Kommentar Specht muss Menschen von der Moschee überzeugen

Steffen Mack kritisiert, dass es der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht zu lange versäumt hat, auf die Bedenken in Käfertal-Süd gegen ein islamisches Gemeindezentrum zu reagieren

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Steffen Mack
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Über Christian Specht ist recht häufig eine Klage zu hören: Er scheue klare Festlegungen und unliebsame Entscheidungen. Bei der in Käfertal-Süd geplanten Moschee dagegen hat sich der Mannheimer Oberbürgermeister sehr deutlich positioniert. Er stellte dem Islamischen Arbeiterverein bereits im November, als das Thema erstmals auf der Tagesordnung eines Gemeinderatsausschusses stand, eine wohlwollende Prüfung des Bauantrags in Aussicht. Das Projekt berge mehr Chancen als Risiken.

Da hätten sich viele mehr Zurückhaltung gewünscht, nicht zuletzt in Spechts CDU. Vor allem, weil die bisherige Moschee jenes Vereins laut Verfassungsschutz auch von Salafisten genutzt wird. Dass dann Christdemokrat Thomas Strobl - ausgerechnet in einer Antwort des Innenministers an den SPD-Abgeordneten Boris Weirauch - von einem „Marktplatz“ möglicherweise auch zur Rekrutierung für diese extreme Szene sprach, machte den Unmut nicht kleiner.

Umso verständlicher sind die Bedenken in Käfertal-Süd. Die allermeisten Menschen dürfte es wenig beglücken, wenn in ihrer Nachbarschaft dort, wo sehr lange ein Supermarkt war, plötzlich eine von radikalen Kräften genützte Moschee entsteht.

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Früher für Transparenz sorgen

Hier hätte Specht viel früher reagieren und vor Ort für Transparenz sorgen müssen. An Aufforderungen dazu hat es nicht gefehlt. Doch der Oberbürgermeister erklärte sich erst dazu bereit, als der Unmut in den Fraktionen so groß war, dass dem Projekt im Gemeinderat konkret ein Scheitern drohte. Dies dürfte die Überzeugungsarbeit in Käfertal-Süd jetzt nicht leichter machen.

Das ist schade. Aus gesamtstädtischer Sicht gibt es nach wie vor gute Gründe für einen Neubau. Jene vorwiegend arabische Gemeinde, deren bisherige Hinterhof-Moschee vor allem für Jugendliche und Frauen zu klein wurde, erreicht mit ihren Angeboten auch Gläubige, bei denen das weltlicher orientierten Muslimen nicht gelingt. Einbinden ist immer besser als ausgrenzen. Gerade in einer Stadt wie Mannheim sollte man stets den Dialog mit allen relevanten Kräften suchen und moderate gezielt stärken. Dem Trägerverein bescheinigt auch Strobl eine glaubwürdige Distanzierung von Extremismus.

Keiner würde christlichen Kirchen vorwerfen, dass in ihren Gottesdiensten auch AfD-Politiker oder andere radikal-denkende Menschen sitzen. Entscheidend ist, dass die dort nicht für ihre Ansichten werben dürfen. Das muss nun auch bei jener Moschee sichergestellt werden.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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