Mannheim. Dass eine Stadtbahn nicht wie erwartet an der Haltestelle vorbeikommt, kann aus verschiedenen Gründen immer mal wieder passieren. In der Mannheimer Gartenstadt ist das in den vergangenen Monaten jedoch regelmäßig vorgekommen, wie Anwohner dieser Redaktion berichten. Und das auch noch morgens, wenn die Bahnen eigentlich voll mit Pendlern und Schülern sein sollten, die pünktlich zur Arbeit oder in die Schule kommen müssen. Bei Denise Heuser ist der Ärger deswegen groß. „Ich finde, das ist ein Unding“, ist sie frustriert ob der Unzuverlässigkeit der Stadtbahnen. „Kaum tragbar“ sei die Situation in ihren Augen.
Seit vergangenem September muss Heusers zehnjähriger Sohn die Linie 4 nehmen, um von der Gartenstadt zum Ludwig-Frank-Gymnasium in der Neckarstadt-Ost zu kommen. „Noch nie haben wir seitdem erlebt, dass mal zwei Wochen am Stück die Bahn zuverlässig kam“, beschwert sich Heuser und geht ins Detail: „Seltsamerweise fallen immer die beiden Bahnen, die um 7.10 Uhr und 7.30 Uhr (von der Haltestelle Freilichtbühne, Anm. d. Red.) fahren, aus. Das heißt also, die zwei Bahnen, die am meisten frequentiert sind von Schülern.“
RNV kann sich Fahrtausfälle nur schwer erklären
Die Bahnen davor und danach würden im Gegensatz dazu ohne Probleme fahren. Die um 7.10 und 7.30 Uhr seien in den vergangenen Monaten jedoch teilweise bis zu drei Mal die Woche ausgefallen. „Seitens der RNV kommt nichts“, moniert Heuser, die monatlich 40 Euro für das Jugendticket ihres Sohnes bezahlt. Auch auf dem Instagram-Account des „MM“ beschwert sich Mitte März ein Leser. „Besonders suboptimal“, nennt er die morgendliche Stadtbahn-Situation in der Gartenstadt und erläutert: „Täglich müssen die Eltern sich organisieren, damit die Kinder pünktlich Richtung Stadt an die Schulen kommen.“
Wir gehen davon aus, dass es sich hierbei um eine unglückliche Häufung gehandelt hat.“
Darauf angesprochen, kann sich die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) die regelmäßigen Fahrtausfälle in den vergangenen Monaten auf der Linie 4 nur schwer erklären. Eine Anfrage dieser Redaktion von Ende März beantwortet eine Unternehmenssprecherin nach Erinnerung erst eine Woche später: „Eine zentrale Ursache ließ sich nicht ausmachen“, sagt sie. „Wir gehen davon aus, dass es sich hierbei um eine unglückliche Häufung gehandelt hat.“ Den Frust bei den Fahrgästen kann die Sprecherin aber verstehen. Dies sei „im Schülerverkehr bei einer Linie, die im 20-Minuten-Takt fährt, verständlicherweise ärgerlich“.
Ansonsten hält sich die RNV-Sprecherin in ihrer Antwort von Anfang April jedoch bedeckt. Viele Fragen bleiben offen. Statt auf den speziellen Fall der Linie 4 einzugehen, betrachtet sie das große Ganze und hält ihre Antworten allgemein. „Störungen können sehr vielfältig sein“, sagt sie. „Durch Wartung, Modernisierung und Störungsanalyse“ versuche die RNV jedoch, für einen „stabilen Betrieb“ zur sorgen. Warum das auf der Linie 4 morgens monatelang nicht gelungen ist und wie die RNV hier in Zukunft einen zuverlässigen Verkehr gewähren möchte, dazu sagt die Sprecherin nichts.
Es gehöre jedoch zum „Alltagsgeschäft“ der RNV, Störungen und Ausfälle „schnellstmöglich“ zu beheben. „Dafür disponieren wir Ersatzfahrzeuge und Fahrpersonal – immer angepasst an die jeweilige Situation“, erklärt die Sprecherin. In der Gartenstadt scheint das in den vergangenen Monaten wohl weniger geklappt zu haben. Nicht alle Ausfälle könnten vollständig aufgefangen werden, erläutert die Sprecherin: „Das ist insbesondere bei langen Linien oder in Spitzenzeiten schwierig, wenn alle Fahrzeuge im regulären Linieneinsatz sind.“
Eltern organisieren Fahrgemeinschaften
In jüngerer Zeit sei nach weiteren Angaben der Sprecherin auf der Linie 4 eine weitere Häufung von Ausfällen ausgeblieben. Denise Heuser dagegen schickt in der Woche, die von der „MM“-Anfrage an die RNV bis zur Antwort des Unternehmens vergeht, zwei Screenshots, die in einer App die Fahrtausfälle anzeigen sollen. Auch in der Instagram-Nachricht von Mitte März schreibt der Leser: „Die ganze Zeit war jetzt Ruhe, es waren ja auch Ferien, heute fällt sie wieder aus und wir müssen uns organisieren.“ Eine Nachfrage von Anfang April, in welchem Zeitraum es keine Ausfälle mehr gegeben haben soll und wie die Aussagen der Fahrgäste mit denen der RNV zusammenpassen, blieb bislang unbeantwortet.
Auch Heuser gehört zu den Eltern, die sich an Fahrgemeinschaften beteiligen, um die Kinder bei Ausfällen der Linie 4 an der Haltestelle Käfertaler Wald abzusetzen. „Da fährt die Linie 4a um 7.24 Uhr“ – und zwar zuverlässig, erläutert sie. Immerhin hatte Heuser in den vergangenen zwei Wochen aber Ruhe. Zunächst, weil ihr Sohn eine Woche lang später zur Schule musste. In dieser Woche seien dann tatsächlich keine Bahnen ausgefallen. Und jetzt stehen erst einmal die Osterferien an.
„Wir bleiben selbstverständlich sensibilisiert und arbeiten weiterhin daran, einen möglichst störungsfreien Betrieb zu gewährleisten“, sagt die RNV-Sprecherin in ihrer Antwort von Anfang April. Die von den Fahrtausfällen betroffenen Gartenstädter würden sich wohl freuen, wenn das in Zukunft auch morgens auf der Linie 4 gelingt. Heuser allerdings bleibt nach all den Monaten vorerst skeptisch: „Ich lasse mich da gerne vom Gegenteil überzeugen“, sagt sie zwar. „Aber ich glaube eigentlich nicht daran.“
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