Mannheim

Masterplan Mobilität: Diskussion in Stadtteilforen gestartet

Wie soll Mobilität in Mannheim gestaltet werden? Darum ging es beim Start der Stadtteilforen zum Masterplan Mobilität 2035. Auch Bürger beteiligten sich mit Vorschlägen

Von 
Sylvia Osthues
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Diskussionsrunde zum Radroutennetz. Auch zu den Themen Fußgänger, ÖPNV und Kfz-Verkehr machten sich die Teilnehmenden Gedanken. © Sylvia Osthues

Mannheim. Mehr als 50 Teilnehmende konnte Bürgermeister Ralf Eisenhauer beim ersten Stadtteilforum zum Masterplan Mobilität 2035 im Technischen Rathaus begrüßen. Dabei ging es um die Kernstadt (Innenstadt/Jungbusch, Schwetzingerstadt/Oststadt, Lindenhof).

Der Bürgermeister erklärte: „Mobilität ist entscheidend für das Jetzt und Hier, und auch in der Zukunft sind wir darauf angewiesen, dem Klimawandel entgegenzuwirken.“ Hierzu habe die Stadt ein Leitbild 2035 beschlossen. Die Arbeiten am Rahmenplan hätten vor drei Jahren begonnen. „Das Stadtteilforum Kernstadt ist der Auftakt zur dritten Beteiligungsrunde“, erklärte Michael Glatthaar vom Büro Proloco, der die Veranstaltung moderierte. Dabei werde die Erarbeitung von künftigen Maßnahmen in den Mittelpunkt gestellt.

Ziel: Reduktion von CO2

Zu den Herausforderungen des Masterplans Mobilität 2023 erklärte Jan Schubert vom Gutachterbüro IVAS: „Vor dem Hintergrund des Pariser Klimaabkommens geht es um eine Reduktion von CO2.“ Ziel des Landes Baden-Württemberg bis 2040 sei eine Reduktion der CO2-Emissionen um 77,5 Prozent. Dieses Ziel müsse Mannheim erreichen. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten gehörten eine Verbesserung von ÖPNV und Radverkehr sowie die Dekarbonisierung von Kraftfahrzeugen. Gesamtstädtische Ansätze seien unter anderem Aus- und Neubau von Radschnellwegen, sichere und attraktive Fußgänger-Wegenetze, urbane und klimaangepasste Plätze sowie Barrierefreiheit.

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Wichtig beim ÖPNV sei der Ausbau und die Aufwertung der S-Bahn-Achsen, aber auch eine Stadtbahnerweiterung, beispielsweise im Glücksteinquartier. Ziel beim Kraftverkehr sei Tempo 50 auf den Hauptverkehrsstraßen und Tempo 30 abseits davon. Im Jungbusch geplant seien eine Neuordnung der Verkehrsströme und die Entlastung von bebauten Gebieten. Das Gehwegparken ist in Umsetzung. Geplant seien hier Quartiersgaragen, Ausbau von Leihangeboten, Ausweitung des gebührenpflichtigen Parkens, langfristige Erhöhung der Gebühren für Bewohnerparken sowie Förderung der Elektromobilität.

Verkehrsversuch weiterdenken

Im Kerngebiet vorgesehen sei die Neuordnung der Verkehrsströme und -Achsen, beispielsweise durch Entlastung der Jungbuschbrücke vom Kfz-Verkehr und Aufwertung für den Radverkehr sowie enge Radverkehrsanlagen am Kurpfalzkreisel. Zur Verkehrsberuhigung geplant seien eine flächenhafte Ausweitung von Tempo 30, bauliche Elemente zur Reduktion der Geschwindigkeit, Tempo 20- und Begegnungszonen (unter anderem abschnittsweise auf der Kunststraße) sowie ein Weiterdenken des Verkehrsversuchs.

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Zur Aufwertung der öffentlichen Räume vorgesehen sind unter anderem der Rückbau von Hochleistungsknoten und die Verlagerung von Parkständen aus dem öffentlichen Raum (Luisenring, Friedrichsring, Kaiserring, Parkring und Seckenheimer Straße), außerdem die Schaffung von Sitzgelegenheiten und „kühlen Inseln“, beispielsweise durch Sprühnebel am Toulonplatz.

Nach zwei intensiven Gruppendiskussionsrunden präsentierte Michael Glatthaar das Ergebnis zum Thema Radroutennetz: „Es gab drei Kernaussagen: mutig sein beim Fußverkehr, bei der Planung des öffentlichen Raums sowie bei der Planung der Radwege.“ Hinweise habe man auch zur Umgestaltung und Beseitigung von Stolpersteinen und Mängeln erhalten.

Einführung von Park & Ride

Die meisten Meldungen gab es zur sicheren Querung der Radwege durch die Quadrate sowie ein Für und Wider zum Befahren von Einbahnstraßen in entgegengesetzter Richtung. Zum Thema Kfz erklärte Schubert: „Es ging vor allem um den ruhenden Verkehr, insbesondere vor Schulen, sowie um das Anwohnerparken.“ Vorgeschlagen als Alternative für Kfz-Besitzer in der Innenstadt wurde eine Doppelnutzung von Parkhaus-Stellplätzen. Kraftfahrzeuge von außerhalb sollten vor der Stadt durch Park & Ride abgefangen werden.

Dirk Ohm vom Gutachterbüro IVAS präsentierte die Vorschläge zum ÖPNV: „Dabei ging es nicht so sehr um die Stadtteile, sondern es wurde weiter in die Region gedacht - nämlich regionale Fahrgäste und Pendlerverkehr rauszuhalten aus der Innenstadt.“ Bemängelt wurden die Stadtbahnverbindungen und eine schlechte Erreichbarkeit der Schnittstellen.

Große Debatte um Seilbahn

Es wurde auch ein Bogen geschlagen zu betrieblichen Mobilitätsmaßnahmen. Eine große Diskussion habe sich überraschenderweise ergeben zur Seilbahn. Zum Fußverkehr erklärte Hendrik Sander vom Büro orangeedge: „Es gab einen großen Spagat, wie das ganzheitlich aussehen soll - es ging um Visionen und den Mut, beim Umsetzen Synergien zu erzeugen.“ Alle seien letztlich Fußgänger, egal, ob sie mit dem Auto kommen würden oder nicht. Fußgänger müssten deshalb im Mittelpunkt stehen.

Kritisiert wurden die Verkehrskontrollen in Mannheim, die „stark verbesserungswürdig“ seien. Außerdem gab es Detailvorschläge zu einzelnen Plätzen. Bürgermeister Ralf Eisenhauer dankte den Diskussionsteilnehmenden für ihr Engagement. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung würden nun in den weiteren Bearbeitungsprozess des Masterplans mit einfließen. Bis Anfang 2024 soll das fertige Konzept dann dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden, so Bürgermeister Eisenhauer.

Freie Autorin

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