Jahrestag

Mannheimerinnen und Mannheimer gedenken Opfer des 7. Oktober 2023

Mit einer Mahnwache haben am Montagabend bis zu 300 Mannheimerinnen und Mannheimer der Opfer des Terrorangriffs der Hamas vor einem Jahr und dem daraus resultierenden Kriegs gedacht

Von 
Sebastian Koch
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Bis zu 300 Menschen haben an der Kundgebung auf dem Mannheimer Paradeplatz teilgenommen. © Thomas Tröster

Mannheim. Mehrere Hundert Menschen haben am Montagabend auf dem Mannheimer Paradeplatz anlässlich des ersten Jahrestags des Überfalls der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel der Opfer gedacht. Wie die Polizei mitteilte, sind bei der Kundgebung, die ein Bündnis rund um die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) organisiert hat, zwischen 250 und 300 Personen zusammengekommen. Unter ihnen waren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, der DIG und des Gemeinderats sowie der frühere Oberbürgermeister Peter Kurz, beide Dekane der Kirchen sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgesellschaft.

DIG-Vorsitzender Chris Rihm erklärte zu Beginn, Mannheim hoffe, dass sich die Situation im Nahen Osten nicht weiter zuspitze. Israel sei zum militärischen Handeln gezwungen, weil alle diplomatischen Bemühungen gescheitert waren, sagte Rihm und verwies auf erneute Angriffe von Hamas und Hisbollah auf Israel am Montag. "Auch in Mannheim und der Region beten wir, dass sich die Spirale der Gewalt, die von Israels Feinden ausgeht, nicht weiter zuspitzt."

Unter ihnen war auch Oberbürgermeister Christian Specht. © Thomas Tröster

Rihm, der auch für die Grünen im Gemeinderat sitzt, kritisierte, dass nach dem Überfall der Hamas auf Israel zu schnell eine Täter-Opfer-Umkehr stattgefunden habe und noch immer stattfinde. In diesem Zusammenhang gelte es auch jenen Unschuldigen zu gedenken, die in Gaza und im Libanon sterben. Das durch die Hamas und Hisbollah verursachte Leid sei groß, sagte Rihm. "Die eigene Bevölkerung wird als Geisel für einen sinnlosen Krieg genommen. Menschenleben spielen dort leider keine große Rolle."  

Mannheims Oberbürgermeister denkt auch an Partnerstadt Haifa im Norden Israels

Rihm kritisierte - wie auch der SPD-Landtagsabgeordnete und Beauftragte seiner Fraktion gegen Antisemitismus, Boris Weirauch -, dass nach dem 7. Oktober 2023 der Antisemitismus zugenommen habe. Der DIG-Vorsitzende kritisierte zudem die regelmäßigen palästinensischen Demonstrationen in Mannheim. "Jüdinnen und Juden werden inzwischen auch in Mannheim offen auf der Straße, aber auch digital bedroht. Wurde aus ,Nie wieder ist Jetzt' wirklich innerhalb eines Jahres ,Wieder ist jetzt'?", fragte Rihm.

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Christian Specht (CDU) erklärte, die Bilder der Geiseln, die die Organisatoren in den Rasen auf den Paradeplatz gesteckt hatten, würden auf das Leid hinwiesen, welches die Gefangenen zu ertragen hätten. Mannheims Oberbürgermeister erinnerte an die Partnerstadt, die im Norden Israels vom Raketenbeschuss der Hisbollah betroffen sei. "Unsere Gedanken sind heute auch in Haifa." Die Taten und Bilder des 7. Oktobers 2023 hätten sich "tief in unser Gedächtnis eingeprägt", sagte Specht. Durch die Live-Übertragung des Massakers ins Internet hätten die Hamas-Terroristen, die Specht als Auslöser für den gegenwärtigen Krieg bezeichnete, für maximales Aufmerksamkeit gesorgt. "Das ist das Wesen des Terrors. Terror soll Angst erzeugen und das Grundvertrauen in die Funktionsfähigkeit des Staats erschüttern."

Mannheims OB Specht: "Die Menschlichkeit verlangt, um alle Opfer zu trauern"

Der Christdemokrat zitierte die jüdische Filmemacherin Esther Schapira, laut der der 7. Oktober 2023 kein Terroranschlag, sondern der Beginn eines neuen globalen antisemitischen Krieges war, in dem alle Jüdinnen und Juden angegriffen werden. Specht versicherte, die Kundgebung mache deutlich, dass die Jüdische Gemeinde "ohne jede Einschränkung" zu Mannheim gehöre und ihre Mitglieder "jedes Recht" hätten, ihre Religion frei auszuüben und ohne Furcht in Mannheim zu leben. Für Antisemitismus gebe es keine Rechtfertigung. "Wir haben das Traumatisierende dieses Anschlags vor allem bei unseren jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen begriffen." Später sagte er, es sei "unsere gemeinsame Verantwortung, dafür zu sorgen, dass ,Nie wieder' jetzt ist." Gleichzeitig verurteilte Specht einen Generalverdacht gegen muslimische Bürgerinnen und Bürger, wenn diese sich mit den palästinensischen Opfern solidarisierten. 

Specht betonte, dass die Menschlichkeit es verlange, um alle Opfer des Krieges zu trauern. "Jedes Menschenleben ist unabhängig von Religion, Hautfarbe oder Nationalität gleich viel Wert", sagte der Oberbürgermeister. Dabei dürfe man aber nicht die Fehler einer Opferarithmetik und einer Täter-Opfer-Umkehr machen. "Es ist die perfide Taktik der Terroristen, Waffen und Kämpfer zwischen zivilen Opfern zu verstecken", sagte Specht. "Diese Kriegstaktik ist die Ursache für das große Leid."

Neben Specht, Weirauch und Rihm sprachen Staatssekretärin Elke Zimmer (Grüne), FDP-Stadtrat Volker Beisel sowie weitere Redner. Sie verurteilten den Angriff der Hamas sowie die nachfolgenden Angriffe auf Israel scharf und forderten die Freilassung aller Hamas-Geiseln. Beisel bezeichnete den Terrorakt vom 7. Oktober 2023 als einen Angriff auf die gesamte freie Welt.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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