Mannheim. Auf einigen der 48 Plätze im Ratssaal standen Blumen. Ein kleiner Abschiedsgruß für die Stadträtinnen und Stadträte, die dem neuen Gemeinderat nicht mehr angehören. In seiner letzten Sitzung hatte der aktuelle noch einmal eine umfangreiche Tagesordnung. Unter anderem beschloss der Rat erste Schritte zur Aufwertung der Innenstadt. Vor allem geht es dabei um die Fressgasse. Die ersten Veranstaltungen wird es schon im Herbst geben - und für die größeren Umbauarbeiten könnte bis Ende des Jahres ein konkretes Konzept vorliegen.
Mannheimer Innenstadt: Kulturveranstaltungen auf Dächern und Kunstwerke in Schaufenstern
Die Ideen, denen die Stadträte am Donnerstag geschlossen zugestimmt haben, waren in der sogenannten City Factory erarbeitet worden. Bei den regelmäßigen Gesprächsrunden hatten sich verschiedene Innenstadt-Akteure vom Bewohnerverein bis zum Handelsverband ausgetauscht und sich auf den Ideenkatalog verständigt.
Der sieht wie berichtet sowohl Veranstaltungen wie auch Umbauten vor. So wird es zwischen 16. und 29. September ein „Dachfestival“ in der Innenstadt geben. Besucher können dabei auf die Dächer bestimmter Gebäuden gehen, wo Kultur- und andere Veranstaltungen geplant sind. Auch die Ausstellung „Die neue Sachlichkeit“, die ab 22. November in der Kunsthalle läuft, soll in der City sichtbar werden. Geschäfte werden zum Beispiel die Möglichkeit bekommen, Drucke der Kunstwerke in ihren Schaufenstern zu zeigen. Darüber hinaus will man im kommenden Jahr in drei Planken-Seitenstraßen Zonen für Straßenkultur einrichten, in denen an Wochenenden ein kleines Programm geplant ist.
Kommt die „Schlangen-Route“ in der Mannheimer Fressgasse?
In der Fressgasse sind laut dem Beschluss auch bauliche Veränderungen vorgesehen: Schon im kommenden Frühjahr oder Sommer soll der Eingangsbereich in Höhe P7/Q7 begrünt werden. In der City Factory wurden zudem erste Ideen für weitreichendere Umgestaltungen diskutiert. Diese sollen die Aufenthaltsqualität steigern und den Verkehr entschleunigen. Eine Idee sieht eine „mäandrierende Verkehrsführung“ vor. Der Verkehr würde dann nicht gerade durch die Fressgasse geführt, sondern auf einer leicht geschlängelten Route, mit Grün- und Aufenthaltsflächen an den Rändern.
In der Gemeinderatssitzung gab es keine große Aussprache mehr über das Thema. Eine Woche zuvor hatte schon der Hauptausschuss darüber diskutiert. Trotz der geschlossenen Zustimmung gab es dort auch Kritikpunkte sowie die eine oder andere offene Frage. Enttäuscht waren in erster Linie die Grünen. Ihnen gehen die Ideen nicht weit genug, wie Fraktionschefin Nina Wellenreuther im Ausschuss betonte. „Wir hätten uns dauerhaft einen anderen Verkehrsfluss in der Stadt gewünscht.“ Die diskutierten Ideen zur Umgestaltung der Fressgasse helfen aus ihrer Sicht nicht, die Probleme mit „Posern, Rasern und Hup-Staus“ zu lösen. Darunter litten viele Innenstadt-Bewohner. Auch sieht Wellenreuther in der Vorlage „kein Konzept, wie der Durchgangsverkehr gestoppt werden könnte“.
Nächtliche Sperrung in der Mannheimer Innenstadt im Kampf gegen die Auto-Poser?
Reinhold Götz (SPD) lobte vor allem, wie die vorgelegten Ideen zustande gekommen sind - nämlich im Austausch von allen Beteiligten. Über eine grundlegende Umgestaltung der Fressgasse müsse nun der neue Gemeinderat entscheiden, so Götz. Dafür müsse klar sein, um welche Kosten es konkret gehe. Das neue Gremium müsse zudem auch prüfen, „ob es nicht vielleicht doch notwendig sein wird, zu bestimmten Tages- und Nachtzeiten die Durchfahrt zu beschränken“.
Birgit Reinemund (FDP/MfM) betonte: „Wir sind uns einig, dass der Durchgangsverkehr aus der Innenstadt soll. Jetzt müssen wir schauen, wie das umsetzbar ist.“ Dennis Ulas (LI.PAR.Tie) begrüßt die Begrünung der Fressgassen-Einfahrt und den Plan für mehr Straßenkultur.
CDU-Fraktionschef Claudius Kranz bewertet die vorgelegten Vorschläge ebenfalls positiv. Seiner Fraktion ist wichtig, dass zu den vielen Zielsetzungen für die Innenstadt deren Erreichbarkeit auf jeden Fall dazugehören muss. „Weil wir nur so die Besucher aus dem Umland in die City bringen.“ Auch Holger Schmid (ML) ist mit den Ideen zufrieden. „Was wir aber nicht vergessen dürfen, das ist die Breite Straße“, warnt er. „Es kann nicht sein, dass die in der Innenstadt ein Lost Place wird.“
Die Idee einer „mäandrierenden Verkehrsführung“ in der Fressgasse wirft unterdessen bei vielen Fraktionen Fragen auf. Er sei „gespannt“, so Kranz, „ob die mäandrierende Verkehrsführung die Non-Plus-Ultra-Lösung ist“. Reinemund fragt sich, „was die Feuerwehr wohl dazu sagt“. Und Ulas hält sie schlicht für „zu teuer“ und die Umsetzung für „zu zeitaufwendig“.
Er sieht in einer geschlängelten Verkehrsführung auch Gefahren für Radfahrer. Fragen wie diese soll eine vertiefte Prüfung der Umgestaltungsideen klären. Bis Ergebnisse vorliegen, werde es „mindestens bis zum Jahresende dauern“, sagte der städtische City-Beauftragte Petar Drakul.
Specht: Fressgasse steht „modellhaft“ für die ganze Stadt
In der Gemeinderatssitzung am Donnerstag meldete sich lediglich AfD-Vertreter Rüdiger Ernst zu Wort. Von seiner Fraktion hatte es im Hauptausschuss keinen Redebeitrag gegeben. Aus Sicht von Ernst fehlen in der Ideensammlung die Themen Sicherheit und Sauberkeit, außerdem sei die Fressgasse „das kleinste Problem in der Innenstadt“. Oberbürgermeister Christian Specht erklärte Ernst, dass die Fressgasse hier „modellhaft“ für die ganze Innenstadt stehe. „Wir wollen unter Einbeziehung aller Beteiligten eine Verbesserung der Aufenthalts- und Lebensqualität und der Nutzbarkeit der Gebäude erreichen.“
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