Mannheim. Der designierte Oberbürgermeister Christian Specht ist voll des Lobes über Volker Proffen. Den Mann, der nach dem Willen der CDU-Fraktion Spechts Nachfolger als Bürgermeister für Finanzen, Beteiligungscontrolling, Sicherheit und Ordnung, Feuerwehr und Katastrophenschutz, Informationstechnologie und ÖPNV werden soll. „Wenn sich jemand, der in mehreren großen Unternehmen in verantwortungsvoller Tätigkeit war, in der Kommunalpolitik engagieren will, dann ist das ein gutes Zeichen“, sagt Specht. Proffen bringe den Blick von außen mit, habe aber auch Management-Erfahrung. „Gleichzeitig ist er ein bodenständiger Mannheimer, der Vorsitzender eines großen Vereins ist.“
Es gab zuletzt viele Gerüchte, wen die CDU-Fraktion als Specht-Nachfolger vorschlagen würde. Christopher Probst von der Mannheimer Liste war da genauso genannt worden wie der aktuelle Wirtschafts-, Sozial- und Kulturdezernent Michael Grötsch. Volker Proffen, für den sich die Fraktion jetzt entschieden hat, dürften nicht viele auf der Rechnung gehabt haben.
Der 44-Jährige ist derzeit nicht nur Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Almenhof, sondern auch Pressesprecher des CDU-Kreisverbands. Als solcher war er ein maßgeblicher Teil des OB-Wahlkampfs von Specht. Aber es werden nicht nur diese ehrenamtlichen Tätigkeiten gewesen sein, die Proffen zum Kandidaten für den Dezernentenposten gemacht haben, sondern vor allem seine berufliche Biografie.
Seit 14 Jahren bei Südzucker
Seit 14 Jahren arbeitet er für die Südzucker AG, wo Proffen derzeit Leiter für Regierungsangelegenheiten ist. Davor war der gebürtige Mannheimer bei dem Unternehmen fünf Jahre Koordinator für Nachhaltigkeit und sechs Jahre Vorstandsassistent. Bei der Mannheimer Friatec AG hatte er nach dem Wehrdienst ein Duales Studium der Betriebswirtschaftlehre absolviert. Weitere berufliche Stationen waren unter anderem die Daimler AG. Dort und an der privaten EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel entstand seine Doktorarbeit zur Frage, welchen Beitrag Unternehmen zum Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele leisten können.
Proffen ist verheiratet, hat zwei Kinder im Alter von fünf und acht Jahren und ist darüber hinaus seit zwölf Jahren Vorsitzender des TSV Neckarau.
Erster Bürgermeister
Ein Nachfolger für Christian Specht wird jetzt nicht nur in seiner Funktion als Kämmerer und Ordnungsdezernent gesucht, sondern auch als Erster Bürgermeister.
Dieser ist der ständige Vertreter des Oberbürgermeisters sowohl als oberster Chef der Stadtverwaltung als auch als Vorsitzender und Sitzungsleiter im Gemeinderat.
Zu den Stellvertreter-Aufgaben des Ersten Bürgermeisters gehört auch das Repräsentieren der Stadt nach außen.
Specht ist seit 2007 Erster Bürgermeister. Prinzipiell gilt in Mannheim eine Art „ungeschriebenes Gesetz“, wonach die Partei mit der größten Fraktion im Gemeinderat den Ersten Bürgermeister stellt. Das sind aktuell die Grünen, die mit Dirk Grunert und Diana Pretzell zwei Dezernenten haben.
Dem Vernehmen nach ist aber noch nicht klar, wen von beiden die Fraktion nominieren wird. Auch der Erste Bürgermeister oder die Erste Bürgermeisterin wird in der Sitzung am 25. Juli vom Gemeinderat gewählt. sma/imo
Die CDU-Fraktion hat das Vorschlagsrecht für die Specht-Nachfolge - so hatten es Grüne, SPD und CDU nach der Kommunalwahl 2019 vereinbart. Am Ende wählt der Gemeinderat die Dezernenten, aber das Gremium hat sich zuletzt immer an die Vorschläge gehalten. CDU-Fraktionschef Claudius Kranz hält Proffen gleich aus mehreren Gründen für geeignet. Er kenne sich mit Finanzen genauso aus wie mit dem Thema Nachhaltigkeit, sagt Kranz. Und er wisse, wie Unternehmensführung gehe und könne da sicher viele Impulse aus der Wirtschaft in die Verwaltung einbringen. Natürlich, so räumt Kranz ein, gebe es in dem umfangreichen Portfolio des Dezernats auch Bereiche, in denen Proffen noch keine Erfahrung habe und sich in das eine oder andere Thema erst noch einarbeiten müsse. Aber dass er das könne, das zeichne eine Persönlichkeit wie Proffen gerade aus.
Noch ein anderer Punkt ist dem CDU-Fraktionschef wichtig: Proffen sei in Mannheim „stark verwurzelt“ und nicht zuletzt durch sein langjähriges Engagement beim TSV Neckarau „nah bei de Leut’“. Kranz und Proffen kennen sich schon aus gemeinsamen Zeiten am Moll-Gymnasium auf dem Almenhof. Kranz war dort Schülersprecher, Proffen wurde sein Nachfolger. Kranz war es auch, der den Manager vor eineinhalb Jahren dazu brachte, sich bei der CDU engagieren.
Ohne Verwaltungserfahrung
Proffen selbst reizt nach eigenen Angaben die Vorstellung, „Mannheim mitzugestalten und voranzubringen“, wie er erklärt. „Ich bringe aus ganz unterschiedlichen Bereichen relevante Berufserfahrung in unterschiedlichen Tätigkeiten mit. Ich denke, dass ich einen frischen Blick von außen in die Verwaltung einbringen kann.“ Er sei ein offener Mensch, der strukturiert an Themen herangehe und dem eine positive Führungskultur wichtig sei.
Sein Lebenslauf zeigt jede Menge berufliche Erfahrung auf. Erfahrung in einer Verwaltung findet sich darin allerdings nicht. Genau dies, die mangelnde Verwaltungserfahrung, hatte die CDU im OB-Wahlkampf dem SPD-Kandidaten Thorsten Riehle vorgeworfen. Darauf angesprochen entgegnet Proffen mit leicht ironischem Unterton: „Ich werde ja auch nicht OB.“
Bislang drei Bewerbungen
Die Personalie Proffen wurde am Montag in der Fraktionssitzung beschlossen, am Dienstagabend stand das Thema auf der Tagesordnung des CDU-Kreisvorstands. Seit Mitte Mai ist die Dezernenten-Stelle auf der Homepage der Stadt ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet an diesem Freitag. Bislang seien drei Bewerbungen eingegangen, sagte eine Stadtsprecherin am Dienstagabend auf Anfrage. Die Wahl ist für die Gemeinderatssitzung am 25. Juli angesetzt.
An den Spekulationen, wonach Grötsch Kämmerer-Kandidat werden sollte, sei nichts dran gewesen, erklärt Kranz. Der 65-Jährige höre auf, wenn sein Dezernat nach Ende der Amtszeit Ende Februar 2024 an die SPD gehe. „Er hat 16 Jahre lang Großartiges geleistet, unter anderem die Sanierung des Nationaltheaters angestoßen und begonnen und im Sozialbereich viel dazu beigetragen, dass man in Mannheim eine Jobcenter-Lösung einrichten konnte.“ Vor allem habe es der „Import Grötsch“, der vor 16 Jahren aus Dresden nach Mannheim gekommen war, geschafft, nicht mehr als „Import“ sondern als Mannheimer wahrgenommen zu werden.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer CDU mit überraschender Personalie