Mannheim

Lösen Quartiersgaragen das Parkproblem auf Franklin?

In Mannheims jüngstem Stadtteil Franklin gibt es zu wenig Parkplätze - sagen zumindest viele Anwohnerinnen und Anwohner. Jetzt hat der Gemeinderat verschiedene Lösungen diskutiert

Von 
Martin Geiger
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In Mannheims neuem Stadtteil Franklin fehlt es an Parkplätzen. © Michael Ruffler

Mannheim. Nachsteuern wird es meistens genannt, wenn bei großen Projekten die Realität vom Plan abweicht und Korrekturen vorgenommen werden müssen. Der Bau eines neuen Stadtteils ist ein großes Projekt, und so ist es nicht verwunderlich, dass auf Franklin ebenfalls „nachgesteuert“ wird. Gleich fünf Punkte, die den inzwischen rund 6200 Bewohnerinnen und Bewohnern offenbar auf den Nägeln brennen, standen auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Konversion.

Das drängendste Problem ist sicherlich die Parkplatznot, über die sich die Franklinianer ja schon lange beschweren. Mehrere Fraktionen hatten im Vorfeld Vorschläge eingebracht, um diese zu lösen. Das politische Signal von allen Seiten ist also klar: Wir wollen euch helfen. Aber wie nur? Das blieb auch nach der Sitzung offen.

Dort stellte zunächst Achim Judt, der Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP, die wichtigsten Fakten vor: Aktuell gibt es zwei große Parkflächen mit insgesamt rund 240 Stellplätzen auf Franklin: die am alten Kino und eine nur vorübergehend eingerichtete bei der Wassersanierungsanlage. Letztere ist Judt zufolge „nie ausgelastet“ und wird in der ersten Jahreshälfte 2024 durch eine ähnlich große in der Wasserwerkstraße ersetzt.

812 öffentliche Stellplätze geplant

Der Gesamtplan sehe vor, dass für die dereinst geplanten 4700 Wohneinheiten auch 4700 Parkplätze entstehen. Nur in Franklin-Mitte könnten Investoren sich teilweise von der Pflicht zur Schaffung eines Stellplatzes befreien, was bislang in 268 Fällen geschehen sei. 812 öffentliche Parkplätze sehe die Planung im Endausbau vor, 520 davon seien bereits geschaffen, erklärte der MWSP-Chef.

Doch offenbar reicht das für die Bedürfnisse der Menschen nicht. Stadträte von nahezu allen Fraktionen berichteten von Klagen und Problemen der Anwohner: Handwerker täten sich schwer, dort Aufträge anzunehmen, weil sie ihre Fahrzeuge kaum abstellen könnten; Pflegekräfte hätten weniger Zeit für ihre Patienten, weil sie so lange Parkplätze suchen müssten; Besucher würden den Stadtteil deshalb ebenfalls meiden, so dass manche Anwohner klagten: „Wir vereinsamen hier.“

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Dabei seien viele Familien im neuen Stadtteil darauf angewiesen, ein oder zwei Autos zu haben. Unter anderem, weil die Infrastruktur noch nicht komplett fertig sei und so viele ihre Kinder in Kitas in anderen Stadtteilen oder zum Sportverein dort bringen müssten.

Womöglich sind ja sogenannte Quartiersgaragen die Lösung. Also Parkhäuser, in denen sich die Anwohnerinnen und Anwohner einen Stellplatz mieten können. Zwei Flächen sind auf Franklin dafür theoretisch freigehalten: eine in der Nähe der Schule und eine am alten Kino. Allerdings steht auf Letzterer nun der Interims-Supermarkt, der ebenfalls dringend benötigt wird.

Das ist jedoch nicht das einzige Problem dabei. Ein weiteres besteht darin, dass niemand genau sagen kann, ob beziehungsweise wie viele Bewohner wirklich bereit wären, Stellplätze für monatlich 70, 80 oder gar 100 Euro anzumieten. Und eine schnelle Entlastung ist davon ohnehin nicht zu erwarten, schließlich dauert es eine gewisse Zeit, bis solch eine Garage gebaut ist.

Ergänzen Busse die Straßenbahn?

Und so blieb nach der Diskussion lediglich die Erkenntnis übrig, die Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) folgendermaßen zusammenfasste: „Wir haben ein Parkproblem auf Franklin, das wir lösen müssen, ohne das Gesamtkonzept eines verkehrsreduzierten Quartiers in Frage zu stellen.“ Derzeit stehe man „am Beginn der Lösung eines Problems“. Antworten - auch solche, die nur zeitweise Abhilfe schaffen - „liegen noch nicht auf dem Tisch“.

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Stattdessen soll im Aufsichtsrat der MWSP weiter darüber diskutiert werden. Die ebenfalls angeregte Ausweitung von Car-Sharing- oder Leihräder-Angeboten scheint auch keine zu sein, denn dafür sei den Betreibern zufolge der Bedarf aktuell zu gering.

Zwar wird die Inbetriebnahme der neuen Straßenbahnlinie, die Mitte Dezember geplant ist, die Verkehrssituation auf Franklin nochmals deutlich verändern. Doch die Bahnen werden nur alle 20 Minuten zwischen der Wendeschleife und der Bensheimer Straße pendeln, wo die Fahrgäste dann in die Linie 5 umsteigen können. Die vorgeschlagene Verdichtung auf einen 10 Minuten Takt ist der Stadtverwaltung zufolge nicht vorgesehen. Immerhin will man prüfen lassen, ob die Buslinie 67, die eigentlich von der Straßenbahn abgelöst werden sollte, zu gewissen Tageszeiten weiterhin fahren kann, um den Takt zu verdichten.

Gute Nachrichten für Franklin

Zwei gute Nachrichten für die Bewohnerinnen und Bewohner des neuen Stadtteils konnten Verwaltung und MWSP dann aber doch noch verkünden: Der Schulweg für die Kinder der Franklin-Schule, der wiederholt für Diskussionen gesorgt hatte, soll künftig sicherer gestaltet werden. Durch eine beidseitige Verengung der Fahrbahn samt Zebrastreifen soll ihnen die gefahrlose Querung der Thomas-Jefferson-Straße ermöglicht werden. Zudem ist der Bau eines neuen Gehwegs zwischen Fahrbahn und Straßenbahngleis geplant, damit sie auf diesem zur Schule laufen können.

Die zweite frohe Botschaft: Die Post hat nun endlich auf Franklin - nämlich in der Roosevelt-Straße - einen Briefkasten aufgestellt.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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