Maimarkt

Maimarkt Mannheim: Das sind die Sorgen der Handwerker

Bürokratie, zu wenig Nachwuchs, fehlende Aufträge – das trug die Elektroinnung Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht auf dem Maimarkt vor. Auch Verbesserungsvorschläge wurden genannt.

Von 
Peter W. Ragge
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v.l. Axel Kehrberger, Stephan Kolb, OB Christian Specht, Stefan Quast und Jochen Baumgärtner beim Treffen der Elektroinnung auf dem Maimarkt. © Michael Ruffler

Mannheim. Steigende Kosten, weniger Aufträge, zu viel Bürokratie und kein Nachwuchs – das Handwerk plagen große Sorgen. Es drohen Insolvenzen oder die Schließung von Betrieben, weil Nachfolger fehlen, sagte Obermeister Stephan Kolb von der Innung für Elektro- und Informationstechnik Kurpfalz auf dem Maimarkt und konfrontierte Oberbürgermeister Christian Specht mit den Nöten der Branche.

„Die anhaltend schwache Konjunktur, Wohnungsbaukrise, schwächelnder Export und der wenig dynamische private Konsum haben die Auftragslage im Handwerk deutlich eingetrübt“, sagte Kolb. 2024 habe es daher bundesweit 30 Insolvenzen von Handwerksbetrieben gegeben – eine Zunahme von 18,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Soweit Betriebe überleben, findet sich aber kaum noch jemand, der Chef sein will. Fast jeder vierte Betriebsinhaber im Handwerk sei über 60 Jahre alt. „Viele Meister haben inzwischen kein Interesse mehr, sich selbstständig zu machen, weil sie die damit verbundene Bürokratie vermeiden wollen“, so Kolb. Es sei „ein dramatisches Signal, wenn wir keinen Unternehmensnachwuchs bekommen“, doch es existiere inzwischen eine regelrechte „Angst vor Formularen“, weil die Dokumentationspflichten ständig steigen. Als Beispiel nannte er das Widerrufsrecht 14 Tage nach Auftragserteilung. „Wir Handwerker machen doch keine Haustürgeschäfte. Der Kunde ruft doch uns an, dass er einen Stromausfall hat oder eine zusätzliche Steckdose verlegt haben möchte“, gab er zu bedenken.

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Im Namen der 220 Betriebe der Innungen Kurpfalz und Neckar-Odenwald, die zusammen rund 1.800 Beschäftigte haben, forderte Kolb „dringend Reformen in Sozialsystemen, Bürokratieabbau und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sowie Senkung der Lohnzusatzkosten“. Nur so könne die Wirtschaft wieder angekurbelt werden. „Lasst die Finger weg von der Erhöhung des Mindestlohns“, forderte der Obermeister ferner. Man brauche dringend eine Leistungsgesellschaft: „Wer fleißig ist, darf auch mehr verdienen!“ Zudem müsse das neu geschaffene Sondervermögen für die Infrastruktur „direkt in den Kommunen ankommen“.

Darin war sich Kolb völlig einig mit Oberbürgermeister Christian Specht. Einig sind sich Stadt und Innung auch beim Thema Wärmewende. Kolb drückte dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderat „höchsten Respekt“ dafür aus, dass sie die Wärmewende eingeleitet und mit der Wärmewendeakademie mit dem Handwerk zusammenarbeite. Auch generell gebe es wieder einen engeren Austausch mit der Stadt, lobte Kolb, nahm sich der OB doch nach den Reden viel Zeit für Einzelgespräche mit Vertretern von 21 Innungen.

Specht beglückwünschte die Innung zu „Weitsicht und Mut“, hatten doch vor einem Jahr auf dem Maimarkt die Innungen Heidelberg sowie Schwetzingen, Mannheim und Weinheim fusioniert. Bei der Entbürokratisierung habe das Handwerk ihn an seiner Seite, versicherte der Oberbürgermeister. Er sei auch gerne bereit, weitere Anregungen der Handwerker aufzugreifen, etwa bei der Ausstellung der Handwerkerparkausweise („hat ein paar Schwächen“) oder der Erleichterung des Übergangs von der Schule zum Beruf. Ausdrücklich dankte er ebenso wie MVV-Vertriebsvorstand Ralf Klöpfer den Handwerkern für die Mitarbeit an der Wärmewende. Die könne auch „helfen, dass wir aus der Rezession rauskommen“, so Specht.

Redaktion Chefreporter

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