Mannheim. Am Mittwoch wird die Bühne aufgebaut, am Donnerstag geht es los: Dann beginnt auf dem Spinelli-Gelände in der U-Halle das Testival, mit dem die kulturelle Nutzung des früheren Bundesgartenschaugeländes zwischen Feudenheim und Käfertal erprobt werden soll. Vom 5. bis 8. sowie vom 12. bis 15. September wird es acht ganz unterschiedliche Kulturveranstaltungen für verschiedene Generationen geben – von Jazz und Schlager bis Hip Hop und Techno oder Kino.
Zunächst aber waren die Mitglieder vom Freundeskreis Bundesgartenschau gefragt. Die von Bernhard Welker geleitete Gruppe Spinellli-Gärtner des Vereins hat bei vier ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen die Fläche am nordwestlichen Ende der U-Halle, wo es während der Bundesgartenschau Pflanzen und Kunsthandwerk zu kaufen gab, für das Festival gereinigt sowie die benachbarten Staudenbeete gepflegt – auf Bitten der Stadt, so Vorsitzender Gerhard Mandel. Das habe der Verein gerne unterstützt. „Ich finde es eine gute Idee, dass diese Veranstaltungen jetzt laufen, dass man sieht, dass auf dem Gelände sehr wohl auch nach der Bundesgartenschau mehr passieren kann“, meint er.
Wegen der Anwohner ein geeichtes Lärmmessgerät
Genau das will die Stadt mit der Veranstaltungsreihe ausprobieren. Testival – dieser Titel ist Absicht, denn es handelt sich um einen Test. Den Auftrag dazu hat Kulturbürgermeister Thorsten Riehle an Next Mannheim erteilt, der für städtische Existenzgründerzentren ebenso wie für Projekte kultureller Stadtentwicklung zuständigen städtischen Tochter. Hier teilen sich Nachtbürgermeister Robert Gaa und Steffen Baumann, DJ und der für die Existenzgründerzentren der Kreativwirtschaft verantwortliche Prokurist, die Arbeit. 47 119 Euro aus Mitteln des Kulturamts hat der Kulturausschuss dafür bewilligt. Zudem hat Riehle je 10 000 Euro als Spende von der Sparkasse sowie der Mannheimer Runde eingeworben – als Anschubfinanzierung.
Termine
- Do., 5. September, 19 Uhr: Chorabend mit dem Mannheimer Thekenchor der IG Pop, Eintritt frei.
- Fr., 6. September, 15 bis 22 Uhr: True Rokin Soul – Workshop mit Hip Hop, Streetdance und Graffiti. und Konzert ab 20 Uhr, Eintritt frei.
- Sa., 7. September, 17.30 Uhr Mannheimer Improtheater, 19 Uhr Konzert „Mannheim Allstars“, Eintritt 10 Euro.
- So., 8. September, 11 Uhr, Jazzmatinée mit Olaf-Schönborn-Quartett, 10 Euro.
- Do., 12. September: 18 Uhr, Thunderbirds mit Bloomaul Joachim Schäfer, 20 Uhr, DJ Werner Dais, 10 Euro.
- Fr., 13. September, 20 Uhr: Kinoabend „Zum Goldenen Hirschen“ (freiwillige Spende).
- Sa., 14. September, 14 bis 22 Uhr: Tagesfestival „Schall in de Hall“ mit Techno (12 Euro).
- So., 15. September: Familientag mit um 11 Uhr Kindertheater, 13 Uhr Musik von Larifari und Feuerio-Garde (Spende erbeten).
Allein mehr als 22 000 Euro sind aber für Bühne, Licht- und Tontechnik erforderlich. Zudem erwiesen sich die Vorbereitungen als aufwendiger als gedacht, denn ob Strom, Wasser oder Abwasser – nach der Bundesgartenschau war sehr viel an Infrastruktur zurückgebaut worden.
Als aufwendig erwies sich für das Organisationsteam ferner die Kommunikation mit Anwohnern und Bezirksbeiräten. Allein 1000 Flugblätter an die direkten Nachbarn in Feudenheim und Käfertal-Süd wurden verteilt. In mehreren Häusern werden parallel zu den Konzerten Lärmmessungen durchgeführt. „Wir haben eigens ein geeichtes Dezibel-Messgerät gekauft“, sagt Steffen Baumann. Für Anwohner-Anliegen ist eine E-Mail-Adresse (spinelli@next-mannheim.de) und an den Veranstaltungstagen eine spezielle Telefonnummer (0621/39 74 69 36) geschaltet worden. „Natürlich wird es zwischendurch auch mal laut“, bittet Baumann um Verständnis, denn davon erhoffe man sich Erkenntnisse für künftige Events. Gerade für Techno-Events bestehe ja besonders große Nachfrage nach Freiflächen für Events, ergänzt Gaa. „Aber um 22 Uhr ist klar Schluss“, verspricht der Organisator.
„Entscheidend ist zu erproben: was kann man auf dem Gelände machen und was nicht, wie wird es angenommen“, so Baumann. Erfahrungen sammeln will das Team mit der Verkehrs- und Besucherlenkung auf dem Areal sowie der Frage, ob die Gäste ausreichend Rücksicht auf die Natur nehmen. Autofahrern steht das Parkhaus am Wingertsbuckel zur Verfügung, das Gelände ist jedoch ebenfalls mit Bus und Bahn gut erreichbar.
Stadtbild-Verein gibt erste Einblicke in Lapidarium
Einige Veranstaltungen kosten einen – bewusst niedrig gehaltenen – Eintritt, der eher als Kostenbeitrag gedacht ist, andere sind ganz frei. In jedem Fall wird aber um Spenden gebeten, der über den Förderverein Music Commission Mannheim als Zusatz zu den Gagen an die Künstler geht.
Nicht ganz gelungen ist die Absicht, den Abschlusstag am Sonntag, 14. September, zu einem großen Festival auch von Vereinen aus den umliegenden Stadtteilen zu machen. „Wäre schön gewesen, aber war wohl zu kurzfristig, die haben alle auf die Sommerpause verwiesen und gesagt, sie kriegen es nicht hin“, sagt Baumann. Nun gestalten das Capitol-Kindertheater mit dem Mega Müll Monster, die Feuerio-Jugendgarde, Larifari mit einem Kinder-Konzert sowie das Eine Welt Forum („Weltacker“) mit einer Mitmachaktion den Familientag. Weil für den Open-Air-Kinoabend kein Verleih zu annehmbaren Konditionen einen Film zur Verfügung gestellt hat, präsentiert das regionale Kurzfilmfestival „Zum Goldenen Hirschen“ zwei Kurzfilme sowie weitere Beispiele des Filmschaffens aus der Metropolregion.
Das „Apéro“-Gastronomieteam wird den Besuchern ein Angebot machen, und ehrenamtliche Helfer vom Verein Stadtbild öffnen die – hinter der Bühnenfläche liegende – Halle des Lapidariums, der Sammlung von historischen Skulpturen, Sarkophagen, Bauteilen und Zierelementen zerstörter oder erneuerter historischer Gebäude sowie der Originale von Denkmälern. „Auch wir wollen, dass Leben auf das Gelände kommt“, so die Stadtbild-Vorsitzende Helen Heberer. Zwar sei beim Lapidarium längst nicht alles fertig. „Wir sind noch im Prozess“, aber man wolle schon mal etwas zeigen.
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