Rhein-Neckar-Tram

Längste Straßenbahn der Welt rollt jetzt durch Mannheim

Es ist ein neuer Weltrekord im Linieneinsatz: Nun rollen auch zwei fast 60 Meter lange Rhein-Neckar-Trams durch Mannheim und die Region.

Von 
Steffen Mack
Lesedauer: 
Die 30, 40 und fast 60 Meter langen Modelle Rhein-Neckar-Tram (RNT), hier auf dem RNV-Betriebshof in Mannheim. © Michael Ruffler

Mannheim. Schon in der ersten Kurve zeigt sich, was an dieser Straßenbahn das Besondere ist. Selbst auf einem Sitzplatz in der Mitte kann man beim Blick nach hinten durchs Fenster das Ende nicht mehr erkennen. Kein Wunder bei einer Länge von fast 60 Metern – 58,69 sind es nach Angaben der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) genau.

„Ist das die längste Bahn der Welt nach wie vor?“, fragt Raoul Schmidt-Lamontain, Heidelberger Umwelt- und Mobilitätsdezernent. Mit seinem Ludwigshafener Kollegen Alexander Thewalt, natürlich dem Mannheimer Oberbürgermeister und RNV-Aufsichtsratschef Christian Specht sowie weiteren bedeutenden Nahverkehrsexperten ist er am Mittwoch auf den Betriebshof in der Möhlstraße gekommen.

Unter ihnen ist Jan Christoph Harder von Skoda. Beim Hersteller der Rhein-Neckar-Tram verantwortet er die „Region West & Nord“ sowie „ROW“. Bei der Begrüßung fragt Specht, wofür das Kürzel steht. „Rest of world“, antwortet Harder. Allgemeines Gelächter, das passt wunderbar zum Weltrekord, der in Mannheim und Umgebung geschrieben wird.

Die ersten zwei der rund 60 Meter langen Trams sind nun im Einsatz. Nach RNV-Angaben als Linie 1 zwischen der Schönau und der Rheinau sowie als Linie 5, die zwischen Mannheim, Weinheim und Heidelberg im Kreis verkehrt. Also die „OEG“, wie sie Alteingesessene nennen. Zu den Stoßzeiten zwischen 7 und 9 sowie zwischen 17 und 19 Uhr seien die maximal 386 Menschen fassenden Straßenbahnen schon ganz gut ausgelastet, sagt RNV-Sprecher Moritz Feier.

Demnächst kommen weitere zehn Modelle aufs Gleis

Als die XXL-Tram vergangenen September vorgestellt wurde, sprach die RNV von der längsten Meterspur-Straßenbahn der Welt. Das sei sie unverändert, erläutert jetzt Harder. Nur mit der Spurbreite von Eisenbahnen – 1,435 Meter – gebe es natürlich noch längere Züge. Aber bei allen mit ein Meter breiter Spur sowie Schmalspurbahnen in anderen Ländern sei die neue Tram konkurrenzlos. Auf Platz 2 folge ein 53-Meter-Modell in Budapest.

Eine Presse-Testfahrt im kleinen Kreis führte zur SAP Arena und wieder zurück. © Michael Ruffler

Jeweils im Abstand von drei Wochen will die RNV noch zehn weitere Weltrekordhalter aufs Gleis setzen. Specht schwärmt von einem riesengroßen Schritt in Sachen Verkehrswende und einer „herausragenden Bahn“ mit so gut wie keinen Kinderkrankheiten. Lediglich mit den Displays gebe es kleinere Probleme. „Da arbeiten wir noch heftig dran.“

Erstmals wurden die Rhein-Neckar-Trams zur Buga in Mannheim eingesetzt

Zur Bundesgartenschau 2023 wurde die neuartige Rhein-Neckar-Tram erstmals eingesetzt. Zunächst nur in Mannheim, inzwischen überall in der Region. Lediglich nicht über Ludwigshafen hinaus in die Pfalz. Das soll mittelfristig noch kommen. Zur Fahrzeugflotte gehören heute auch 37 Trams, die 40 Meter und neun, die 30 Meter lang sind.

Mehr zum Thema

Kommentar Weltlängste Straßenbahn wichtiges Symbol für Mannheim und Region

Veröffentlicht
Kommentar von
Steffen Mack
Mehr erfahren
Verkehr

Rollen bis 2026 wieder Bahnen über Konrad-Adenauer-Brücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen?

Veröffentlicht
Von
Valerie Gerards
Mehr erfahren
Verkehr

Ärger in der Mannheimer Gartenstadt wegen regelmäßiger Stadtbahn-Ausfälle

Veröffentlicht
Von
Kai Plösser
Mehr erfahren

Die Zulassungsverfahren sind jetzt vollständig abgeschlossen. Bis Ende 2026 soll eine zweite Phase folgen, die Beschaffungskosten der ersten beziffert Specht mit 307 Millionen Euro. 13 Millionen und hoffentlich noch mehr kämen als Fördermittel vom Land. Den Löwenanteil trägt also die RNV beziehungsweise ihre Gesellschafter, insbesondere die Kommunen. Mittlerweile seien auch die Kundenreaktionen auf die neuen Trams positiv, sagt der Aufsichtsratschef. Teils massive Kritik hatte es besonders an der Enge gegeben, auch an unbequemen Holzsitzen.

Interessante Testfahrt im kleinen Kreis zur SAP Arena

Schön, sich selbst ein Bild machen zu können. Im Anschluss an den offiziellen Termin ermöglicht Feier noch eine Pressefahrt im kleinen Kreis. Praktischerweise hat er in seinem Medienteam einen Kollegen, der selbst Straßenbahnfahrer ist und damit 40 Prozent seiner Arbeitszeit verbringt, Mathias Broll.

So sieht die neue Mega-Tram innen aus. © Michael Ruffler

Das sei auch sein erstes Mal mit dem neuen Modell, freut er sich. Um dem regulären Linienverkehr nicht in die Quere zu kommen, geht es auf Nebenstrecken vom Betriebshof über Neuhermsheim zur SAP Arena. „In Kurven muss man schon mehr aufpassen“, sagt Broll. Aber ansonsten sei kein großer Unterschied zu den kleineren Modellen der Rhein-Neckar-Tram. Er habe indes den Eindruck, das Neue habe etwas mehr Speed. Technisch möglich wären nach RNV-Angaben maximal 92 Stundenkilometer, 80 sei die zugelassene Höchstgeschwindigkeit. So schnell geht natürlich nur außerorts.

Holzsitze wirken hygienischer, Polster bequemer

An der Endhaltestelle bei der SAP Arena steigt Broll kurz für ein Foto aus. Dafür hat er eine Tür direkt am Sitz, muss nicht mehr durch die Bahn laufen. Vorgeschrieben ist das aber noch bei Richtungswechseln. Ein Vorteil der Rhein-Neckar-Trams ist, dass sie sich sowohl von vorne als auch von hinten steuern lassen, also nicht wenden müssen.

Die Schalter haben drei Farben. Gelb für Haltewünsche, Blau für Mobilitätseingeschränkte, die länger geöffnete Türen und die Aufmerksamkeit des Fahrers wollen, sowie Rot für Funkkontakt in Notfällen. Dann klingelt es vorn wie ein Telefon.

Großer Bahnhof bei der offiziellen Inbetriebnahme der neuen XXL-Tram, in der Mitte im karierten Jacket der Mannheimer CDU-Oberbürgermeister und RNV-Aufsichtsvorsitzende Christian Specht. © Michael Ruffler

Am Ende geht die Fahrt zurück zum Betriebshof. Ach ja: die Sitze. Sie gibt es laut Freyer in allen Trams mittlerweile sowohl aus Holz als auch gepolstert. Persönlicher Einruck: Die einen sind hygienischer, die anderen bequemer. Kann also jeder selbst entscheiden, ob ihm Sauberkeit oder Komfort wichtiger sind. In einer nagelneuen Bahn lässt sich auf Polstern prima beides haben.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke