Mannheim. Was für eine Begrüßung! Ein doppelter Regenbogen steht über der Regattastraße, weil beim Eintreffen der ersten Gäste bei strahlendem Sonnenschein zugleich Regentropfen fallen. Erste Haupthafenmeisterin Regina Güntert und ihr Team fungieren als freundliche Wegweiser zu den Parkplätzen. Gut gelaunt betreten daher die Passagiere im Mühlauhafen die MS Karlsruhe, auf der „MM“-Leser zu einer Hafenrundfahrt starten. Und das zwei Abende lang.
Der Mannheimer Hafen: „Das Tor der Kurpfalz zur Welt“
„Das Tor der Kurpfalz zur Welt“, wie sich der Hafen selbst nennt, öffnet sich damit. „Der Hafen will zeigen, dass er zu Mannheim gehört, und den Mannheimern zeigen, dass der Hafen ihnen gehört“, erklärt Hafendirektor Uwe Köhn. Er hatte die Idee, das 1989 gebaute, gerade erst komplett sanierte Fahrgastschiff der Rheinhäfen Karlsruhe nach Mannheim zu holen. „Wir brauchen Akzeptanz und wissen, dass wir an der einen oder anderen Stelle auch eine Belastung sind“, so Köhn. Daher wolle er sich in und für die Stadtgesellschaft engagieren und freue sich, dafür zwei Partner gewonnen zu haben: den „Mannheimer Morgen“ und Next Mannheim, Tochtergesellschaft der Stadt für Existenzgründer, kulturelle Stadtentwicklung und Kreativwirtschaft.
Chefredakteurin Miriam Scharlibbe grüßt mit herzlichem „Moin“
Dank Next Mannheim gibt es Musik an Bord. Noch ehe die MS Karlsruhe ablegt, sorgt Soulshine Music, das Musikprojekt von Gitarrist und Sänger Klaus Schimmer mit Dan Arthur, für sanfte, gut unterhaltende Klänge. „Wir haben tolle Partner“, freut sich Hafendirektor Uwe Köhn ebenso über die Musik wie über die gute Resonanz bei den „MM“-Lesern. Um sie zu begrüßen, ist zudem die neue „MM“-Chefredakteurin Miriam Scharlibbe an Bord. Kaum hat die MS Karlsruhe im Mühlauhafen abgelegt, heißt sie die rund 300 „MM“-Leser mit einem herzlichen „Moin“ willkommen. Schließlich hat sie zuletzt in Schleswig-Holstein gearbeitet und ist gespannt, nun Mannheim vom Wasser aus kennenzulernen. „Sie glauben gar nicht, wie mir das Herz aufgeht“, sagt sie.
Aber da ist sie nicht alleine. Ständig ist zu hören, wie sich die Passagiere auf diesen Abend, auf diese Gelegenheit zur Hafenrundfahrt freuen – weil es das Angebot seit dem Ruhestand vom Kapitän des Mannheimer Fahrgastschiffs MS Kurpfalz ja derzeit gar nicht mehr ständig gibt. Viele an Bord erleben eine Premiere. „Es ist toll“, sagt etwa Christian Schulze, „das alles mal vom Wasser aus zu sehen.“ „Unheimlich beeindruckt“, äußert sich auch Martina Matuschewski, als die MS Karlsruhe gerade das Großkraftwerk passiert.
Leser genießen „eine richtig schöne Entschleunigung“
Bis zum Rheinauhafen erstreckt sich die Tour zu Berg an diesem Abend, vorbei an Hafenanlagen, Lagerhäusern, einigen der insgesamt 100 Kräne, der BASF, aber auch grünen Paradiesen wie der Reiß-Insel auf Mannheimer Seite oder gegenüber die Parkinsel. Kurz nach der Altriper Fähre dreht das Fahrgastschiff mitten auf dem Rhein, um dann wieder den Mühlauhafen anzusteuern.
Zwei Dieselmotoren mit je 400 PS treiben das 45,85 Meter lange Fahrgastschiff an, dazu kommt ein Bugstrahlruder mit eigenem Antrieb. „Das macht uns deutlich manövrierfähiger“, erklärt Schiffsführer Sascha Balzer, warum das Wenden trotz des großen Schiffs so kinderleicht wirkt, obwohl es mit 9,70 Metern Höhe sehr windanfällig ist. Mit Sven Schmit hat er das Kommando auf der Brücke. Zwischendurch lässt er aber auch Luisa Weber und Steffen Schröter ans Ruder, die beide schon Steuerleute sind, aber denen noch ein paar Ausbildungsstunden zum Kapitän fehlen. Für die Passagiere enorm leise, fast lautlos gleitet die MS Karlsruhe langsam auf dem Strom.
„Die ist wirklich sehr leise, sehr ruhig, das genießt man richtig“, strahlt Carmen Kiefner. „Eine richtig schöne Entschleunigung“ und „eine sehr schöne Gelegenheit“ bedeute die Fahrt für sie: „Man sieht nun mal vom Wasser aus die andere Seite der Heimat“, so Kiefner. Auch Anna Bortolf gefällt es an Bord „sehr gut“, lobt sie. „Ich habe das alles so noch nie gesehen, nur vom Fahrrad aus oder aus dem Auto, aber das ist ja alles viel riesiger, als es mir dabei immer vorgekommen ist“, staunt sie.
„Ein schönes Schiff“, lobt ebenso Rolf Banschbach. Und die Fahrt entlang der Hafenanlagen sei „schon sehr beeindruckend“, so Banschbach: „Das sind Riesenanlagen!“ Genau diese, wie auch er formuliert, „riesigen Gelände“ machen indes Rolf Enders nachdenklich. „Irgendwie sind sie in die Stadt nicht integriert, sind für die Stadt fremd“, merkt er an, und fragt sich, ob die wirklich alle benötigt würden.
Schon deshalb ist Jochen Graeff, Inhaber der gleichnamigen Mannheimer Spedition, dankbar, dass die Hafen-Gesellschaft und der „MM“ diese Hafenrundfahrt ermöglichen. „Man muss den Menschen immer wieder rüberbringen, wie wichtig unser Mannheimer Hafen für die Mannheimer Wirtschaft ist“, betont er.
„Die Güter verändern sich, sie werden werthaltiger“
Und das macht Hafendirektor Uwe Köhn auch – nicht nur gegenüber den „MM“-Lesern. An einem Vormittag hat er zudem knapp 200 Viertklässler von drei Grundschulen in der Nähe des Hafens eingeladen, mit der MS Karlsruhe zu fahren. Da ist dann Michael Schröder dabei, Professor für Spedition, Transport und Logistik an der Dualen Hochschule, der Köhn spontan angeboten hat, den Schülern das Thema Schifffahrt und Mannheim zu erklären.
Bei den „MM“-Lesern greift Köhn zwischen der Musik des Duos Soulshine Music immer wieder selbst zum Mikrofon, um zu erläutern, was die Passagiere an Land gerade sehen. Im Mühlauhafen ist es etwa das Containerterminal von Contargo mit seinen vier gigantischen Portalkränen, das eine wichtige Schnittstelle für den Containertransport zwischen den westlichen Seehäfen, der Metropolregion und dem europäischen Hinterland darstellt. Viel fotografiert wird von den „MM“-Lesern aber auch, als die knallrot lackierte „MÜB“ auftaucht. Die Mobile Übungsanlage Binnengewässer ist ein schwimmendes deutsch-französischen Ausbildungszentrum, in dem Feuerwehrleute Schiffsbrände, Gefahrgutunfälle oder Menschenrettung üben können.
1100 Hektar Fläche, 22 Kilometer Kaianlagen – Köhn kann immer wieder mit beeindruckenden Zahlen aufwarten. So böten die 420 im Hafengebiet ansässigen Unternehmen immerhin 14.000 Arbeitsplätze, und ein Binnenschiff ersetze 200 Lkw-Touren und sei daher das geeignete, umweltfreundliche Transportmittel in Zeiten des Klimawandels. Allerdings bekomme der Hafen die Reaktion auf den Klimawandel auch zu spüren, räumt Köhn ein – weil das Großkraftwerk weniger Kohle verbrenne, sinke der wasserseitige Güterumschlag auf unter sieben Millionen Tonnen jährlich. Das sei aber keine schlechte Nachricht, da nur die Tonnage sinke: „Die Güter verändern sich, sie werden werthaltiger“, betont er.
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