Mannheim. Freude. Ja, vielleicht auch etwas Euphorie. Feiern. Lernen. Den Blick nach vorne gerichtet, gleichzeitig aber auch stets die Herausforderungen der vergangenen Jahre im Hinterkopf: Das Uni-Schlossfest am Samstag hat viele Eindrücke vereint. Über allem steht die Erleichterung, dass sich nach zwei Corona-Jahren und einem Unwetter wieder zahlreiche Menschen zum gemeinsamen Austausch, zum Tanzen und auch zum Zuhören im Schloss treffen können. Unter ihnen sind auch viele der fast 4000 Menschen, die vergangene Woche ihr Studium an der Universität begonnen haben.
„Schmeißen Sie sich richtig in ihr Studium rein. Das sind sie sich selbst, ihren Eltern und dem Staat, der Ihnen über die Gebäude und die Lehre, die finanziert wird, die Chance gibt zu studieren, schuldig“, fordert der Rektor der Universität, Thomas Puhl, den wissenschaftlichen Nachwuchs bei der Begrüßung im Schneckenhof auf. „Nutzen Sie aber auch die Freiheit, die sich Ihnen nun bietet - dazu gehören neben dem ernsthaften Studium auch die Partys“, sagte er weiter.
Tücken Künstlicher Intelligenz
Wissenschaftliches Arbeiten und Party - was wie die Beschreibung eines idealen Studentenlebens klingt, könnte auch das Motto des Abends im Ostflügel des Schlosses sein. Während in den Innenhöfen gegessen und Musik gespielt wird, bietet die Universität beim Science Marathon Einblicke in Forschungsprojekte. Jeweils 20 Minuten sprechen Professorinnen und Professoren in einem Hörsaal über ihre Arbeit. Für viele Erstsemester ist das in mehrerlei Hinsicht ein Vorgeschmack auf das, was kommt: Denn neben der stickigen Luft in einem vollen Hörsaal, in dem Menschen auch auf der Treppe sitzen und an der Wand stehen, berichtet etwa Heiko Paulheim unterhaltsam über Tücken Künstlicher Intelligenz. Wie etwa führt ein Navi ein autonom fahrendes Auto von A nach B, ohne dabei die Straßenverkehrsordnung zu beugen? Indes geht Richard Traunmüller der Frage nach, wie frei die freie Meinungsäußerung in einer liberalen Demokratie wirklich ist. Zwischen juristischer Meinungsfreiheit und der sozialwissenschaftlichen gibt es Unterschiede, lässt sich aus dem Kurzvortrag heraushören.
Im Schneckenhof heißt derweil auch Peter Kurz die Erstsemester willkommen. „Sie haben die Aussicht auf ein reales Studienleben, das nicht überwiegend virtuell stattfindet“, hofft der Oberbürgermeister. „Ich drücke die Daumen, dass aus den Themen Pandemie und Energieknappheit keine Querschläger mehr kommen werden.“ Das traditionelle Schlossfest drücke die Verbundenheit zwischen Stadt und Universität aus, sagt Kurz.
Veranstaltung fällt kleiner aus
Die Veranstaltung fällt in diesem Jahr allerdings kleiner aus als gewohnt - auch das eine Folge der Pandemiejahre. So wurde am Samstagabend nur der Ostflügel des Schlosses bespielt. Im Stiler Hof, dem Food Court, steht Anja Görlitz in einer langen Schlange vor dem Bratwurststand an. Die gebürtige Heidelbergerin hat bis vor drei Jahren im Schloss studiert, ehe es sie beruflich nach München zog. „Ich bin froh, mal wieder hier zu sein und alte Studienfreunde an bekannten Orten zu treffen“, sagt sie. Dass das Fest in diesem Jahr erstmals auch Eintritt kostet, stört Görlitz dabei nicht. „Die Organisatoren sind ein Risiko eingegangen, deshalb kann man die 5 Euro schon verkraften.“ Anderer Meinung ist bei dieser Frage Sven Leise. Zusammen mit seinem Bruder, der an der Universität studiert, ist der 30-Jährige zum Fest nach Mannheim gekommen. „Für ein Steak mehr als 5 Euro zu verlangen, wenn man sowieso schon Eintritt bezahlt hat, find ich unschön“, sagt er. „Studis haben es im Moment sowieso nicht so dicke.“ Vom Steak abgehalten hat ihn das aber offensichtlich nicht.
Wie berichtet hatte Betty Kübe, Geschäftsführerin der Universität Mannheim Service und Marketing GmbH und Hauptorganisatorin des Schlossfests, Ende Juli dieser Redaktion erklärt, dass man sich „schweren Herzens“ entschlossen habe, 5 Euro Eintritt zu verlangen. „Wir brauchen einfach einen zusätzlichen Beitrag zur Kostendeckung.“ Schließlich werde es nur eine deutlich kleinere Besucherzahl geben können, hieß es.
Unter anderem aus dem Rektoratshof dringen indes musikalische Klänge durch die Gänge des Ostflügels. Das Förderprogramm Bandsupport von Next Mannheim gibt den fünf Newcomergruppen Piya, Kies, Emma, Florid und Enya die Chance, sich im immer wieder einsetzenden Regen zu präsentieren. Aber auch in der Kulturszene etablierte Player wie die Jazzband des Ella&Louis, das Capitol oder auch das Schatzkistl sind genauso Teil des Programms wie die abschließende Party im Schneckenhof.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-mannheimer-uni-schlossfest-zwischen-party-und-forschung-_arid,1994373.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Start ins Semester im Ungewissen - mal wieder