Mannheim. Er ist längst im Rentenalter, aber arbeitet weiter - nur um die Einnahmen zu spenden: Richard Heil. Nun hat der Rheinauer Arzt die komplette Restaurierung des Ehrenmals für 30 französische Soldaten des deutsch-französischen 1870/71 Krieges auf dem Hauptfriedhof finanziert. Rechtzeitig zum Volkstrauertag ist es eingeweiht worden, mit einem würdevollen Festakt, Kranzniederlegungen sowie den vom Polizeimusikkorps gespielten Nationalhymnen.
„Ich habe von der Gesellschaft viel erhalten, nun will ich der Gesellschaft etwas zurückgeben“, beschreibt der Mediziner seine Motivation. Als ihm Folker Zöller, der französische Honorarkonsul, das völlig verfallende, stark verwitterte Ehrenmal gezeigt habe, „kam mir sofort der Gedanke, da etwas zu tun“, so Heil, „aus Respekt vor den französischen Soldaten“, erklärt er.
„Das gab es noch nicht“
Schließlich sei gerade das 60-jährige Bestehen des Élysée-Vertrags, bis heute Grundlage der Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich, gefeiert worden. „Man soll das aber nicht an Worten, sondern an Taten messen“, mahnt Heil, daher wolle er die Restaurierung des Ehrenmals als „Zeichen der Freundschaft“ zu unserem Nachbarland sehen. Und für diese Freundschaft engagiert sich Richard Heil, ob als Unterstützer des Institut Francais, Förderer von Jugendbegegnungen oder Gedenkstätten. So hat ihn erst im September die Gemeinde Les Èparges in der Nähe von Verdun, wo während des Ersten Weltkrieges deutsche und französische Soldaten erbittert gegeneinander gekämpft hatten, als Dank zum Ehrenbürger ernannt. Viele Kriege zeigten, dass „die Freundschaft zwischen unseren Nationen alles andere als selbstverständlich“ sei, so Richard Heil, daher wolle er sie „mit Herz und Verstand voranbringen“.
Zwar seien sie „manchmal unterschiedlicher Meinung“, was mit Spenden unterstützt werden solle, ergänzt seine Ehefrau Damaris Köhler, die seine Rede ins Französische übersetzt. Doch schon einst beim Schüleraustausch sei ihr der Wert der deutsch-französischen Freundschaft bewusst geworden: „Wenn Richard für diese Freundschaft etwas getan hat, freut mich das sehr“.
Für Oberbürgermeister Christian Specht ist der Festakt „ein besonderer Moment, den ich so noch nie erlebt habe“. Dass eine Privatperson für die Restaurierung eines Mahnmals für im Krieg gefallene Soldaten spende, „das gab es noch nicht“, so der Oberbürgermeister. Mit herzlichen Worten dankt er dem Mäzen „für seinen wichtigen Beitrag zur Friedensarbeit“, so Specht.
Schließlich sei das Ehrenmal „mehr als irgendein Kriegsmahnmal“, sondern es habe eine besondere Bedeutung. Einmal haben nach dem Krieg 1870/71 viele französische Kriegsgefangene daran mitgewirkt, das Becken für den Mühlauhafen auszugraben.
Der Gedenkstein ist für in Mannheimer Lazaretten umgekommene Franzosen gesetzt worden. Er besteht aus einer Stele auf hohem Sockel aus gelbem Sandstein mit einem Walmdachaufsatz mit weißem Marmorkreuz, umgeben von im Halbkreis angeordneten 28 kleinen Einzelgrabsteinen. Das Ehrenmal habe noch aus anderem Grund „eine hohe Bedeutung“, so Specht. „Nach diesem Krieg gab es erstmals so etwas wie eine Erinnerungskultur“, so der Oberbürgermeister. Der Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 sei der „Startpunkt der Kriegsgräberfürsorge“ gewesen, weil sich erstmalig Staaten verpflichtet hätten, die Soldatengräber der Gefallenen des einstigen Gegners zu pflegen. „Dem sind wir nicht so nachgekommen“, räumt Specht mit Blick auf den zuletzt arg verfallenen Gedenkort ein.
Umso mehr würdigt Souvenir Francais - das Pendant des Nachbarlands zum Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge - den Einsatz von Heil. Serge Bercellini, Präsident von Souvenir Francais, überreicht ihm die höchste Auszeichnung der Organisation mit dem Dank, dass er sich mit solcher Leidenschaft engagiert. Das Ehrenmal erinnere daran, wie viele französische Kriegsgefangene nach 1871 in Deutschland hätten arbeiten müssen, was viele sicher nicht wüssten. Dass es nun dank privater Initiative restauriert werden konnte, sei auch ein wohltuender Kontrast zu der Schändung von zehn jüdischen Gräbern auf einem deutschen Soldatenfriedhof in Frankreich, die Bercellini in einem Zusammenhang mit dem „furchtbaren Angriff der Hamas auf Israel“ sieht und scharf verurteilt: „So etwas kann man nicht tolerieren!“
Pflege für 30 Jahre bezahlt
Von Bercellini geehrt wird ebenso Folker Zöller, der neben seinem Amt als Honorarkonsul auch stellvertretender Generaldelegierter von Souvenir Francais in Deutschland ist. Er würdigt die Großzügigkeit von Richard Heil: „Wenn Du von etwas überzeugt bist, dann brennst Du lichterloh dafür!“ So habe der Mäzen neben der Restaurierung auch die Pflege des Ehrenmals für die kommenden 30 Jahre gezahlt. Einst ein Monument der Erbfeindschaft beider Länder, werde das Ehrenmal nun „dank der Kraft eines Einzelnen, der etwas bewegen möchte“ zum Beweis für die Freundschaft, die längst zwischen beiden Staaten und Völkern entstanden, aber nicht selbstverständlich sei. Schließlich habe sich lange niemand vorstellen können, dass ein Deutscher „aus Respekt vor Tapferkeit und Treue“ von Franzosen deren Soldatengräber finanziere - als Mahnung, „dass so eine Tragödie nie mehr passiert“.
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