Bildung - Angesichts steigender Zahlen im weiterführenden Bereich setzt die Stadt unter anderem auf eine vierzügige Schule mit gymnasialer Oberstufe im Nordosten

Mannheim hofft bis 2026 auf Gemeinschaftsschule mit Oberstufe

Von 
Bertram Bähr
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Mannheim. Die Zahl der Grundschüler steigt seit Jahren, jetzt setzt sich diese Entwicklung im weiterführenden Bereich fort. Dass die Zeit drängt, um zusätzlichen Schulraum zu schaffen, hatten die Stadträte bereits im Sommer 2021 festgestellt. Jetzt spricht Bildungsbürgermeister Dirk Grunert von „akutem Handlungsbedarf“. Und macht dem Bildungsausschuss, der an diesem Donnerstag tagt, einen ganz konkreten Vorschlag. Im nordöstlichen Bereich der Stadt soll eine vierzügige Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe entstehen. Sie könne „idealerweise ab dem Schuljahr 2026/27 in Betrieb gehen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage für den Ausschuss.

In Gemeinschaftsschulen (GMS) lernen Schülerinnen und Schüler in jedem Fach auf ihrem speziellen Leistungsniveau. Das Land Baden-Württemberg hat das Modell vor gut neun Jahren eingeführt, in Mannheim sind die Kerschensteinerschule auf der Schönau und die Johannes-Kepler-Schule in K 5 dabei – allerdings ohne Oberstufe.

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Das von der Stadt ins Auge gefasste Projekt sieht einen Verbund vor, in den die bestehenden GMS integriert sind. Beide könnten sich auch vorstellen, an ihrem Standort eine Oberstufe einzurichten. Das sei „eine theoretische Option“, sagt Grunert im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. Aber die Planung laufe in Richtung neue GMS mit Oberstufe. Die Nachfrage nach GMS-Plätzen jedenfalls liegt seit Jahren weit über dem Angebot – das zeigen die Wartelisten der Schulen.

Dass die Vorstellungen der Stadt zunehmend konkreter werden, liegt an der insgesamt prognostizierten Entwicklung der Schülerzahlen im weiterführenden Bereich. Sie würden voraussichtlich von derzeit 14 795 auf 17 418 im Jahr 2038/39 steigen und danach wieder leicht zurückgehen – so die Prognose.

Zeitplan und Finanzen unklar

Die lag allerdings im vergangenen Jahr noch höher. Im Mai 2021 ging die Verwaltung von einem Anstieg auf 18 304 bis zum Schuljahr 2033/34 und danach von einem leichten Absinken aus. Schon damals warnte etwa Stadtrat Reinhold Götz (SPD), dass der Stadt die Zeit davonlaufe – und es den zusätzlichen Bedarf schon lange gebe, bevor er gedeckt werden könne.

Dass die Verwaltung erst jetzt konkreter wird und aufs Tempo drückt, liege daran, dass man sich Ende Februar bei einem Workshop mit den bildungspolitischen Fraktionssprechern die Zahlen „noch genauer angeschaut“ habe, so Grunert. Das Ergebnis dieser Betrachtungen liegt jetzt Schwarz auf Weiß auf dem Tisch. Ab Schuljahr 2026/27 gibt es demnach bei Werkreal- und Realschulen einen Bedarf von bis zu 61 Zügen, bei Gymnasien bis zu 40 Zügen. Aktuell verfügbar sind derzeit aber lediglich 52 beziehungsweise 36. Bis in gut vier Jahren müssten demnach also insgesamt 13 weitere Züge geschaffen werden.

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Die ins Auge gefasste GMS mit Oberstufe würde vier Züge schaffen. Die Kapazitäten sollen außerdem durch die Generalsanierungen an der Waldschule in der Gartenstadt und der Humboldtschule in der Neckarstadt erhöht werden. Mit der Errichtung des geplanten Neubaus an den Geschwister-Scholl-Schulen auf der Vogelstang könnte auch dort mehr Raum geschaffen werden.

Hochdynamischen Bevölkerungsentwicklung auf Franklin

All diese Pläne haben einen Haken: Im Moment hängen sie völlig in der Luft, was Zeithorizont und Finanzierung angeht. Lediglich für die Humboldtschule steht im Raum, dass die Generalsanierung nach dem Bau der benachbarten Ganztagsgrundschule in etwa drei Jahren starten kann. Für Wald- und Schollschule, so Grunert, „ist die zeitliche Perspektive tatsächlich nicht klar“.

Außerdem ist bereits jetzt offenkundig, dass all das nicht reichen wird, um den entstehenden Bedarf insgesamt zu decken. Die Verwaltung hält deshalb fest: „Perspektivisch sollen Planungen für eine weitere dreizügige Gemeinschaftsschule im Mannheimer Süden angestrebt werden, die den Schulbetrieb ab den Jahren 2031/32 aufnehmen könnte.“ Eine Entscheidung darüber müsse „spätestens 2025“ getroffen werden.

Dass sich die Verwaltung vorerst auf den Mannheimer Nordosten konzentriert, liegt nicht zuletzt an der hochdynamischen Bevölkerungsentwicklung auf Franklin – und vermutlich in ähnlicher Weise bald auch auf Spinelli. Die Zahl der jungen Bewohner steigt deutlich stärker als erwartet. Schon jetzt ist klar, dass der Neubau der auf vier Züge angelegten Franklin-Grundschule einige Jahre lang nicht reichen wird – übergangsweise wird ein Teil der bisher genutzten Elementary-School länger gebraucht. Die Entwicklung setzt sich dann im weiterführenden Bereich fort.

Drei Standorte in engerer Wahl

Was die geplante vierzügige GMS im Nordosten angeht, soll nach den Vorstellungen der Verwaltung eine Standortentscheidung „spätestens im Herbst 2022“ fallen. Die Stadt nennt neben dem favorisierten Terrain auf Spinelli an der Ecke zwischen Rüdesheimer und Wachenheimer Straße zwei weitere Optionen: das Gelände der ehemaligen Spiegelfabrik auf dem Waldhof und das Areal des Viktor-Lenel-Heims in der Gartenstadt. Letzteres ist aber eigentlich zu klein, zumal dort auch eine Kita gebaut werden soll. Und für das Spiegelgelände fehlt noch ein Bebauungsplan. Das Spinelli-Terrain dagegen ist groß genug und ohne Zeitverluste verfügbar.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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