Mannheim. Christof Höger, seit neun Jahren stellvertretender Schulleiter, bringt es auf den Punkt: „Eine Ära geht zu Ende“, formuliert er bei der feierlichen Verabschiedung seines bisherigen Chefs: Nach 20 Jahren an der Spitze des heute 800 Schülerinnen und Schüler starken Moll-Gymnasiums im Niederfeld geht Gerhard Weber zum Monatsende in Pension.
„Ich werde oft gefragt, wie ich mich fühle“, berichtet der 67-Jährige: „Ich sage dann: wie immer, gelassen.“ Doch nun, wo es mit dem Abschied ernst wird, da ist er doch ein wenig bewegt. „Immerhin habe ich mein halbes Berufsleben am Moll-Gymnasium verbracht.“ Und amtiert sogar zwei Jahre über den regulären Eintritt in den Ruhestand hinaus, um „seiner“ Schule zum Corona-Chaos nicht auch noch einen Wechsel an der Spitze zuzumuten.
Doch jetzt ist es soweit, und Weber zieht eine zufriedene Bilanz. Er habe seinen Beitrag dazu geleistet, „dass die Schule heute dort ist, wo sie heute ist“, formuliert er bescheiden. Und nennt große bauliche Projekte vom Anbau des Pavillons bis zur Tartanbahn, deren Bilder denn auch die offizielle Einladungskarte zur jetzigen Verabschiedungsfeier zieren.
Viel Lob von allen Seiten
Diese Leistung findet Anerkennung auch bei seinen direkten Vorgesetzten, sprich dem Regierungspräsidium Karlsruhe. Deren Abteilungspräsidentin für Schule und Bildung, Anja Bauer, rühmt Webers „diplomatisches Geschick“, mit dem er dies alles für seine Schule erreicht habe, zuletzt die neue Inklusionsgruppe. „Für Sie ist Schule eben mehr als ein Lernort“, bezeugt sie: „Ihr Ziel ist die Erziehung zu Empathiefähigkeit und Herzensbildung.“
Für den Schulträger würdigt Bürgermeister Dirk Grunert den langjährigen Sprecher der Mannheimer Gymnasien als „hochkooperativ“, „verlässlichen und verbindlichen Partner“ sowie als zentralen Akteur der Bildungspolitik in Mannheim. Gegenüber der „jeweiligen Konstellation der Landespolitik“ habe er sich flexibel gezeigt, damit vieles erreicht. Auch für sein letztes Projekt, das Musikgymnasium, zeigt Grunert sich „bedingt optimistisch“.
„Für Sie war Schule Religion“, formuliert im Namen des Kollegiums der Personalratsvorsitzende Matthias Müller unter Hinweis auf das bekannte Bonmot „Religion ist, wenn man trotzdem glaubt“. Webers Einsatz für ein „rücksichtsvolles Miteinander“ in der Schule hebt die Elternbeiratsvorsitzende Carmen Mosel vor. Und sein Feudenheimer Kollege Rainer Halfar erinnert sich gerne an die „Schnittchen-Runden“, die gut verpflegten Treffen der Gymnasialdirektoren, als deren Sprecher Weber sechs Jahre lang fungiert.
Eine sehr persönliche Rede hält Joachim Emmert, 1972 Abiturient und damals aktiv in einer Band, die noch bis 1975 in den Schulräumen probt. Damals entsteht der Song „Another World“, der in den 50 Jahren seither sieben Versionen erlebt - sie alle nun auf einer CD, die Emmert dem scheidenden Schulleiter samt 16-seitigem Booklet überreicht.
Überhaupt prägt Musik das Programm: Johanna Holtzhauer (Klasse 12), am Klavier begleitet von Friedrich Holtzhauer (9c), mit „Solveigs Lied“ von Edvard Grieg oder die Big Band der Schule mit „On the sunny side of the Street“ und „Georgia on my mind“. Letztere Titel Anspielung auf geplante Reisen mit seiner Frau Ulrike Beck, denen sich der Pensionär neben Konzerten und Büchern in seinem Ruhestand widmen will.
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