Mannheim. Herr Professor Ebert, wer sollte derzeit seine Corona-Impfung auffrischen lassen?
Matthias Ebert: Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut hat Anfang Oktober die wichtigsten Gruppen für eine schnelle Booster-Impfung festgelegt: Sie empfiehlt die zusätzliche Corona-Impfung aktuell vor allem für Menschen über 70 Jahren, Menschen mit schweren Vorerkrankungen oder Immunschwäche, Mitarbeitende im Gesundheitswesen und alle, die - frühestens vier Wochen zuvor - mit nur einer Dosis des Herstellers Johnson & Johnson geimpft wurden. Bei einem mRNA-Impfstoff, also von Biontech/Pfizer oder Moderna, soll die dritte Dosis des gleichen Impfstoffs frühestens sechs Monate nach der zweiten gespritzt werden.
Aber die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen, dass alle vor mehr als sechs Monaten vollständig Geimpften eine Auffrischungsimpfung bekommen. Ist das aus medizinischer Sicht notwendig?
Ebert: Aktuell liegt der Fokus - wie schon bei der ersten Impfkampagne - vor allem auf den besonders gefährdeten Personengruppen. Deren Immunschutz muss nun als erstes auf einen möglichst optimalen Stand gebracht werden. Es gibt aber auch schon erste Studienergebnisse, nach denen eine Booster-Impfung auch für jüngere und nicht vorerkrankte Menschen sinnvoll sein kann. Das wird von der Stiko bereits geprüft und sicher in eine entsprechende Empfehlung einfließen.
Welche medizinischen Folgen kann das Boostern vor Ablauf der sechs Monate haben?
Ebert: Die vorgegebenen Impfabstände sind in Studien erprobt und versprechen optimalen Schutz und gute Verträglichkeit. Sie sollten eingehalten werden, weil sich Abweichungen eventuell negativ auf die Dauer des Immunschutzes auswirken können. Allerdings kann bei Menschen mit einer schweren Immunschwäche oder bei Patienten, deren Immunsystem wegen einer schweren Erkrankung unterdrückt wird, eine frühere Auffrischung sinnvoll sein. Für diese individuelle Entscheidung sollte sich diese Personengruppe mit ihrem behandelnden Arzt in Verbindung setzen.
Corona in der Region
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