Mannheim. Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit Sulaiman A. am 31. Mai 2024 auf dem Marktplatz Rouven Laur getötet und weitere sechs Menschen teilweise schwer verletzt hat. Das Urteil gegen ihn ist rechtskräftig, der Prozess vorbei. Für die Opfer ist die Tat aber nicht abgeschlossen. Sie werden wohl noch lange Zeit unter deren Folgen leiden.
„Abschließen kann man ein Leben lang nicht“, sagte Wolfram Schädler bei der Podiumsdiskussion des „Mannheimer Morgen“ im Ella & Louis zum Prozess. Schädler vertritt die Schwestern des getöteten Rouven Laurs. Aber auch Michael Stürzenberger, der das eigentliche Ziel des Anschlags war, und Zeugen leiden unter der Tat. Ein Überblick über die Personen, deren Vertretungen an der Podiumsdiskussion teilgenommen haben.
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Familie Laur
Die Anwältin der Eltern von Rouven Laur, Julia Mende, erzählt von der anhaltenden Trauerbewältigung. „Das lässt einen natürlich nicht los. Das ist ein sehr langer Prozess, bis man sagen kann, dass das Leben weitergeht“, sagt Mende. Vor diesem Hintergrund sei es für die Familie wichtig gewesen, am Ende des Gerichtsprozesses gegen Sulaiman A. mit ausführlichen Statements das Wort vor dem Staatsschutzsenat ergreifen zu dürfen. Sie seien dankbar gewesen, so Rouven Laur noch einmal eine Stimme geben zu können. Auch Schädler lobt: „Dass die Opfer so zu Wort gekommen sind, habe ich in anderen Prozessen in dieser Wucht nicht erlebt.“
Michael Stürzenberger
Der umstrittene Islamkritiker Michael Stürzenberger war das eigentliche Ziel des Anschlags vom 31. Mai 2024. Ihn hat Sulaiman A. mit dem Jagdmesser töten wollen. Stürzenberger hat mehrere Stiche schwer verletzt überlebt. Nach dem Anschlag hat er sich aus der Öffentlichkeit vollständig zurückgezogen und auch keine Veranstaltung des Vereins PAX Europa besucht, mit dem er am 31. Mai auf dem Marktplatz war. Peter Dürr erzählt von Drohungen, die sein Mandat seit dem Anschlag erhält. In Foren etwa werde geschrieben, dass Sulaiman A.s „Job noch vollendet werden“ müsse. „Das besorgt Herrn Stürzenberger schon sehr“, erklärt Dürr. In gewisser Weise sei so nicht nur Sulaiman A. lebenslänglich verurteilt worden, sondern auch die Opfer der Tat, die unter den Folgen leiden.
Yussuf Kazem
Im Getümmel nach der Attacke auf Stürzenberger hatte Kazem, der als Passant auf dem Marktplatz war, Sulaiman A. kurzzeitig am Boden fixiert. Ein weiterer Zeuge, dessen Rolle bis heute unklar ist, prügelte anschließend auf Kazem ein und riss diesen von Sulaiman A. weg, der anschließend auf Rouven Laur einstach. Er stelle sich immer wieder die Frage, warum er Sulaiman A. nicht festhalten konnte, warum auf ihn eingeprügelt wurde und warum Rouven Laur hat sterben müssen, erzählt Kazems Anwältin Sophia Brinkmann. Diese Fragen seien auch nach dem Urteil nicht beantwortet. „Das macht es für ihn unheimlich schwer, abzuschließen.“ Für Kazem und die anderen Opfer werde es immer ein „vor dem 31. Mai 2024“ und ein „nach dem 31. Mai 2024“ geben. Kazem befindet sich seit dem Anschlag in therapeutischer Behandlung, leide unter Schlaf- und Angststörungen und könne derzeit nicht arbeiten, erzählt Brinkmann. „Das wird noch einige Zeit dauern.“
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