Freizeit

Das gibt es auf dem Mannheimer Museumsschiff zu entdecken – eine Führung

Lange war die Zukunft ungewiss, jetzt ist das Museumsschiff in Mannheim sogar ein Denkmal. Das erfahren Besucher bei einer Führung auf der „Mainz“.

Von 
Roland Schmellenkamp
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Das Museumsschiff an seiner Liegestelle in Mannheim am Neckar. © Roland Schmellenkamp

Mannheim. Riesige Kolben setzen sich in Bewegung, die Kurbelstangen drehen sich, außen am Schiff setzen Schaufelräder mit fast vier Metern Durchmesser Wasser in Bewegung. Doch das Museumsschiff legt nicht ab, der mit über 83 Metern größte historische Raddampfers Deutschlands bleibt fest vertäut an seinem Liegeplatz unter dem Mannheimer MVV-Gebäude unterhalb der Kurpfalzbrücke am Neckar.

Der Antrieb wurde nicht wie früher über die Dampfmaschine in Bewegung gesetzt, sondern über einen Hilfsmotor an der Welle. Der Verein Museumsschiff Mannheim betreibt das den Raddampfer seit Sommer 2024 und öffnet es gelegentlich für Vorträge oder Führungen, im September soll es wieder einen solchen geben.

Mannheimer Museumsschiff lief 1929 vom Stapel

Schriftführerin Sabine Pich erläuterte bei der Führung: „Es war das tausendste Schiff, dass auf der Werft vom Stapel lief, deshalb hat man sich besonders Mühe gegeben.“ Das war 1929, eine Zeit, in der die meisten Schiffe schon mit Dieselantrieb und Schiffsschraube liefern. Doch die „Mainz“ der Köln-Düsseldorfer Dampfschifffartsgesellschaft (KD) sollte auch für Rheinromantik stehen, deshalb Dampf und Schaufelräder.

So sehen die Schaufeln des Raddampfers „Mainz“ in Mannheim aus. © Roland Schmellenkamp

Sie hatte weitere Besonderheiten: 900 PS und ein entsprechender Rumpf verhalfen zu Geschwindigkeiten von über 22 km/h flussaufwärts. Außerdem hatte es eine umlaufende Galerie und einen Speisesaal mit 160 Sitzplätzen, aber ohne Zwischenstützen, so dass die Gäste zwischen Mainz und Köln stets Panoramablick hatten.

Im Weltkrieg wurde der Expressdampfer für eilige Transporte verwendet, gegen Kriegsende in einem Altrheinarm „versteckt“, deshalb kam das Schiff mit 328 Einschüssen durch Tiefflieger davon und konnte schnell repariert werden. Zuerst wurde es für Erholungsfahrten der US-Soldaten genutzt, dann als Hotelschiff in Düsseldorf und schließlich wieder für Touristen. 1955 wurde die Kohlefeuerung auf Öl umgestellt. „Das Essen war gediegen“, so Pich. Sieben Köche bereiteten am Kohleherd Mahlzeiten zu, 16 Kellner versorgten bis zu 2600 Passagiere - meist waren jedoch deutlich weniger an Bord.

Mannheimer Museumsschiff ging bei Unfall 1956 unter

„Es war eine Kunst den Dampfer zu fahren, dazu gehörte technisches Wissen und Erfahrung“, erläutert Pich ganz oben im Schiff, dort wurde es gesteuert. Dazu erhielt der Maschinist mit einem speziellen Gerät Anweisungen, wie viel Kraft auf die Schaufelräder kommen soll - also beispielsweise „Voraus Langsam“. Zu einem folgenschweren Fehler kam es1956: Bei einem Wendemanöver rammte ein Motorgüterschiff die „Mainz“, die sank schnell. Riesige Hebeböcke bargen das Schiff, das danach instand gesetzt und modernisiert wurde. 1980 fand die letzte Fahrt statt.

Schriftführerin Sabine Pich bei der Führung über das Mannheimer Museumsschiff. © Roland Schmellenkamp

Die „Gesellschaft zur Förderung des Deutschen Rheinschifffahrtsmuseums in Mannheim e. V.“ renovierte den Dampfer und überließ ihn 1986 dem Technoseum. Das wollte ihn vor einigen Jahren verschrotten lassen, angeblich sollten die Instandsetzungskosten exorbitant hoch sein. Doch der Mannheimer Schifffahrtsverein, engagierte Bürger und schließlich eine Mehrheit im Gemeinderat setzten sich für den Erhalt ein. Vor gut zwei Jahren unterschrieben der Vorsitzende Rolf Götz und sein Stellvertreter Christian Kühnle vom „Verein Museumsschiff Mannheim e. V.“ einen Überlassungsvertrag mit dem Technoseum.

Die Bundesregierung bewilligte einen Zuschuss von 300.000 Euro, das Land 100.000 Euro, das Technoseum überwies dem Verein die 250.000 Euro betragende Instandhaltungsrücklage, die Stadt gab 50.000 Euro dazu und es halfen zahlreiche Sponsoren wie die MVV (Fernwärme-, Wasser- und Stromanschlüsse), das Großkraftwerk, die Hafengesellschaft, Elektro Heinemann, die Sparkasse und viel ehrenamtliche Arbeit, um das Schiff in den Zustand zu versetzen, in dem es heute ist.

Engelbert Kappen erläutert Besuchern, wie die Dampfmaschine funktioniert. © Roland Schmellenkamp

Pich erklärt, dass es für die ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder eine „Daueraufgabe“ sei: „Es gibt immer sehr viel zu tun!“ Sie war dem Dampfer bereits 1985 als Volontärin beim Museum begegnet, „damit entstand meine Begeisterung für die Schifffahrt“. Damals wurde er in „Mannheim“ umbenannt.

In den Jahren danach war sie beruflich anderweitig tätig, aber engagiert sich nun als Rentnerin wieder dafür und konnte für die Infotafeln auf ihre alten Texte zurückgreifen. Ziel sei, einen öffentlichen Ort zu schaffen, an dem sich alle Generationen austauschen können. Ein nächster Schritt dazu ist die Eröffnung einer Ausstellung mit Modellen von Schiffen, die am Oberrhein genutzt wurden. Für Führungen seien die Ressourcen begrenzt, weil alles ehrenamtlich organisiert werde.

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Wobei wir wieder bei den riesigen Kolben sind, die Engelbert Kappen per Knopfdruck in Bewegung gesetzt hat. Er führte die Besuchergruppen durch den Maschinenraum: „Die Köln-Düsseldorfer Schiffe sind seit 50 Jahren mein Hobby, die Kenntnisse auch über den Dampfantrieb habe ich mir angeeignet“, erzählt er. Verständlich erläutert er den Besuchern, wie das Wasser erst auf 1200 Grad und der Dampf schließlich auf 290 Grad erhitzt wird.

Und auch, wieso es zwei Kolben gibt, von denen der eine viel größer ist, aber beide ungefähr gleich viel Kraft liefern: „Im ersten verliert der Dampf von rund 12,5 Bar Druck ungefähr zwei Drittel. Bei frühen Dampfmaschinen verpuffte er dann ungenutzt, hier wird er im zweiten Zylinder verwendet. Diese Dampfmaschine ist deshalb effizienter als Einzylindermotoren.“

Infos zum Museumsschiff und Öffnungszeiten gibt es auf der Homepage des Vereins Museumsschiff Mannheim

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