Kommentar Hohe Hürden beim Bau neuer Schulen in Mannheim

Bertram Bähr zur Reaktion auf steigende Schülerzahlen

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Bertram Bähr
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Gemeinschaftsschulen liegen voll im Trend. So gibt es bei den beiden Mannheimer Einrichtungen lange Wartelisten. Viele Eltern fahren auf die Schulform ab, die es in Baden-Württemberg erst seit knapp zehn Jahren gibt. Die Beliebtheit kommt nicht von ungefähr: Gerade vermeintlich schwächere Schülerinnen und Schüler werden durch das individuelle Konzept mit unterschiedlichen Leistungsniveaus, teilweise mit Lehrer-Tandems besetzten Stunden und wöchentlichen Coaching-Gesprächen intensiv gefördert. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass ihnen der Sprung in die Oberstufe und vielleicht auch zu einem Studium gelingt – das zeigen die Zahlen.

Wenn die Mannheimer Verwaltung beim Ausbau des weiterführenden Bereichs stark auf Gemeinschaftsschulen setzt, stellt sie also die richtigen Weichen für die Zukunft. Mit dem Vorhaben, bei einer weiteren GMS auch gleich eine gymnasiale Oberstufe einzurichten, schlägt die Stadt zudem zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie begegnet den in den nächsten Jahren stark ansteigenden Schülerzahlen sowohl in der Sekundarstufe 1 – also bei den Werkreal- und Realschulen – als auch bei den Gymnasien.

Aber der große Zuwachs an Schülerinnen und Schülern macht es daneben erforderlich, die konventionellen Schulformen deutlich auszubauen. So sollen beispielsweise Wald-, Humboldt- und Scholl-Schule weitere Züge erhalten. Alles zusammengenommen reicht das aber noch immer nicht, um mittelfristig den Bedarf zu decken.

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Dass die Zahlen massiv ansteigen würden, war – auch ohne detaillierte Bevölkerungsprognose – seit Jahren zu erwarten. Wenn die Verwaltung jetzt ein konkretes Maßnahmenpaket auf den Tisch legt, um darauf zu reagieren, kommt das reichlich spät.

Dabei steht die Stadt vor einer Rechnung mit mehreren Unbekannten. Die Ausbau- und Sanierungspläne allein im schulischen Bereich erfordern – auch wenn es für mehrere Projekte noch keine konkreten Zahlen gibt – auf jeden Fall eine deutlich dreistellige Millionensumme. Und das zur Unzeit. Denn Corona und Ukraine-Krise reißen Lücken in das finanzielle Budget, die schwer zu schließen sind.

Abgesehen vom Geld machen auch die Lieferkettenprobleme und die Vollauslastung der Baubranche wenig Hoffnung darauf, dass künftige Zeitpläne eingehalten werden können. Schon heute gibt es bei fast jedem Vorhaben Verzögerungen. Das Ziel, bis 2026 eine große Gemeinschaftsschule an den Start zu bringen, ist ausgesprochen ehrgeizig – und erscheint kaum realistisch.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas