Mannheim. Mit solchen Zahlen hätte er nie gerechnet. Vor einem Jahr, da war es im Rosengarten schließlich meistens dunkel, die Räume waren verwaist. Aber seit Monaten pulsiert das Leben wieder im Kongresszentrum, und das zahlte sich auch finanziell aus. Der Umsatz wird im ablaufenden Jahr mit 28,29 Millionen Euro sogar das bisherige Spitzenjahr 2019 – vor Corona! – mit damals 27,42 Millionen Euro übertreffen. „Das ist ein Super-Ergebnis“, freut sich Bastian Fiedler, Geschäftsführer der m:con – mannheim:congress-gmbh.
Mannheimer Team organisiert Kongresse auch in Berlin, Bonn und Düsseldorf
Damit liegt die m:con um 7,3 Prozent über dem, was sie für das Wirtschaftsjahr 2022 erhofft und eingeplant hat. Dabei plant die städtische Tochtergesellschaft immer damit, dass sie für den Bauunterhalt des historischen Kongresszentrums und überregionale Kongresswerbung mehr Geld ausgibt, als sie einnimmt. Das wird dann über den Verbund der städtischen Tochterfirmen, die Stadt Mannheim Beteiligungsgesellschaft, über die Gewinne anderer Töchter ausgeglichen. „Aber wir haben mit einem Defizit von 2,9 Millionen Euro gerechnet, landen jedoch bei etwa einer Million Euro“, erklärt Fiedler.
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„Dass so etwas klappen kann, hätte ich niemals gedacht“, freut er sich, liegen hinter der m:con durch die Corona-Einschränkungen doch enorm harte Jahre. 2020, im ersten Corona-Jahr, war der Umsatz von zuvor 27,42 auf 6,8 Millionen Euro in den Keller gesaust, und 2021 hatte er sich mit 16,78 Millionen Euro nur sehr langsam erholt.
Doch sehe man von den noch weitgehend von Corona-Beschränkungen geprägten ersten Monaten des Jahres 2022 ab, sei das Geschäft ab April „so richtig gut angelaufen“, so der Geschäftsführer. Die Nachfrage nach Räumen und Dienstleistungen sei „wieder echt gut“.
Bis August hat das m:con-Team im Rosengarten und deutschlandweit 130 Veranstaltungen durchgeführt und betreut. Dabei war der Frühling eine Hochzeit medizinischer Kongresse. Dazu zählten etwa die 88. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, der 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, der Diabetes Kongress, die Nationale Impfkonferenz sowie die internationale Konferenz zur Beatmung von Neugeborenen – alle in hybrider Form umgesetzt. Als reine Präsenzveranstaltung wurde der Hauptstadtkongress, das branchenübergreifende Treffen zur Gesundheits- und Sozialpolitik in Berlin mit 4000 Fachbesuchern, in Mannheim organisiert.
Zwischen August und November stellte das m:con-Team 85 Veranstaltungen im und außer Haus auf die Beine, wozu 70 000 Besucher in den Rosengarten strömten und rund 20 000 Personen an Kongressen teilnahmen, die m:con-Fachleute an anderen Orten abwickelten – etwa in Veranstaltungshäusern in Bonn, Düsseldorf, Wiesbaden, Berlin und Freiburg. Bis Jahresende werden es 125 Veranstaltungen seit August sein, rechnet Fiedler vor. Der Dezember werde der besucherstärkste Monat sein – mit allein etwa 40 000 Gästen im Rosengarten.
"Die Leute wollen sich wieder in Präsenz treffen – und vielleicht danach einen Vortrag per Video abrufen"
Dabei bemerkt Fiedler sehr unterschiedliche Entwicklungen. Zwar habe sich die Musikalische Akademie des Nationaltheaterorchesters stabilisiert. Bei anderen klassischen Konzerten oder Showveranstaltungen spüre der Rosengarten indes eine „teilweise deutlich geringere Auslastung als früher“, sprich vor der Corona-Zeit, die nun zwischen 50 und 70 Prozent schwanke. „Da hat sich die Nachfrage nicht überall so stark entwickelt, teilweise hält sich das Publikum noch zurück“, weiß der Rosengarten-Chef. Einige Veranstalter seien daher mit der Buchung von Terminen auch für 2023 noch etwas reservierter. „Der Rückgang ist nicht dramatisch, aber spürbar – wir haben noch nicht die Zahlen von vor 2019“.
Dagegen hätten andere Großevents wieder wie gewohnt mit Tausenden von Besuchern stattgefunden, etwa das Fantreffen „Animagic 2022“ für Freude japanischer Comichelden mit an drei Tagen insgesamt über 20 000 Fans, dazu die Gitarren- und Musikmesse „Guitar Summit“, die Preisverleihung „Die goldene Hand“, des Präventionspreises der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW), sowie der von der Metropolregion ausgerichtete „SportAward Rhein-Neckar 2022“. Nur die große Absolventenfeier der Dualen Hochschule mit sonst um die 8000 Teilnehmern fand im Oktober noch nicht statt. „Das ist doch noch mal ausgefallen, da war denen die Corona-Lage noch zu unsicher“, erklärt Fiedler.
Dagegen hätten „Abschlussbälle wie gewohnt stattgefunden“ und Firmen- sowie Kongressveranstaltungen kämen genauso zurück. „Auch Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften kommen 2023 wieder – überwiegend in Präsenz“, so der Rosengarten-Chef. Bei Kongressen laufe das Geschäft ebenso gut. Hier werde sich auf Dauer ein hybrides Format durchsetzen, aber nicht Livestream – dafür sei der technische Aufwand und damit die Kostenbelastung zu hoch. „In der Intensität wie zu Corona-Zeiten wird es Video-Liveschalten auf Dauer nicht geben, denn die Leute wollen wieder die Begegnung und den Austausch“, spürt er. Aber große, wichtige Vorträge würden aufgezeichnet und danach zum Abruf zur Verfügung gestellt, „das wird bleiben, für dieses Format ist die Akzeptanz da“, sagt er.
Dabei, so räumt Fiedler ein, sei ein Teil des Erfolgs „auch auf dem Rücken der Mitarbeiter erfolgt und nur durch deren enorme Leistung und Motivation denkbar“, lobt er: „Was die Belegschaft hier leistet, ist schlichtweg beeindruckend.“ 100 Angestellte zählt die m:con derzeit – zehn Stellen sind frei, in Buchhaltung und der Personalabteilung, besonders aber in Technik und Datenverarbeitung. „Wir würden die Stellen gerne besetzen, aber es fehlen überall Fachkräfte“, bedauert er. Daher gehe der Rosengarten ungewöhnliche Wege und werde sich bei einem Gemeinschaftsstand von Capitol, Maimarkt, Palazzo, Nationaltheater und anderen regionalen Firmen der Veranstaltungsbranche auf der „Jobs for future“ beteiligen, um Nachwuchs anzuwerben. Comedian Bülent Ceylan hat dazu einen Werbespot eingesprochen.
Fachkräftemangel macht sich stark bemerkbar
Soweit der Rosengarten Fachkräfte über Fremdfirmen ins Haus hole, etwa für Datenverarbeitung, „gehen die Preise durch die Decke“, beklagt Fiedler. Zudem schlagen natürlich die erhöhten Energiekosten kräftig zu Buche. Ab 2023 habe man daher die Saalmiete um zehn Prozent erhöhen müssen, ab 2024 dann kontinuierlich um weitere fünf Prozent. „Aber zum Glück haben alle unsere großen Kunden Verständnis“, sagt Fiedler.
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