Mannheim. Für viele Kinder beginnt ein neuer Lebensabschnitt, andere freuen sich oder blicken mit gegenteiligen Gefühlen auf den Wochenstart, und wieder andere gehen in die letzten Monate vor ihrem Abschluss: Am Montag beginnt das Schuljahr.
Das Land führt dann auch wieder das neunjährige Gymnasium als Regelform ein. Auch Lehrkräfte kehren in den beruflichen Alltag zurück. Über sie wurde in den Ferien besonders viel diskutiert – schließlich sind in Baden-Württemberg nach einer beispiellosen Panne im Kultusministerium 1.440 unbesetzte Stellen „aufgetaucht“. Ob sich das bereits auf Mannheim auswirkt? Fragen und Antworten zum Schulstart.
Wie viele Kinder und Jugendliche gehen in Mannheim zur Schule?
Mehr als 26.200 Schülerinnen und Schüler in Mannheim zählen Regierungspräsidium und Staatliches Schulamt. Darunter fallen Grundschulen, Haupt- und Werkrealschulen, Realschulen, Gemeinschaftsschulen und Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), für die das Schulamt verantwortlich ist, sowie die Gymnasien in der Zuständigkeit des Regierungspräsidiums. Alle Zahlen sind vorläufig. Für Berufsschulen lagen dem RP am Freitag noch keine Zahlen vor. Zu den 26.200 kommen außerdem noch die Jugendlichen hinzu, die Privatschulen besuchen.
Wie viele Kinder werden eingeschult, wie viele kommen in die fünften Klassen?
In Mannheim werden 2.499 Kinder eingeschult. Das sind etwas weniger als im Vorjahr (2.579). Insgesamt gibt es aber etwa 80 Grundschüler mehr. Knapp 2.000 Jugendliche kommen in die fünfte Klasse.
Wie ist die Entwicklung an weiterführenden Schulen?
Die meisten Schülerinnen und Schüler besuchen weiterhin ein Gymnasium: Laut Statistik 6.233 Jugendliche gegenüber 6.282 im letzten Schuljahr. Realschulen (4.638 Jugendliche), SBBZ (2.193), Haupt- und Werkrealschulen (1.531) und Gemeinschaftsschulen (903) folgen. An Grundschulen sind übrigens 10.783 Kinder angemeldet.
Nach dem Skandal um unbesetzte Stellen: Wie steht es um die Lehrerversorgung?
Die allgemeinbildenden Schulen in der Zuständigkeit des Schulamts sind „gut versorgt“, sagt Schulamtsdirektorin Sabine Hamann dieser Redaktion. Der Regelunterricht soll demnach überall gesichert und Vertretungen für Krankheitsfälle sollen vorhanden sein. „Da blicken wir ganz optimistisch ins Schuljahr. Das war ja nicht immer so.“
Das RP teilt am Donnerstag indes mit, dass die Lehrereinstellung zwar „insgesamt auf einem sehr guten Weg“ sei und man im Vergleich zum selben Zeitpunkt im Vorjahr landesweit über 500 Stellen mehr besetzt habe. Für Gymnasien bleibe die Situation aber „schwierig“.
Wir haben keine Reserven, falls es zu Ausfällen kommt.
So werden laut Mitteilung zwar mehr Lehrkräfte an Gymnasien eingestellt. Die erhalten aber umgehend eine Abordnung „an eine Schule der Sekundarstufe I oder eine Berufliche Schule und helfen dort, die Unterrichtsversorgung zu sichern“. Als Sekundarstufe 1 gelten die fünften bis neunten oder zehnten Klassen. „Die Einstellungssituation wird sich auch im kommenden Schuljahr nicht wesentlich ändern. Wir planen einen sukzessiven Aufbaupfad für die zusätzlich benötigten Stellen im Schuljahr 2032/33 mit. Aber auch im kommenden Jahr werden wir wegen der Umstellung auf G9 weniger Stellen anbieten können, als üblich“, wird Ministerin Theresa Schopper zitiert.
Allgemein fehlen nach wie vor Lehrkräfte vor allem in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Vor allem an den SBBZ war die Versorgungssituation zuletzt problematisch. Wie ist die Lage 2025/26?
Die ist weiterhin mindestens angespannt, erklärt Hamann. Sie spricht von einem „strukturellen Defizit, mit dem wir umgehen müssen“. Schon im vergangenen Herbst musste an einigen SBBZ der Unterricht aus Versorgungsgründen gekürzt werden, als es zu Krankheitswellen kam. „Die Situation in diesem Jahr ist vergleichbar.“ Demnach gehen zwar alle SBBZ mit einem vollständigen Stundenplan ins Jahr. „Wir haben aber keine Reserven, falls es zu Ausfällen kommt.“ Bevor Unterricht gekürzt wird, sollen bekannte Instrumente greifen: Mehrarbeit für einzelne Lehrkräfte oder Abordnungen. Wenn das nichts mehr hilft, drohen erneut gekürzte Unterrichtspläne.
Warum haben die SBBZ nicht von den Stellen, die nachbesetzt werden, profitiert?
Laut Hamann hängt das zum einen damit zusammen, dass es gar nicht so viele für SBBZ ausgebildete Lehrkräfte gibt, die man so spontan hätte nachbesetzen können. Zum anderen sei der „erwartbare“ Effekt eingetreten, dass sich viele qualifizierte Lehrkräfte, die zuvor mit befristeten Verträgen bereits unterrichtet hatten, auf nun frei gewordene unbefristete Stellen beworben haben. „Die Versorgung hat sich ein bisschen verbessert, aber nicht in dem gewünschten Umfang.“ Hamann rechnet damit, dass sich die Situation erst 2026/27 ändern wird.
Welche Wechsel gibt es in den Rektoraten?
Ursula Kremer, die die Jungbuschschule geleitet hat, folgt auf Angela Speicher als Rektorin der Johannes-Kepler-Gesamtschule. Eine Nachfolgerin an der Jungbuschschule ist noch nicht bekannt. An der Neckarschule wird der bisherige Konrektor Manuel Alexander Rüttinger Nachfolger von Rektor Peter Deffaa. Silvia Napp leitet künftig das SBBZ Hans-Zulliger-Schule und folgt auf Jutta Sahner. Das teilte jeweils das Staatliche Schulamt mit. Das RP erklärt indes, dass es an Mannheimer Schulen in seinem Zuständigkeitsbereich keine Veränderungen gibt. Damit bleibt auch die Leitung der IGMH weiterhin vakant. Derzeit führt die Rainer Mickelat als stellvertretender Schulleiter.
Welche Veränderungen gibt es noch?
Die Zahl der Vorbereitungsklassen, in denen vor allem geflüchtete Kinder auf den Regelunterricht vorbereitet werden, nimmt ab. Hamann führt das auch auf allgemein zurückgehende Zuwanderungszahlen zurück. Der Bedarf für die Unterrichtsvorbereitung sei aber weiter vorhanden. Zum Schuljahr werden außerdem 14 weitere Mannheimer Schulen Teil des Startchancen-Programms, mit dem bundesweit Einrichtungen vor allem in sozial benachteiligten Gebieten gefördert werden. Mit nun 44 Schulen profitiert Mannheim landesweit „besonders stark“ vom Programm, hatte die Stadtverwaltung im März mitgeteilt. Hamann gibt zu bedenken, dass das kein Zufall ist. „Faktoren, die dazu führen, dass Schulen ausgewählt werden, sind Indizien dafür, vor welchen Herausforderungen die Stadt und die Schulen stehen.“
Indes erklärt sie, dass das Förderprogramm des Landes „Lernen mit Rückenwind“, mit dem Schülerinnen und Schüler unterstützt werden sollen, pandemiebedingt entstandene Lernrückstände auszugleichen, in Mannheim „sehr gut“ angenommen werde. Schulen, die nicht über das Startchancen-Programm gefördert werden, hätten fast 90 Prozent des dem Schulamt zugeteilten Budgets bereits abgerufen. Für Hamann ist das ein „positives Signal“, weil das Rückenwind-Programm eine wichtige Unterstützung darstellt.
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