Verkehr

Mannheimer Masterplan Mobilität: Zweifel an Zeitplan und Finanzierung

Diskussion um Masterplan Mobilität 2035 im Technischen Ausschuss: Gemeinderäte haben Zweifel am Zeitplan und den finanziellen Mitteln.

Von 
Valerie Gerards
Lesedauer: 
Unter anderem mit dem Ausbau des ÖPNV will die Stadt Mannheim die Ziele des Masterplans Mobilität 2035 erreichen. © Markus Proßwitz

Mannheim. Ein verbesserter ÖPNV und Stärkung des Radverkehrs, Anreize und Maßnahmen für eine umweltgerechte Wahl der Verkehrsmittel sowie emissionsfreie Antriebe: Auf dieser Grundlage soll der Masterplan Mobilität 2035 der Stadt Mannheim umgesetzt werden. Die Maßnahmen des Klimamobilitätsplans sollen mit 75 Prozent durch das Land Baden-Württemberg gefördert werden, wenn die Ziele des Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetzes (KlimaaG BW) vom März 2023 erreicht werden.

Die Vorstellung des aktuellen Stands im Ausschuss für Umwelt und Technik am Dienstagabend hat neben Zustimmung zu den Zielen vor allem eine Reaktion bei den Stadträten ausgelöst: Die Frage, wie der Zeitplan eingehalten werden kann und woher die Mittel dafür kommen sollen.

Ein Ziel des Plans: Innenstadt-Parken soll teurer werden

Dirk Ohm, Projektleiter bei dem von der Stadt beauftragten Planungsbüro, stellte dem Gremium drei Szenarien vor, die den Handlungsrahmen und die Strategien zur Steuerung des Mobilitätsverhaltens und des Verkehrs für die nächsten 15 bis 20 Jahre bestimmen sollen.

Die Erkenntnis: Mit der Weiterentwicklung der bereits beschlossenen Maßnahmen, dem Ausbau des ÖPNV oder der Stärkung des Radverkehrs allein werden die Ziele des Klimaschutzes deutlich verfehlt. Das unumgängliche dritte Szenario, um die Klimaziele auch nur annähernd erreichen zu können, ist laut Ohm eine Kombination aus den ersten beiden Szenarien „plus alles, was geht“.

Masterplan Mobilität

  • Mit dem Masterplan Mobilität 2035 soll ein Handlungsrahmen und Strategien zur Steuerung des Mobilitätsverhaltens und des Verkehrs in Mannheim für die nächsten 15 bis 20 Jahre festgelegt werden.
  • Herausforderungen dabei sind unter anderem der Umwelt- und Klimaschutz sowie die Stadtentwicklung einschließlich der demografischen Änderungen.
  • Im September 2021 wurden die Eckpunkte und Ziele für den weiteren Prozess vom Ausschuss für Umwelt und Technik beschlossen.
  • Anfang 2024 soll endgültig über den Masterplan Mobilität entschieden werden. 

Die gute regionale Erreichbarkeit Mannheims, seiner Gewerbegebiete und Güterzentren, verbunden mit einer deutlichen CO2-Minderung und einer Reduktion des motorisierten Individualverkehrs, sind wichtige Ziele des Plans. Dafür sollen die Straßen fahrradfahrer - und fußgängerfreundlicher werden, Parkflächen zurückgebaut und das Parken in der Innenstadt teurer werden. Der ÖPNV soll vor allem dahingehend verbessert werden, die Stadtteile auf direkten Strecken untereinander zu verbinden.

Mehr zum Thema

Kommentar Geld für die Mobilitätswende ist da - nur woanders

Veröffentlicht
Kommentar von
Valerie Gerards
Mehr erfahren
Kommunalpolitik

Wofür die Stadt Mannheim 2024 Geld ausgeben will

Veröffentlicht
Von
Timo Schmidhuber
Mehr erfahren
Mannheim

Taugt Masterplan Mobilität für die Mannheimer Stadtteile?

Veröffentlicht
Von
Astrid Schwörer
Mehr erfahren

Kurzfristig umsetzbare Maßnahmen sollten so bald wie möglich in Angriff genommen werden. Die vielen erforderlichen Schritte wie Stadtbahnstrecken, Brücken und Quartiersgaragen müssen laut Ohm mit hohem Nachdruck planerisch vorangetrieben werden, um bis 2035 nachweisbare Erfolge zu erzielen.

Kritik: "Der Zeitplan ist lächerlich"

Es müsste wohl eher Mobilitätsplan 2040 heißen, meinte Christopher Probst (ML): „Ich teile 80 Prozent des Plans, aber der Zeitplan ist lächerlich.“ Es würden schlichtweg die Rahmenbedingungen für die notwendigen Planungsprozesse fehlen, sagte er unter anderem mit Blick auf den Bahnverkehr und die fehlende zweigleisige Strecke zwischen Mannheim und Heidelberg. Das sei zwar außerhalb des städtischen Zuständigkeitsbereichs, aber Teil des Problems. „Die hohe Politik muss endlich mal beschleunigen. Wir brauchen ganz grundsätzliche Veränderungen. Ich rede hier nicht von Geld.“ Die in Aussicht gestellten Fördermitteln seien bei Bund und Land voraussichtlich nicht zubekommen. „Wir werden anfangen müssen, zu priorisieren.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Thomas Hornung (CDU) blies in das gleiche Horn. Es werde Jahre dauern, die Strategien in eine Finanzplanung zu gießen. „Der Zeitraum ist schlicht nicht einzuhalten. Wir werden Erwartungen bei den Mannheimer Bürgern wecken, die wir nicht erfüllen können.“ Er fragte wie Probst danach, woher das Geld kommen soll. Die Investitionen in Höhe von einer Milliarde Euro würden Belastungen im städtischen Haushalt im dreistelligen Millionenbereich bedeuten, selbst wenn die Fördergelder in Höhe von 75 Prozent kommen würden.

Bevölkerung stärker beteiligen

Reinhold Götz (SPD) bezeichnete die wissenschaftliche Expertise als absolut notwendig. Die Fraktion könnte sich mit allen Zielen des Masterplans identifizieren. Eine Hoffnung auf die benötigten finanziellen Zuschüsse von Bund und Land habe er aber nicht. Die Umsetzung sah er ebenfalls in der Frage der Priorisierung, wie später auch Matthias Pitz (Grüne), Dennis Ulas (Li.Par.Tie) und Bernhard Boll (SPD) betonten.

Götz wünschte sich für die Diskussion aber auch einige Leitplanken. Er forderte mehr Beteiligungsmöglichkeiten für die Bevölkerung und schlug gleichzeitig eine Klausurtagung vor, um auch die Fragestellung im Gremium unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu diskutieren.

Zu der Frage, welche Ziele tatsächlich erreichbar seien, sprach Bürgermeister Ralf Eisenhauer dem Gremium Mut zu: „Was wir als Stadt bei vielen Themen auf den Weg gebracht haben, gibt mir Optimismus, dass wir in den nächsten zehn Jahren nicht schlechter werden.“ Die Bezeichnung Masterplan Mobilität 2035 sei eine Frage der Lesart: 2035 bedeute nicht das Jahr, in dem die Maßnahmen umgesetzt, sondern auf den Weg gebracht seien.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen