeht und, wie man hört, gleich drei Sprinklerköpfe so abbrechen, dass sich ganze Wassermassen in das Stockwerk darunter ergießen. War es mangelnde Wartung? Ein Materialfehler? Oder doch mutwillige Zerstörung? Die Bürger, die nun längere Zeit nicht in Mannheims „gute Stube“ dürfen, haben einen Anspruch auf Antworten.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Wasserschaden im Rittersaal: Was die Folgen sein müssen
Peter W. Ragge fragt nach der Ursache des großen Wasserschadens in Mannheims guter Stube. Der zeigt auch erneut, dass in der Innenstadt ein bezahlbarer Saal fehlt