Mannheim. Der Name lässt einen an Science-Fiction denken. Und mit der Zukunft hat das Projekt Futuraum auch zu tun: Es soll die Mannheimer Innenstadt attraktiver und zukunftsfähig machen. Dafür stehen knapp 3,5 Millionen Euro bereit, größtenteils aus einem Förderprogramm des Bundes. Doch das Projekt wirkt bislang wenig konkret. Die Fraktionen von CDU und FDP/MfM forderten deshalb jüngst in Gemeinderatsanträgen, dass Stadtmarketing und Next Mannheim als Verantwortliche den aktuellen Stand vorstellen. Im Gespräch mit dem „MM“ haben sie das getan - und drei zentrale Maßnahmen genannt.
Futuraum ist eine Plattform, die Akteure zusammenbringen will, um gemeinsam Ideen zu entwickeln.
Eines betonen Stadtmarketing-Chefin Karmen Strahonja und Matthias Rauch von Next Mannheim allerdings vorneweg. Es gehöre zum Konzept von Futuraum, dass Dinge noch unkonkret seien. „Futuraum ist eine Plattform, die Akteure zusammenbringen will, um gemeinsam Ideen zu entwickeln“, erklären die beiden. Ziel sei es, „mit den unterschiedlichsten Akteuren die unterschiedlichsten Nutzungsmöglichkeiten für die Innenstadt zu entwickeln“. Die Bandbreite reiche von Kultur über „urbanes Handwerk“ bis zu Bildungsangeboten.
Was wünschen sich die Mannheimer für die Innenstadt? Umfrage geplant
Deshalb planen die Projektmacher, zu denen auch Daphne Hadiandreou-Boll von der Stadtverwaltung gehört, ab Mitte Juni eine Umfrage. Darin wollen sie von den Bürgerinnen und Bürgern wissen, was die sich in der Innenstadt wünschen. Es soll dabei um Themen wie Verkehr gehen, aber auch um mehr Grün in der City sowie um Einkaufsangebote und Sicherheit. Danach wolle man die konkreten Handlungsfelder definieren und in Workshops schauen, wie sich Dinge umsetzen lassen.
Vom Bund gefördertes Projekt
- Der Gemeinderat hatte Ende 2021 beschlossen, dass sich Mannheim mit seinem Projekt „Futuraum“ beim 250 Millionen Euro schweren Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ bewirbt.
- Ende Oktober 2022 kam die endgültige Förderzusage vom Bund. Neben Mannheim bekommen noch rund 230 andere Kommunen in ganz Deutschland Geld.
- Der Bund steuert für Futuraum 2,5 Millionen Euro bei, die Stadt Mannheim – das war die Bedingung für die Förderung – einen Eigenanteil von 850 000 Euro – sowie Next Mannheim und Stadtmarketing insgesamt weitere 100 000 Euro. Es gibt strenge Regularien. Für jede Einzelmaßnahme muss das Geld separat beantragt werden.
- Das Projekt läuft zunächst bis Ende März 2025.
- Futuraum bezieht sich nicht nur auf die Innenstadt, sondern – das war ein Wunsch des Gemeinderats – auch auf die drei Stadtteilzentren in Rheinau, Schönau und Vogelstang.
- Auf der Schönau gehe es zum Beispiel um „Leerstände rund um die Endhaltestelle“, erklärt Daphne Hadiandreou-Boll von der Stadtverwaltung.
Neue Möglichkeiten will Futuraum laut Rauch ganz konkret bei Leerständen ausprobieren. Die Idee dabei: Wie lassen sich nicht benötigte Laden- und Büroflächen etwa für Kulturangebote oder Veranstaltungsformate nutzen? Diese neue Nutzung könne nur einen Tag dauern oder aber mehrere Monate, erklärt Rauch. Next Mannheim will Künstler und Flächen zusammenbringen. Die Gesellschaft mietet dabei die Räume an, die Eigentümer bekommen maximal 85 Prozent der letzten Miete. Finanziert wird das über den Futuraum-Etat.
Drei Etagen voll Kunst in P3
Ein erstes Projekt ist laut Rauch schon in Planung. Im Gebäude P 3, 6 sollen drei Etagen künstlerisch genutzt werden - von Philipp Morlock und Andreas Handel vom Künstlerlabor Barac. Im Erdgeschoss soll es eine Kunst-Ausstellung und Workshops geben, im Untergeschoss können Mannheimer Nachwuchskünstler ausstellen. Im Obergeschoss sind Diskussionsformate geplant. Ein Ziel sei es natürlich auch, dass aus solchen Projekten eine finanziell tragfähige Perspektive entstehen könne - etwa durch kostenpflichtige Veranstaltungen oder einen Galeriebetrieb, so Rauch.
Streit um einen Pavillon
Eine dritte Futuraum-Maßnahme ist ein „Futurespace“ genannter Info-Pavillon, der laut Strahonja „in der City“ stehen soll. Einen genauen Ort kann sie noch nicht nennen. „Dort sollen sich die Menschen informieren können, was die Stadt macht und wie man sich beteiligen kann“, erklärt Hadiandreou-Boll.
Von einem solchen Info-Pavillon war bereits die Rede, als der Gemeinderat Ende 2021 den Beschluss fasste, sich beim Bundesförderprogramm zu bewerben. Damals hieß es zunächst, dieser Pavillon solle am Wasserturm stehen. Nach Protesten von CDU und ML verfolgte die Stadt dies aber nicht mehr weiter. Doch auch jetzt heißt es im CDU-Antrag, dass man den „Diskussions-Pavillon“ nicht haben wolle.
„Weder am Wasserturm noch an anderen Stellen in der Innenstadt.“ Die Christdemokraten erwarten sich von Futuraum stattdessen - unter Einbindung der Erkenntnisse aus dem Verkehrsversuch - eine „Gesamtstrategie zur Gestaltung einer zukunftsfähigen, attraktiven Innenstadt“. FDP/MfM kritisiert hingegen das ihrer Ansicht nach zu geringe Tempo beim Projekt.
„Andere Städte, die ebenfalls an dieser Förderlinie teilnehmen, sind schon viel weiter“, heißt es in dem Antrag. „So können im Heidelberger Projekt ,Mut zur Innenstadt’ schon jetzt Anträge aus der Bürgerschaft gestellt werden, um Projektmittel abzurufen.“ Die Werbegemeinschaft City, die selbst an dem Projekt beteiligt ist, sieht das ähnlich.
Die Vorgaben des Bundesförderprogramms seien zwar sehr bürokratisch und zeitraubend, räumt Lutz Pauels ein. „Aber jetzt muss endlich etwas Konkretes passieren, das die Menschen sehen können.“ Denn grundsätzlich findet er das Projekt mit den hohen Fördergeldern richtig gut.
Werbegemeinschaft will im Umland Daten erheben
Die Werbegemeinschaft hat laut Pauels zwei Parts inne: Zum einen will sie in den Umlandgemeinden Daten erheben, aus welchen Gründen Menschen nicht mehr zum Einkaufen nach Mannheim kommen. Zum anderen will sie ein Konzept für eine attraktivere Beleuchtung in der City entwickeln. Einen Info-Container lehnt allerdings auch die Werbegemeinschaft ab. „Wir sollten das Geld lieber für andere Dinge nutzen - zum Beispiel für Aktionen, wie wir sie bei den Erlebniswochenenden haben, oder für die Schaffung von mehr Grün oder mehr Brunnen in der Innenstadt.“
IHK mit Erwartungen
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Die Industrie- und Handelskammer (IHK) ist ebenfalls in das Projekt eingebunden - und hat klare Erwartungen. Futuraum müsse einen Beitrag leisten, Mannheim als Oberzentrum zu stärken, betont der zuständige Geschäftsbereichsleiter Mario Klein. Die Maßnahmen sollten daher geeignet sein, „die Rahmenbedingungen für die Innenstadt-Betriebe zu verbessern“. Einen Baustein sieht er dabei in „baulichen Verbesserungen“, um die Attraktivität der City zu steigern. Auch Events könnten hier helfen, so Klein.
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