Ausblick

Mannheimer Fasnacht: Hier Trauer, da Euphorie

Zwei Jahre Pandemie haben die Fasnacht auch in Mannheim zuletzt ziemlich ausgebremst: Am Freitag startet die nächste Kampagne, die Gemütslage ist unterschiedlich. Eine Umfrage bei den Vereinen

Von 
Peter W. Ragge
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Gibt es nicht mehr: Prunksitzung der „Fröhlich Pfalz“ im Rosengarten. © Prosswitz

Mannheim. Trotzig-traurig oder äußerst euphorisch-optimistisch - man hört alle Stimmungslagen: Die am Freitag beginnende erste Fasnachtskampagne nach zwei Jahren Corona-Zwangspause wird von vielen Vereinen sehr unterschiedlich eingeschätzt und angegangen. Hier ein Überblick über die Pläne von einigen der Mannheimer Vereine - ohne den Anspruch auf Vollständigkeit.

Feuerio

Mannheims größte und älteste Karnevalsgesellschaft plant wie vor der Pandemie, nur teils an anderen Orten - und ist mit dem Vorverkauf bisher zufrieden. Die Prunksitzung am 4. Februar ist die einzige, die noch im Rosengarten stattfindet - und nach langer Pause wird das auch in der Mainzer Fasnacht beliebte Mannheimer Duo „Hotte & Pit“ wieder dabei sein. Außer der Damensitzung am Schmutzigen Donnerstag wird nun auch die Herrensitzung im Baumhain stattfinden, die „Mega-Fasnachtsfete“ am Fasnachtssamstag erstmals im Musikpark und der Kindermaskenball wieder in der Variohalle des Rosengartens.

„Pilwe“

Die Neckarauer „Pilwe“ melden eine bereits ausverkaufte „Pilwe-Nacht“ am 28. Januar, während der Vorverkauf für die traditionelle Prunksitzung am 11. „schleppend“ sei. „Da müssen wir schauen, wie der Kartenvorverkauf verläuft. Das Konzept wird wohl künftig geändert werden müssen“, deutet Präsident Rolf Braun an. Er hält an seiner Idee fest, nach der Absage des großen Mannheimer Fasnachtszugs aus dem kleinen Neckarauer „Zügl“ einen eigenen Umzug am Fasnachtssonntag zu machen. „Aber da warten wir auf die Genehmigung“, so Braun.

Damit fängt die Kampagne am Freitag an: Prunksitzung der Karneval-Kommission im Musensaal im Rosengarten mit Einmarsch der Vereine. © Christoph Blüthner

„Sandhase“

Der traditionell zweite Fasnachtszug im Mannheimer Süden fällt dagegen aus - die Rheinauer „Sandhase“ verzichten auf ihre Kappenfahrt am Rosenmontag wegen Unsicherheit über behördliche Auflagen. Zunächst plant der Verein einen Rathausempfang und am 4. Februar die „Närrische Sitzung“ in St. Konrad. „Die Resonanz auf unsere Ankündigung war bisher gut, Karten werden bestellt. Die Mitglieder freuen sich - und unser Stammpublikum auch“, so Vorsitzender Holger Kubinski.

„Lallehaag“

Beim Feudenheimer „Lallehaag“ läuft der Vorverkauf laut Präsidentin Daniela Gruber „schleppend an, aber das war zu dieser Zeit in den Vorjahren auch nicht anders gewesen“, bleibt sie gelassen: „Wir sind guter Dinge, dass der Ansturm noch kommt“, denn „wir hatten bereits einen ausverkauften Gardeball mit über 600 Besuchern und Tänzern“, hebt sie hervor. Ob Herrenessen, „Ladys Night“, Prunksitzung, Kindermaskenball - „es wird keine Veranstaltung wegfallen, Konzepte und Veranstaltungsorte bleiben gleich“, so Gruber, es kommt sogar ganz neu eine Rosenmontagsparty dazu.

Auftakt im Rosengarten

  • Traditioneller Auftakt der Kampagne in Mannheim ist die Prunksitzung der Karnevalskommission im Musensaal als Bestandteil des Neujahrsempfangs der Stadt am 6. Januar.
  • Ab 13.33 Uhr ziehen alls Vereine in den Musensaal ein. Thomas Wörner sorgt für Musik.
  • Das Programm beginnt gegen 14.15 Uhr mit einer Premiere der „StroPis“, eines gemeinsamen Musikbeitrags von „Mannemer Stroseridder“„ und „Pilwe“.
  • Weiter geht es mit einem Tanz von Alena Himbert („Lallehaag“), der Bütt von Ex-Prinz Alexander Fleck, einem Tanz der „Pilwe“-Juniorengarde, Musik der „Tontauben“ vom CCW, einer Bütt der „Lästerschwestern“ der „Löwenjäger“, einem Tanz von Marie-Sofie Hönsch („Grokageli“), Musik von Alexander Boppel („Spargelstecher“, der Bütt von Irmi Benz („Feudenheimer Frauenfasnacht“), einem Tanz der Elferratsgarde der Edinger „Kälble“ und zum Finale gegen 16.15 Uhr den Stimmungsmachern „Die Drei Prinzen“ vom Feuerio. pwr

„Narrebloos“

Der zweite große Feudenheimer Karnevalsverein, die „Narrebloos“, geht gemäß ihrem Motto „Es lebe der Sport“ mit nur zwei statt sonst drei närrischen Sitzungen in der Kulturhalle das Comeback der Fasnacht noch vorsichtig an. Doch der Vorverkauf sei „sehr gut angelaufen“, so Präsident Ingo Bauer: „Die Samstagsveranstaltung ist ausverkauft, für den Freitag gibt es noch freie Plätze“. Als Ausgleich für den einen wegfallenden Termin werde der Kappenabend „Narrebloos unplugged“ an Rosenmontag größer ausfallen und erstmals bei den „Goggelrobbern“ stattfinden. Da seien „nahezu alle verfügbaren Plätze reserviert“. Es gibt eine Warteliste.

„Gowe“

Von drei Prunksitzungen auf eine reduziert haben die Wallstadter „Gowe“, „weil wir weniger Helfer haben und die wirtschaftliche Ungewissheit, ob wir die nötigen Publikumszahlen erreichen“, so Präsident Manuel Kohl. Aber inzwischen sei die Nachfrage für die eine Sitzung gut, und der Verein probiere daher zwei neue Konzepte aus, nämlich erstmalig eine Prunkparty („Eine Mischung aus Party mit Auftritten der Garde, einem Musikduo und einem Büttenbeitrag“) sowie einen sonntäglichen Kaffeekranz für Alt und Jung mit kürzerem Programm und mehr Möglichkeit zu Gesprächen.

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„Stichler“

Die Sandhofener „Stichler“ werden 66 Jahre alt, haben dazu bereits ein Prinzenpaar inthronisiert und einen Senatsball veranstaltet, beides „sehr gut besucht“, so Ex-Prinzessin Heike Siegmann. Nun sei noch am 11. Februar eine Prunksitzung an neuem Ort, im Clubhaus des Sandhofener Sport- und Kulturvereins, geplant, ferner Kindermaskenball und Faschingsfete in der SKV Turnhalle. Auch der Umzug soll stattfinden.

„Löwenjäger“

Die „Löwenjäger“ haben ihr Programm etwas umgestellt. Die beliebte „Regenbogensitzung“ und die „Inklusionssitzung“ gibt es ebenso weiter wie Kindermaskenball und den „Schmutzigen Donnerstag“. Die traditionelle Prunksitzung am 4. Februar ist aber abgesagt und ersetzt durch „It´s Showtime - Musicals die das Herz bewegen“, eine im Sommer 2022 erstmals gezeigte Show aller Garden und Tanzgruppen. „Es war ein riesengroßer Erfolg, und wir entschieden uns, dem Wunsch vieler nach einer Wiederholung nachzukommen“, so Vorstandsmitglied Yvonne Drogosch. Der Vorverkauf dafür laufe bereits „sehr gut“.

„Spargelstecher“

Die Käfertaler „Spargelstecher“ planen unverändert mit Prunksitzung, Familiensitzung, Kinderfasching und Sportlerfasching. Nur die Caritas-Benefizsitzung fällt weg, weil es das unterstützte Projekt in Peru nicht mehr gibt und Ersatz nicht gefunden sei. Doch daran werde man 2024 wieder anknüpfen.

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Carneval Club Waldhof (CCW)

Der neue Vorsitzende Maikel Schwerdtfeger will „die Fasnacht wieder richtig aufleben lassen“ und „ein spektakuläres, möglichst bezahlbares Fasnachtserlebnis bieten. Neben den bewährten Veranstaltungen im Franziskussaal, nämlich zwei Joggingsitzungen, der ASB Seniorensitzung, der Weiberfasnacht, der Rosenmontagsparty und dem Kindermaskenball habe man „den Sprung gewagt und eine neue Sitzung für Fasnachtssamstag eingeführt, die „Rosa Sitzung für Alle“, so Schwerdtfeger. „Sie bietet ein buntes und schrilles Showprogramm mit Travestie, Schautanz, Comedy und Livegesang“, sagt er, und mit dem gesamten Vorverkauf sei er bisher „ganz zufrieden“.

„Fröhlich Pfalz“

Ein völlig anderes Bild vermittelt die „Fröhlich Pfalz“. Außer Ordensfesten, Heringsessen und eventuell einem Maskenball, alles in eigenen Räumen, findet nichts statt. Der Rosengarten, früher Ort der Prunksitzung, sei „nicht mehr bezahlbar“ und das Risiko für Verluste zu hoch, so Präsident Dietmar Beck. Die habe er „mangels Planungssicherheit und Kartenverkauf“ abgesagt, die Seniorensitzung und den Kindermaskenball ebenso. Und am Fasnachtsmarkt in der Innenstadt werde man sich „mangels Personal“ und wegen hoher Kosten nicht mehr beteiligen. Es seien „neue Konzepte gefragt“, und daran arbeite der Verein.

Redaktion Chefreporter

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