Podcastaufzeichnung

Nach Prozess zur Mannheimer Messerattacke: „Abschließen kann man ein Leben lang nicht“

Der Messerangriff in Mannheim erschüttert die Familie Laur weiter tief. Bei einer Podiumsdiskussion des „Mannheimer Morgen“ sprechen die am Prozess beteiligten Anwälte.

Von 
Marco Pecht
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Kontroverse Diskussion: Wie ist der Prozess um den Mannheimer Messerangriff zu bewerten? © Christoph Blüthner

Die Familie des beim Messerangriff in Mannheim getöteten Polizisten Rouven Laur leidet noch immer unter dem Verlust. Das sagten die Anwälte der Eltern und der Schwester von Laur am Dienstagabend bei der Live-Podcast-Veranstaltung „Verbrechen im Quadrat“ des „Mannheimer Morgen“ im „Ella & Louis“ in Mannheim.

Der Anwalt einer der Schwestern von Rouven Laur, Wolfram Schädler, betonte: „Abschließen kann man ein Leben lang nicht“. Dennoch gebe es auch wieder frohe Momente.

Der aus Afghanistan stammende Sulaiman A. hatte bei einem Angriff auf den Infostand des bekannten Islamkritiker Michael Stürzenberger am 31. Mai 2024 den Polizisten Rouven Laur mit einem Messer tödlich verletzt. Mitte September 2025 wurde Sulaiman A. nach monatelangem Prozess und 36 Verhandlungstagen vom Oberlandesgericht Stuttgart zu lebenslanger Haft mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt. Den trauernden Angehörigen von Rouven Laur sagte der Richter im Gerichtssaal: „Ihr Sohn starb für den Rechtsstaat.“

Es lässt einen natürlich nicht los. Es ist ein sehr langer Prozess, bis man sagen kann, das Leben geht weiter
Julia Mende Anwältin von Rouven Laurs Eltern

Julia Mende, Anwältin der Eltern von Rouven Laur, betonte, wie wichtig die ausführlichen Statements der Mutter und der Schwester vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts in Stuttgart-Stammheim gewesen seien. „Insgesamt ist eine ganz große Last von ihnen abgefallen“, sagte Mende. Das Gericht habe der Familie sehr viel Raum gegeben. Mendes Bericht zufolge leidet die Familie Laur auch mehr als ein Jahr nach der Tat noch sehr am gewaltsamen Tod ihres Sohnes und Bruders. „Es lässt einen natürlich nicht los. Es ist ein sehr langer Prozess, bis man sagen kann, das Leben geht weiter“, beschreibt Mende den Trauerprozess.

Die Podcastaufzeichnung wird auch als Videomitschnitt auf dem Youtube-Kanal des „Mannheimer Morgen“ veröffentlicht. © Christoph Blüthner

Sulaiman A. verübte den Messerangriff aus islamistischen Motiven. Zunächst galt das Attentat, bei dem fünf weitere Menschen verletzt wurden, dem Islamkritiker Stürzenberger, der mit seiner Initiative Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) einen Infostand auf dem Marktplatz hatte. Stürzenberger hat sich seit der Tat aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Das sagte sein Anwalt Peter Dürr. Er habe seit diesem Tag keinen einzigen öffentlichen Auftritt mehr gehabt.

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Stürzenberger leide noch immer sehr am Tod Laurs. Dürrs Angaben zufolge werde sein Mandant noch heute in sozialen Medien bedroht. Dort sei unter anderem zu lesen, „der Job müsse noch beendet werden“. Anwalt Dürr zu den Todesdrohungen: „Das besorgt Herrn Stürzenberger schon sehr.“ Hätte er mit einer solchen Tat gerechnet, hätte er eine solche Veranstaltungen wie in Mannheim nicht abgehalten.

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Bei der Veranstaltung „Verbrechen im Quadrat“ des „Mannheimer Morgen“ wurde ein Podcast zum Abschluss des Prozesses zum Mannheimer Messerangriff aufgezeichnet.

Auf dem von „MM“-Gerichtsreporterin Agnes Polewka und „MM“-Lokalchef Florian Karlein moderierten Podium saßen ebenfalls die Verteidiger des Angreifers Sulaiman A.. Den Angaben von Mehmet Okur und Axel Küster zufolge, befindet sich der Messerattentäter aktuell noch in Stammheim. Seine Strafe werde er aber in einer der hessischen Justizvollzugsanstalten Butzbach oder Schwalmstadt absitzen. Grund dafür ist, dass Sulaiman A. seinen Wohnsitz zum Zeitpunkt der Tat im hessischen Heppenheim hatte.

Der Täter sei mit der Strafe „zufrieden“ gewesen, sagte Sulaimans Anwalt Küster. „Er hat uns auch selbst darum gebeten, keine Revision einzulegen“, ergänzte er. Ziel der Verteidigung sei gewesen, die Anordnung einer Sicherheitsverwahrung zu verhindern. Das sei gelungen.

Es sei schon ein gravierender Unterschied, ob die Schwere der Schuld oder eine Sicherungsverwahrung verhängt werde. Das habe nach Verbüßen der Strafe eine Auswirkung auf die Prognose, erläuterte Küster. Okur fügte hinzu, dass Sulaiman A. die Tat bedauere. „Der Angeklagte hat ja die Tat bereut. Er bereut sie bis heute noch“, sagte Okur. Das seien auch keine Lippenbekenntnisse.

Podcast „Verbrechen im Quadrat“: Die Sonderfolge des Podcasts findet sich auf allen gängigen Plattformen und hier.

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