Wieder komplett

Mannheimer Hauptfriedhof: Wer das historische Portal wieder komplett gemacht hat

Lange fehlten sie - die Amphoren auf dem Eingangsgebäude der repräsenativen Sandsteinfassade des Mannheimer Hauptfriedhofs. Wer sie jetzt gespendet hat und warum es eine Verzögerung gab

Von 
Peter W. Ragge
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Fassade saniert: Bernd Strobel (v.l.), Volker Keller, Helen Heberer, Giacomo Ficarra und Andreas Adam mit der Schablone der Amphoren. © Michael Ruffler

Mannheim. Jetzt ist es wieder komplett: Vier Amphoren zieren nun das imposante Eingangsgebäude aus gelbem Sandstein des Hauptfriedhofs. „Die Würde des Portals ist damit wieder hergestellt“, freute sich Helen Heberer, Vorsitzende des Vereins Stadtbild, der für die Anfertigung und Montage rund 8500 Euro aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden aufgewendet hat – plus viel persönlichen Einsatz.

Wann die Ziervasen verschwunden sind, weiß keiner so genau – vermutlich im Zweiten Weltkrieg. Als einziger Giebelschmuck blieb auf den Portal ein Kreuz, doch alte Fotos belegten die Existenz der Amphoren. Seit 2020, so blickte jetzt Heberer zurück, bemühte sich der Verein, dem Hauptportal des Friedhofs sein ursprüngliches Aussehen zurückzugeben. Und das sollte, so der stellvertretende Vorsitzende Volker Keller, „bewusst repräsentativ sein“. Das sei der Wunsch der Stadt gewesen, als 1840 der gerade zum Stadtbaumeister berufene Architekt Anton Mutschlechner den Auftrag zum Bau des neuen Hauptfriedhofs auf dem zuvor als Weinberg genutzten Areal erhielt. „Man sollte das neue Gebäude von der Stadt aus von Weitem sehen, es gab ja noch kein Klinikum“, so Keller über den am 14. Juli 1842 eingeweihten Hauptfriedhof mit seinem stattlichen Eingangsgebäude mit Arkadenreihen und gusseisernem Gitter, das im byzantinischen Stil errichtet worden ist.

Lange Verzögerung wegen statischer Bedenken

Eigentlich wollten die Friedhöfe den 125 Meter langen Sandsteinbau mit Ornamenten aus Gotik und Romantik bis zur Bundesgartenschau sanieren. „Das hat nicht ganz geklappt“, so Betriebsleiter Andreas Adam. Da während der Bundesgartenschau kein Gerüst stehen sollte, ist der letzte Bauabschnitt der von der Stadt mit über 300 000 Euro bezuschussten Arbeiten gerade erst ausgeschrieben worden. Die vorderen Arkadenreihe sowie das Hauptgebäude sind aber fertig saniert. Allerdings hatte Andreas Adam anfangs Bedenken wegen der Statik. „Ich wollte auf Nummer sicher gehen“, so Adam. Statiker Felix Späh habe aber „jeden Zweifel ausgeräumt“.

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Er engagierte sich ebenso ehrenamtlich für das Projekt wie Bernd Strobel, Mitglied im Beraterkreis des Vereins. „Er hat das vehement vorangetrieben“, so Heberer dankbar über den Architekten angesichts der mehrfachen Verzögerungen. „Wir dachten anfangs, das Projekt wäre überschaubar“, so Strobel. Aber er musste zunächst mit dem Landesdenkmalamt prüfen, welches Material die vier Ziervasen haben sollen, denn Unterlagen über die Originale gibt es nicht.

Da die gusseiserne Variante und Sandstein zu teuer und auch schwerer gewesen wären, entschieden sich der Verein und die Denkmalschützer für Terracotta. Giacomo Ficarra (Inhaber Blumen Mandel am Hauptfriedhof) ließ seine Kontakte nach Italien spielen, um günstig an das Material zu kommen. Bernd Strobel fertigte Schablonen an, um die richtige Größe festzulegen, ehe die vier Amphoren in einer Manufaktur gebrannt werden konnten. Wegen der statischen Bedenken mussten sie jedoch zunächst eingelagert werden, ehe eine Fachfirma sie nun verankern durfte. Umso mehr freute sich nun Betriebsleiter Andreas Adam, dass der Verein Stadtbild „einen wertvollen Beitrag geleistet hat, das Portal wieder originalgetreu herzustellen“.

Redaktion Chefreporter

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