Mannheim. Die Schulen der Sekundarstufe I, also die Klassen fünf bis zehn, sind in Mannheim am Rande ihrer Aufnahmekapazitäten. Mit der neuen Rosa-Parks-Gemeinschaftsschule soll Entlastung geschaffen werden. Allerdings hat der Bau, der auf Spinelli entstehen soll, noch nicht einmal begonnen. Da aber dringender Handlungsbedarf besteht, hat der Gemeinderat nun einen Interimsstandort auf der Vogelstang beschlossen, so dass die neue Schule bereits zum Schuljahr 2026/27 an den Start gehen kann. Über diesen Interimsstandort regt sich allerdings Unmut.
Die neue Gemeinschaftsschule soll ihren vorübergehenden Sitz in der Außenstelle der Justus-von-Liebig-Schule in der Dresdener Straße auf der Vogelstang finden. Die gewerbliche, berufsbildende Schule, die sich als Kompetenzzentrum für den Übergang in das Berufsleben und für die Berufsausbildung versteht, hat neben ihrem Stammhaus an der Neckarpromenade noch eine weitere Außenstelle auf dem Luzenberg. Diese könne man aufgeben, aber nicht das Gebäude auf der Vogelstang, so Schulleiterin Marianne Sienknecht in der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses.
Ich muss jetzt für meine Schule kämpfen
In der Dresdener Straße sind die sogenannten VABO-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf) untergebracht. Sie richten sich an Jugendliche, die nach Deutschland eingewandert sind, und mit diesem Angebot grundlegend Deutsch lernen sollen. Danach kann der Hauptschulabschluss erworben werden. Außerdem werden in der Außenstelle die AVdual-Klassen (Ausbildungsvorbereitung dual) unterrichtet, die Jugendliche besuchen, die im Anschluss an den Besuch einer allgemeinbildenden Schule noch Förderbedarf haben. „Wir brauchen beste Rahmenbedingungen für diese jungen Menschen“, so die Schulleiterin. Diese seien auf der Vogelstang mit ausreichend Werkstätten, einer Sporthalle, einem Chemieraum, einem Fitnessraum, zwei PC-Zimmern und eigenen Klassenzimmern für jede Klasse gegeben. Die Gebäude an der Neckarpromenade und auf dem Luzenberg könnten den Wegfall dieser Außenstelle nicht kompensieren.
„Ich sehe den Bedarf an Schulraum in der Stadt, muss jetzt aber für meine Schule kämpfen“, kündigt Sienknecht an und fügt hinzu: „Wir brauchen unsere eigenen Werkstätten, Fachräume und für jede Klasse ein Klassenzimmer. Deswegen Finger weg von unserem Raumbedarf.“ Ein Ausweichen von ein oder zwei Klassen auf die anderen Berufsschulen am Neckar, wie von der Stadtverwaltung vorgeschlagen, sei nicht so ohne weiteres möglich. „Unsere Schülerinnen und Schüler im Übergangsbereich sind bei anderen Schulen nicht besonders beliebt“, weiß die Schulleiterin. Man befinde sich dann in der Rolle der Bittstellerin.
In der Bredouille sehen sich die Stadträtinnen und Stadträte. Auf der einen Seite die Notwendigkeit, die Interimslösung jetzt auf den Weg zu bringen – ohne auf der anderen Seite der Justus-von-Liebig-Schule Räume wegzunehmen. „Wir sind mit der Gesamtsituation mehr als unzufrieden“, so CDU-Stadtrat Christian Hötting und fügt hinzu: „Wir wollen vermeiden, dass eine Schule gegen die andere ausgespielt wird.“ Ähnlich äußert sich auch Kathrin Kölbl (FDP): „Wir begrüßen Schulbauten. Aber als wir von dieser Interimslösung zu Lasten einer anderen Schule gehört haben, sind wir erschrocken.“ Man wolle nicht, dass die Berufsschulen ausgedünnt werden würden, damit die Gemeinschaftsschule zwei Jahre früher kommen könne.
Dass dringend zusätzlicher Schulraum gebraucht werde, darauf weist Jens Drescher vom Staatlichen Schulamt Mannheim noch einmal hin: „Wir wissen nicht, wie wir die Schülerlenkung im nächsten Jahr noch vollziehen können, wenn kein weiterer Schulraum entsteht.“
„Es gilt unser Versprechen, dass die Justus-von-Liebig-Schule gute Bedingungen bekommt“, so Bildungsbürgermeister Dirk Grunert. Für den September sei ein gemeinsames Gespräch vereinbart mit dem Ziel, die Bedarfe der Schule zu sichern. Über den Startschuss für die neue Schule freut er sich: „Mit der Rosa-Parks-Gemeinschaftsschule setzen wir ein starkes Zeichen für moderne, wohnortnahe Bildung in einem dynamisch wachsenden Stadtteil.“
Start mit zwei fünften und möglicherweise einer sechsten Klasse
Für den Standort auf der Vogelstang sprechen aus Sicht der Stadt die kurzen Schulwege für die Kinder aus Franklin und Spinelli sowie das Gebäude, das mit seiner offenen Raumstruktur eine gute Grundlage für projektorientiertes Lernen bietet. Die Planungen für den endgültigen Standort auf Spinelli will die Stadtverwaltung nun „vorantreiben“. Geplant ist dort ein Schulneubau für eine vierzügige Gemeinschaftsschule mit einer gymnasialen Oberstufe. Am Interimsstandort soll ab dem Schuljahr 2026/27 mit bis zu zwei fünften Klassen, möglicherweise auch bereits mit einer sechsten Klasse, begonnen werden.
Großen Zulauf verzeichneten für das im September startende neue Schuljahr wieder einmal die Integrierte Gesamtschule Mannheim-Herzogenried (IGMH) sowie die beiden Gemeinschaftsschulen Kerschensteiner und Johannes-Kepler. An der IGMH mussten 130 Kinder an andere Schulen umgelenkt werden. Die Aufnahmekapazität beträgt dort 240 Kinder für die fünften Klassen. Die neue Rosa-Parks-Schule soll für diese Schulart, aber auch für Realschulen und Werkrealschulen, Entlastung bringen.
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