Stadtentwicklung

Mannheimer Innenstadt: Begrünte Fressgassen-Einfahrt und ein „Dachfestival“?

In Mannheim wurden jetzt erste konkrete Vorschläge zur Aufwertung der Innenstadt vorgelegt. Und weitere sind in der Diskussion. Die Fressgasse könnte ganz anders aussehen

Von 
Timo Schmidhuber
Lesedauer: 
So könnte die Begrünung der Fressgassen-Einfahrt aussehen. Nach Angaben der Stadtverwaltung ist das allerdings nur ein Visualisierungsbeispiel, was nicht zuletzt die sehr großen Schmetterlinge erahnen lassen. Eine konkrete Planung liegt bislang noch nicht vor. © Stadt Mannheim

Mannheim. Wie ist die Mannheimer Innenstadt auch in Zukunft ein Ort, an den Menschen gerne zum Einkaufen kommen und auch gerne wohnen? Und wie lässt sich das gerade auch mit Blick auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz erreichen?

Die City Factory, bei der verschiedene Innenstadt-Interessengruppen vom Bewohnerverein bis zum Handelsverband zusammenkommen, hat sich darüber am Beispiel der Fressgasse in den vergangenen Monaten intensiv Gedanken gemacht. Sie hat gemeinsam erste Vorschläge erarbeitet, die jetzt in einer Vorlage aufgelistet sind, über die der Gemeinderat abstimmen muss. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was hat die City Factory genau erarbeitet?

Ganz konkret soll die Stadt kurzfristig drei neue Veranstaltungsformate auf den Weg bringen und finanziell unterstützen: Zum einen soll die am 22. November in der Kunsthalle startende Ausstellung „Die neue Sachlichkeit“ auch „in die City gebracht werden“, wie es in der Vorlage heißt. Geschäfte sollen zum Beispiel die Möglichkeit bekommen, hochkarätige Drucke der Original-Kunstwerke auf Alu-Platten zu erwerben, „um selbst eine kleine Ausstellung im Schaufenster zu kuratieren“. Als städtischer Zuschuss für die Marketing-Maßnahme werden in der Vorlage rund 33 000 Euro genannt.

Innenstadtkonferenz

Zukunft der Mannheimer Innenstadt: Das fordern die Bürgerinnen und Bürger

Veröffentlicht
Von
Stefanie Ball
Mehr erfahren

Zweitens ist ein „Dachfestival“ in der Innenstadt geplant. Für knapp zwei Wochen sollen dabei Dächer in der Mannheimer City der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Geplant ist die Aktion nach Angaben aus dem Rathaus zwischen 16. und 29. September. „Das Dach wird zum Biotop, zum Kultur- und Gemeinschaftsraum oder zum urbanen Acker“, heißt es in der Vorlage, die für diese Aktion Kosten von rund 30 000 Euro auflistet.

Drittes ist - fürs kommende Jahr - die Einrichtung von kleinen Zonen für Straßenkultur in drei Seitenstraßen zwischen Fressgasse und Planken geplant. An diesen Stellen soll es auch Pflanzen und Sitzmöglichkeiten geben. An allen Wochenenden von Mai bis September ist dort ein kleines Programm vorgesehen. Künstler aus allen Genres können sich dafür bewerben, die Auswahl trifft eine Jury.

Sind kurzfristig auch konkrete bauliche Veränderungen geplant?

Ja - eine Begrünung im Eingangsbereich der Fressgasse in Höhe P7/Q7. Vorgesehen ist laut der Vorlage die Pflanzung eines Baumes auf der von der Einfahrt linken Seite - so, dass die Zufahrt zum dortigen Taxistand weiter möglich ist. Darüber hinaus soll auf beiden Seiten der Straße eine Fläche von insgesamt rund 65 Quadratmetern entsiegelt und begrünt werden. Das werde den Eingangsbereich der Fressgasse optisch aufwerten und - auch wenn es nicht großflächig sei - bereits eine positiv klimatische Wirkung haben, wie es in der Vorlage heißt. Umgesetzt werden könne die Maßnahme im kommenden Frühjahr oder Sommer. Kosten dafür sind nicht genannt.

Welche Veranstaltungsformate werden darüber hinaus noch diskutiert?

Hier spielen vor allem zwei Ideen eine Rolle. Zum einen ein Fest in der Fressgasse, bei dem in der Straße eine lange Tafel aufgebaut werden könnte, an der Gäste Essen und Getränke kaufen und konsumieren können. Die zweite Idee ist eine Ausweitung des Queer-Festivals „Monnem Pride“. Das bietet heute schon ein viel umfangreicheres Programm als nur die von früher bekannte Christopher-Street-Day-Parade. Künftig, so die Idee der City Factory, könnte daraus noch viel mehr werden - die „Monnem Pride Weeks“ mit Aktionen in der gesamten Innenstadt. In der Vorlage ist die Rede davon, dass dies „zu einem mehrtägigen bundesweiten Leuchtturm“ werden könnte.

Darüber hinaus sieht die City Factory ganz generell in Straßenmusik eine Möglichkeit, die Fressgasse und Planken-Seitenstraßen aufzuwerten. Die Verwaltung soll prüfen, ob dafür gegebenenfalls eine neue Richtlinie nötig ist. Als eher unattraktiv bewertet die City Factory laut der Vorlage dagegen die vielen Werbetafeln an Innenstadt-Gebäuden. Die wirkten bisweilen „billig“ und passten teilweise auch gar nicht zur Architektur der Gebäude. Die Verwaltung will nun einen Leitfaden mit Empfehlungen zur Platzierung von Werbetafeln erarbeiten.

Welche baulichen Veränderungen könnte es langfristig in der Fressgasse geben?

Konkrete Pläne für größere Umbauten gibt es derzeit noch nicht. In der City Factory wurden aber erste Ideen diskutiert. Ausgehend von diesen soll die Verwaltung nun ein Konzept erarbeiten, wie die Fressgasse so umgestaltet werden kann, dass der Verkehr dort entschleunigt und die Aufenthaltsqualität erhöht wird. Geprüft werden soll unter anderen die Umwandlung von Parkplätzen am Straßenrand in begrünte Flächen und Sitzgelegenheiten, aber auch - was weitreichender wäre - die Schaffung einer „mäandrierenden Verkehrsführung“.

Das heißt vereinfacht gesagt, der Verkehr würde nicht gerade durch die Fressgasse geführt, sondern auf einer leicht geschlängelten Route, an deren Rändern Grün- und Aufenthaltsflächen eingerichtet werden könnten. Generell ist die Umgestaltung der Fressgasse allerdings eine sehr komplexe Angelegenheit, wie es in der Vorlage heißt - weil es unter Fahrbahn und Gehwegen jede Menge Leitungen, Kanäle und Schächte gibt. Auch bei der Prüfung der erarbeiteten Ideen auf Umsetzung soll die City Factory künftig beteiligt sein. Eine Entscheidung muss dann der neue Gemeinderat treffen.

Wie geht es jetzt weiter?

Der alte Gemeinderat soll die genannten kurzfristigen Maßnahmen noch beschließen - zunächst beschäftigt sich der Hauptausschuss in seiner Sitzung am 4. Juli damit, eine Woche später dann - in seiner letzten Sitzung - das gesamte Gremium. Für alle weiteren Entscheidungen ist dann der neue Rat zuständig.

Wie ist es zu den Treffen der City Factory eigentlich genau gekommen?

Sie sind einer von vielen Teilen des vom Bund geförderten Projekts Futuraum zur Zukunft der Innenstadt. Die Stadtverwaltung hatte das Projekt bereits unter dem früheren Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) auf den Weg gebracht. Unter seinem Nachfolger Christian Specht (CDU), bei dem die Zukunft der Innenstadt ein zentrales Wahlkampfthema war, wurde das Futuraum-Projekt nach Angaben aus dem Rathaus inhaltlich neu ausgerichtet.

Mehr zum Thema

Kommentar Mannheimer Innenstadt: Neue Ideen sind ein guter Anfang

Veröffentlicht
Kommentar von
Timo Schmidhuber
Mehr erfahren
Städtewandel

Mannheimer Innenstadtprojekt Futuraum wagt sich ins „Auge des Hurricane“

Veröffentlicht
Von
Lea Seethaler
Mehr erfahren
Innenstadt

Mannheimer Eigentümer-Netzwerk bringt erste Ideen für die City ein

Veröffentlicht
Von
Christian Schall
Mehr erfahren

Mit Petar Drakul - früher persönlicher Referent von Kurz - benannte Specht Anfang Dezember auch einen eigenen Beauftragten für die Innenstadt, der eine zentrale Rolle im Futuraum-Projekt spielt. Drakul freut sich über die Arbeit der City Factory: „Es ist gut, dass es gelungen ist, alle Akteure an einen Tisch zu bringen und am Ende ein einstimmiges Ergebnis zu haben, das jetzt in der Vorlage formuliert ist.“

Vorlage unter: www.buergerinfo.mannheim.de

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke