Bildung - Schriftliches Abitur beginnt an diesem Montag / Isolation aus Angst vor einer Ansteckung im letzten Moment

Abitur in Mannheim startet - beim Prüfungs-Marathon fallen Tests und Masken weg

Von 
Bertram Bähr
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IL "Heute Abitur" steht auf einer Tafel im Klassenzimmer eines Gymnasiums. Die Prüflinge mussten über weite Strecken ihrer Oberstufenzeit mit Einschränkungen wie Distanzlernen zurechtkommen. Zuletzt waren die Vorbereitungen aber wieder im Präsenzunterricht möglich. © Sina Schuldt

Mannheim. Die Abstandsregeln bleiben. Aber die Maskenpflicht gilt schon seit ein paar Wochen nicht mehr. Und auch die Testpflicht ist nach den Osterferien (zumindest derzeit) Geschichte. Das betrifft auch die Abiturienten, für die ab diesem Montag die schriftlichen Prüfungen anstehen. Beim dritten Corona-Abitur ist also manches anders als in den Vorjahren.

Kurz nach Ausbruch der Pandemie – die Schulen waren seit wenigen Tagen geschlossen – verkündete die damalige Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am 22. März 2020, dass die schriftlichen Prüfungen nicht direkt nach den Osterferien, sondern am 18. Mai beginnen sollten. Es sollte mehr Zeit für die Vorbereitung bleiben.

Die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler darauf waren gemischt. Während die zusätzliche Vorbereitungszeit gut ankam, sahen einige es kritisch, weil sich alles nach hinten verschob. Schließlich stünden nach den schriftlichen Prüfungen noch mehrere Klausuren an, argumentierten sie. Auch für die Korrektoren wurde es deutlich enger.

Abstand statt Mund-Nasen-Schutz

Im Jahr darauf galt noch keine allgemeine Testpflicht, wie sie ein paar Monate später vom Land angeordnet wurde. Stattdessen griff eine Sonderregelung. Die zu Prüfenden mussten sich entweder zweimal wöchentlich testen lassen. Oder aber, falls sie das nicht taten, ihre Arbeiten in einem separaten Raum schreiben. Ein Saal für Getestete, einer für Ungetestete mit den entsprechenden zusätzlichen Aufsichten – für viele Schulen war das ein organisatorischer Kraftakt.

Abschlussprüfungen

  • Das schriftliche Abitur in Baden-Württemberg startet an diesem Montag. Insgesamt 11 622 Schülerinnen und Schüler treten im Regierungsbezirk Karlsruhe (Nordbaden) an. An allgemeinbildenden Gymnasien enden die Prüfungen am 10. Mai, an beruflichen am 6. Mai.
  • In Mannheim treten in den allgemeinen Gymnasien 1044 (Vorjahr 931) und in den beruflichen 273 (296) Prüflinge an. Am ersten Tag stehen weniger frequentierte Fremdsprachen wie Spanisch oder Portugiesisch auf dem Plan, die Deutsch-Klausuren folgen am 27. April, Mathematik am 3. Mai.
  • Die mündlichen Prüfungen finden für die allgemeinbildenden Gymnasien zwischen 27. Juni und 8. Juli und für die beruflichen Gymnasien vom 28. Juni bis 8. Juli statt.
  • Die schriftlichen Prüfungen in den Haupt-, Werkreal- und Realschulen beginnen am 17. Mai mit Deutsch. Sie laufen bis 24. (Hauptschulen) beziehungsweise 31. Mai (Realschulen).
  • Die mündlichen Prüfungen sind zwischen 4. und 12. Juli. 

 

Aktuell können sich alle Beteiligten etwas lockerer machen. Aurelia Tens, Abiturientin, Schulbeirats-Mitglied und Schülersprecherin am Karl-Friedrich-Gymnasium, geht davon aus, dass während der Prüfungen die wenigsten Maske tragen. „Der Abstand ist groß genug, jeder sitzt an einem Einzeltisch“, sagt sie im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. Während des Unterrichts dagegen hätten die meisten freiwillig Maske getragen.

Viele hätten Angst, sich kurz vor der Prüfung zu infizieren – zumal es in der Jahrgangsstufe noch vor wenigen Tagen einen Coronafall gegeben habe. Deshalb machten die meisten „in ihrer Freizeit nicht mehr viel und bleiben zu Hause“. Aurelia Tens fühlt sich persönlich gut vorbereitet auf die Herausforderungen der nächsten Tage. Aber das gelte nicht für alle. Wegen der hohen Ansteckungszahlen hätten im Unterricht immer einige Personen gefehlt – gerade in der Zeit, die für die Abi-Vorbereitung besonders relevant sei.

Oft habe es keinen Online-Unterricht gegeben, auch auf die Plattformen seien Materialien nicht hochgeladen worden. Corona sei eben behandelt worden wie ein normaler Krankheitsfall, bei dem sich die betroffenen Schülerinnen und Schüler selbst um das Nachholen kümmern mussten. Das bedauert sie.

Anders als in den Vorjahren können die Abiturientinnen und Abiturienten allerdings die früher üblichen Aktivitäten wie Abistreich oder Abiball planen. Der Stufenabend, der schon lange vor den Prüfungen Geld für den Ball einspielen solle, wurde allerdings auf Ende Mai verlegt. Er wäre zu einem früheren Zeitpunkt nur mit der 2Gplus-Regelung möglich gewesen. „Das wollten wir nicht, weil einige dann nicht hätten teilnehmen können“, berichtet Aurelia Tens. In anderen Gymnasien laufe das ähnlich, „weil man niemanden ausschließen wollte“.

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Der Wegfall von Tests und Masken bringe eine „gewisse Erleichterung“, sagt Moll-Direktor Gerhard Weber. Der geschäftsführende Leiter der Mannheimer Gymnasien erinnert sich nur ungern ans vergangene Jahr, in dem man Ungetestete habe separieren müssen. Das sei ein riesiger Aufwand gewesen. Organisatorisch ist gleichwohl einiges zu tun. Der vorgeschriebene Abstand von 2,50 Meter zwischen den Schülerinnen und Schülern mache je nach Fach die Nutzung von acht bis neun Räumen erforderlich.

Soziale Kontakte fehlen

Zumindest im Moll-Gymnasium sei die Prüfungsvorbereitung sehr gut gelaufen. Dadurch, dass Chorproben, Studienfahrten und mehr corona-bedingt ausgefallen seien, habe man zeitlichen Puffer gehabt. Weber verschweigt aber nicht die Kehrseite der Medaille: Gerade der aktuelle Jahrgang habe unter den Einschränkungen der vergangenen zwei Jahre massiv gelitten. Die fehlenden sozialen Kontakte, der Wegfall von vielem, was das Schulleben eigentlich ausmacht, sei an den Jugendlichen nicht spurlos vorübergegangen.

Das sieht Aurelia Tens genauso. „Die sozialen Kontakte fehlen total“, stellt sie fest: „Das ist anstrengend. Das geht auf die Psyche.“ Umso mehr hofft sie auf ein halbwegs normales Ende der Schulzeit mit Feiern und allem, was sonst dazugehört.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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