Mannheim. Es war ein Minimalziel, was der Elternbeirat der Eugen-Neter-Schule (ENS) auf der Blumenau Anfang des Jahres formuliert hatte: eine Betreuungslösung an den beiden Wochentagen (mittwochs und freitags), an denen im September 2021 jeweils zwei Schulstunden wegen Lehrermangels weggefallen sind. Und zwar nur für Eltern mit dringendem Bedarf – etwa, weil beide berufstätig sind. Dieses Ziel ist erreicht: Ab sofort kommt das Angebot Kindern von elf Familien zugute. Das teilte Rektorin Silvia Challal dem „Mannheimer Morgen“ auf Anfrage mit.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Um die Notgruppe zu realisieren, brauchen die Kinder, die das Zusatzangebot mittwochs von 12.30 bis 14 Uhr und freitags von 11.50 bis 13.30 Uhr nutzen, eine zusätzliche Busbeförderung. Sie wird von der Stadt bezahlt. Vorausgegangen waren dieser Lösung mehrere Gesprächsrunden, die vom Gesamtelternbeirat Mannheim (GEB) organisiert worden waren.
Kinder der ENS brauchen besondere Zuwendung
Damit sei „genau das erreicht, wofür wir seit Monaten gekämpft haben“, freut sich Alexandra von Gropper, die Elternbeiratsvorsitzendende der ENS. Sie zeigt sich dankbar dafür, „dass jetzt doch noch so schnell eine Lösung gefunden worden ist. Wir hatten in diesem Schuljahr nicht mehr damit gerechnet.“ Auf der anderen Seite könne das lediglich „ein erster Schritt“ zur Verbesserung der Lehrkräfte-Versorgung sein. Denn die ist nach Ansicht aller Beteiligten seit September 2021 alles andere als zufriedenstellend.
Die Kinder, die die ENS besuchen, brauchen besondere Zuwendung. In ihrer geistigen Entwicklung sind sie nicht so weit wie die meisten anderen in ihrem Alter. Deshalb lernen sie in kleinen Gruppen, mit Sonderpädagogen, spezieller Betreuung – und ganztags. Eigentlich. Aber seit dem neuen Schuljahr ist der Ganztag zumindest teilweise passé.
Nur noch an drei Tagen pro Woche dauert der Unterricht bis 14.30 Uhr. Seitdem sind die Eltern gezwungen, ihre Kinder mittwochs um 12.30 Uhr, freitags sogar um 11.50 Uhr abzuholen. Für den größten Teil der Eltern – insgesamt rund 260 Kinder besuchen die ENS – ändert sich auch durch die Notgruppe nichts. Aber immerhin elf bekommen jetzt ein wenig Entlastung.
Ministerin kommt im Oktober
Das grundsätzliche Problem ist damit nicht gelöst: Statt im Normalfall 34 Wochenstunden werden im laufenden Schuljahr nur noch 30 angeboten. Immerhin: Diese Stunden habe man bislang „vollumfänglich“ halten können, sagt Silvia Challal. Laut Elternbeirat liegt das allerdings auch daran, dass der Klassenteiler, der bisher bei sechs Kindern lag, auf acht erhöht wurde. Außerdem gebe es weniger Doppelbesetzungen im Unterricht, das verschärfe sich durch die Notgruppe noch einmal. Denn die städtischen Betreuer müssen aus rechtlichen Gründen von einer Lehrkraft unterstützt werden.
So liegen die Hoffnungen der Schulgemeinschaft und der Stadt darauf, dass das Land zumindest ab dem kommenden Schuljahr für Verbesserungen sorgt. Es liefen „gute Gespräche“ mit Staatlichem Schulamt und Regierungspräsidium, teilt Challal mit. Und freut sich, dass sie aktuell eine Krankheitsvertretung und für die Zeit ab September zehn Lehrerstellen ausschreiben darf. „So viele Ausschreibungen hatten wir noch nie“, sagt die Rektorin. Aber natürlich müssen sich auch Lehrkräfte finden, die sich auf diese Stellen bewerben. Und der Mangel an Sonderpädagoginnen und -pädagogen ist landauf landab groß.
„Hinter den Kulissen gab es Signale, dass die Situation sich im neuen Schuljahr etwas entspannen wird“, betonte auch der Leiter des städtischen Fachbereichs Bildung, Lutz Jahre, jüngst im Fachausschuss. Bei aller Freude über das aktuell gestartete „Notangebot“ – zu dem das Land nichts beiträgt – sei die derzeitige Lehrkräfte-Situation „alles andere als optimal für die Kinder und Jugendlichen“, betonte beispielsweise die Grünen-Stadträtin Stefanie Heß.
Ende April besucht Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) die Martinsschule in Ladenburg, die vor ganz ähnlichen Problemen steht wie die ENS. Die Elternbeirätinnen Alexandra von Gropper und Julia Wiegand hatten das im Februar zum Anlass genommen, die Ministerin auch an die ENS einzuladen. Das klappt an diesem Tag aus Termingründen zwar nicht. Aber Schopper habe zugesagt, am 28. Oktober in die Eugen-Neter-Schule zu kommen, teilt Alexandra von Gropper mit. Sie sieht darin ein gutes Omen für das nächste Schuljahr.
„Dass zeitnah mehr Lehrkräfte zur Verfügung stehen und auch in Mannheim eingesetzt werden“ – das wünscht sich auch der GEB-Vorsitzende Thorsten Papendick. Wichtig wäre das nicht nur, um die Ganztags-Stundentafel wieder zu erfüllen. Sondern auch, um Außenklassen an anderen Schulen in gewohntem Umfang beibehalten zu können.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-betreuungsgruppe-in-mannheimer-foerderschule-entlastet-eltern-_arid,1936272.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html