Mannheim. Um die Interessen der Einzelhändler in der Innenstadt kümmern sich bislang die Werbegemeinschaft City, der Handelsverband Nordbaden und die Industrie- und Handelskammer (IHK). Für die Belange der Anwohner treten mehrere Bürgervereine ein. Daran wird sich auch nichts ändern, obwohl mit dem Eigentümer-Netzwerk City-Net kürzlich ein Akteur hinzugekommen ist.
Der inzwischen eingetragene Verein hat sich im Dezember gegründet, seitdem haben die Mitglieder unter anderem eine Charta und mehrere konkrete Ziele formuliert. 20 Eigentümer von kleinen und großen Immobilien an Planken, Freßgasse, Kunststraße und Breite Straße umfasst das Netzwerk. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Innenstadt als Oberzentrum der Region nachhaltig als lebendigen Ort zum Einkaufen, Arbeiten, Leben und Genießen zu sichern und weiterzuentwickeln.
City-Net macht sich Gedanken zu Sauberkeit in der Mannheimer Innenstadt
Themenschwerpunkte von City-Net sind Erreichbarkeit und Mobilität, Sauberkeit und Ordnung, Angebotsvielfalt, Klima und Nachhaltigkeit, Kultur- und Bildungsangebot, Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, Neue Arbeitswelten und Wohnen.
Vorrangig geht es darum, die Aufenthaltsqualität in der City zu erhöhen, sei es durch Veranstaltungen, Sicherheit oder Sauberkeit. Andreas Hilgenstock, City-Net-Vorsitzender und Aufsichtsrat von Engelhorn, nennt ein Beispiel: „Wir haben bestimmte Anforderungen an Sauberkeit und Sicherheit.“ Anstatt nur Forderungen zu stellen, werde nun diskutiert: „Welchen Beitrag können wir als Netzwerk leisten, um das zu erreichen?“
Verein City-Net
- Der Verein City-Net – Eigentümernetzwerk Innenstadt Mannheim hat sich im Dezember 2023 gegründet und besteht aus 20 Mitgliedern.
- Diese sind Familien, Family Offices, Banken oder institutionelle Anleger wichtiger Immobilien an Planken, Kunststraße, Freßgasse und Breite Straße.
- Der Verein versteht sich als Sprachrohr gegenüber Verwaltung, Behörden, Politik, Medien und Akteuren der Stadtgesellschaft.
- Mit einer nachhaltigen Mieterstruktur soll eine lebendige und vielfältige Innenstadt gefördert werden. Qualitätsorientierung soll den Wert der Immobilien erhalten und die Attraktivität der City sichern.
Ein Ansatz dafür sei, durch eine langfristige gewerbliche und gezielte Vermietung eine „To-go“-Wirtschaft klein zu halten und eine Wegwerfgesellschaft zu vermeiden. Auch eine Besteuerung von Einmalverpackungen wie in Tübingen werde geprüft. Weiterhin sei denkbar, die Müllabfuhr so zu koordinieren, damit leere Kartons möglichst kurz in der Fußgängerzone stehen. Für mehr Grün in der Stadt soll bei Eigentümern gezielt für eine Begrünung von Fassaden und Dächern geworben werden.
Parken in Mannheim: Park-Suchverkehr soll verkürzt werden
Einigkeit herrscht bei allen Akteuren auch darüber, dass der Durchgangsverkehr aus der City gehalten und der (Park-)Suchverkehr verkürzt wird. Jetzt geht es darum, dafür gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Angedacht ist eine gleichberechtigte Aufteilung des Verkehrsraums für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer. „Hätten wir schon vorher mehr zusammengearbeitet, hätten wir gemeinsam mehr erreicht“, sagt Hilgenstock und spielt auf den umstrittenen Verkehrsversuch an.
Dass sich zu den bisherigen Akteuren nun auch die Eigentümer der Kernimmobilien in der City als Sprachrohr einbringen, ist neu - und laut der Initiatoren bundesweit einmalig. Die Geschäftsstelle des Vereins ist zunächst beim Fachbereich Wirtschafts- und Strukturförderung angesiedelt. Es sei die bisher erste bekannte Kooperation zwischen Immobilieneigentümern und einer Stadt. Obwohl alle Mitglieder unabhängig von Größe und Wert ihrer Immobilie gleichberechtigt sind, hätten alle Mitglieder das Konzept von Anfang an mitgetragen, freut sich der Zweite Vorsitzende, Oliver Kunzi. Das Netzwerk solle nun um weitere Mitglieder wachsen, vor allem um solche, die langfristig orientiert sind.
„Wir verfolgen keinen ideologischen Diskurs, sondern sind auf Sachziele gerichtet“, erklärt Kunzi. „Wir sind ein starker Sparringspartner, um gemeinsam etwas zu bewegen.“ Er wünsche sich solche Netzwerke auch in anderen Städten. „Das gibt es in Berlin, Stuttgart oder München nicht.“ Denn nicht nur in Mannheim, überall befinden sich die Städte in einem Transformationsprozess, den der Online-Handel und die Corona-Pandemie mit beschleunigt haben.
Oberbürgermeister Christian Specht begrüßt den neuen Verein: „Für unsere Stadt ist es nur von Vorteil, wenn Immobilieneigentümer sich aktiv einbringen und durch die gemeinsame Initiative mit einer Stimme sprechen.“ Als Schnittstelle zwischen den Akteuren fungiert der Innenstadtbeauftragte der Stadt, Petar Drakul, der auch das Förderprojekt Futuraum betreut. Die Stadt könne die Transformation nicht alleine schaffen, so Drakul. „Sie kann nur gelingen, wenn die Eigentümer als wesentliche Bündnispartner mit am Tisch sind.“ Man schaffe eine Kollaboration von „Akteuren, die sonst nicht zusammenarbeiten und die so einen Mehrwert für die Stadt generieren“. Einige Aktionen sind schon in Planung.
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