Lokalpolitik

Mannheimer Grüne nominieren Diana Pretzell als Erste Bürgermeisterin

An der Spitze der Mannheimer Stadtverwaltung zeichnet sich die nächste wichtige Weichenstellung ab: Die Grünen haben sich für Umweltdezernentin Diana Pretzell entschieden - und gegen Bildungsbürgermeister Dirk Grunert

Von 
Martin Geiger
Lesedauer: 
Hat gut lachen: Umweltdezernentin Diana Pretzell (Grüne) wird aller Voraussicht nach nächste Woche zur Ersten Bürgermeisterin gewählt, also zur offiziellen Stellvertreterin des Oberbürgermeisters. © Christoph Blüthner

Mannheim. Pretzell oder Grunert? Grunert oder Pretzell? Diese Frage dürfte in den vergangenen Tagen vor allen Dingen viele Parteimitglieder der Grünen beschäftigt haben. Denn nach dem Sieg von Christian Specht (CDU) bei der Oberbürgermeisterwahl und den daraus resultierenden Veränderungen an der Spitze der Stadtverwaltung stand die größte Fraktion im Gemeinderat vor genau dieser Entscheidung. Schließlich hat sie das Vorschlagsrecht für das Amt des Ersten Bürgermeisters, also des offiziellen Stellvertreters des Oberbürgermeisters. Jetzt zeichnet sich ab: Es wird eine Stellvertreterin – zum zweiten Mal in der Stadtgeschichte, nachdem Mechthild Fürst-Diery (CDU) von 2005 bis 2007 ebenfalls Erste Bürgermeisterin gewesen war.

Grunert äußert sich nicht

Denn die Gemeinderatsfraktion der Grünen hat bei ihrer Sitzung am Montagabend entschieden, dass Umweltdezernentin Diana Pretzell in dieser Position die Nachfolgerin von Specht werden soll, teilte sie auf Anfrage mit. Damit hat sie auch entschieden: Bildungsbürgermeister Dirk Grunert, der andere der beiden Dezernenten der Partei und somit ebenfalls potenzieller Kandidat, soll es nicht werden. Grunert selbst wollte sich auf Anfrage am Dienstag nicht zu der Entscheidung äußern.

Der andere theoretische Kandidat: Bildungsdezernent Dirk Grunert (Grüne). © Pressefotoagentur Thomas Tröster

Pretzell ließ sich in einer Mitteilung mit den Worten zitieren: „Ich bedanke mich für das Vertrauen der Fraktion und würde mich auf die Herausforderungen und Chancen freuen, die Stadt in Sachen Klima- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Verkehrswende und soziale Gerechtigkeit noch weiter voranzubringen.“

Noch muss sie im Konjunktiv sprechen, denn offiziell wählen die Stadträtinnen und Stadträte aller Parteien den oder die Stellvertreterin des Oberbürgermeisters. Und zwar bei der nächsten Gemeinderatssitzung am Dienstag, 25. Juli. Da das Gremium aber praktisch immer der Empfehlung der vorschlagsberechtigten Fraktion folgt, dürfte diese Abstimmung einen rein formellen Charakter haben.

Die eigentliche Entscheidung fiel vielmehr am Montagabend bei der Fraktionssitzung der Grünen. Wie genau sie zustande gekommen ist, wollten die Sprecherinnen der Fraktion, Stefanie Heß und Nina Wellenreuther, allerdings auch auf Anfrage nicht verraten. Hat Grunert freiwillig verzichtet? Oder gab es eine Kampfabstimmung? Und falls ja, war das Votum einstimmig? „Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir bei Personalentscheidungen die internen Abläufe nicht veröffentlichen werden“, teilten sie lediglich mit, betonten aber: „Unsere Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht.“

Erste Bürgermeisterin – Aufgaben und Ausstattung

  • Die Aufgaben der Ersten Bürgermeisterin sind in der baden-württembergischen Gemeindeordnung in Paragraf 49 definiert.
  • Dort heißt es im dritten Absatz: „Der Erste Beigeordnete ist der ständige allgemeine Stellvertreter des Bürgermeisters. Er führt in Stadtkreisen und großen Kreisstädten die Amtsbezeichnung Bürgermeister. Die weiteren Beigeordneten sind nur allgemeine Stellvertreter des Bürgermeisters, wenn der Bürgermeister und der Erste Beigeordnete verhindert sind; die Reihenfolge der allgemeinen Stellvertretung bestimmt der Gemeinderat.“
  • Die personelle Ausstattung des Dezernats der Ersten Bürgermeisterin richtet sich nach Angaben der Stadtverwaltung nicht nach der Funktion, sondern nach dem Geschäftsbereich des Dezernats. 

Unter anderem sei für den Beschluss jedoch wichtig gewesen, „dass wir dem Mannheimer Gemeinderat mit Frau Pretzell eine Frau vorschlagen, die den neuen Oberbürgermeister gerade in den mehr als brennenden Themen, wie dem Kampf gegen die Klimakrise, die Transformation und die Verkehrswende, bestens ergänzen wird“.

„Hervorragende Arbeit“

Zudem erklärten die Fraktionsspitzen: „Pretzell leistet seit 2021 als Bürgermeisterin für den Geschäftskreis Umwelt, Klima, Stadtraum, Bürgerdienste, Buga, Friedhöfe sowie Stadtentwässerung hervorragende Arbeit und deckt zentrale Zukunftsthemen wie Klimaneutrale Stadt, Erneuerbare Energie, Rheindammsanierung, Wärmeversorgung und die Anpassung Mannheims an den Klimawandel sowie Einbürgerung ab.“

Mehr zum Thema

Frist abgelaufen

So viele Bewerbungen gibt es auf die Kämmerer-Stelle in Mannheim

Veröffentlicht
Von
Florian Karlein
Mehr erfahren
Porträt

Neuer Kämmerer-Kandidat: „Ich will Mannheim mitgestalten“

Veröffentlicht
Von
Timo Schmidhuber
Mehr erfahren
Politik

CDU-Fraktion macht Vorschlag für neuen Kämmerer in Mannheim

Veröffentlicht
Von
Timo Schmidhuber
Mehr erfahren

Die Diplom-Forstwirtin und -Journalistin, die zum Thema „Öffentlichkeitsarbeit im Umwelt- und Naturschutz“ promovierte und Honorarprofessorin an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde ist, habe sich durch ihre Arbeit „einen hervorragenden Ruf über die Grenzen Mannheims hinaus erarbeitet und ist landes- und bundesweit bereits bestens vernetzt“. Man freue sich, „wenn sie zukünftig mit gleicher Tatkraft den neuen Oberbürgermeister in dessen Tätigkeit unterstützt“.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen