Mannheim. Vielleicht haben Ruth Huther und Kathrin Lämmle gedacht, sie hätten schon alles erlebt. Das wäre ja auch kein Wunder: Schließlich geht das Kurzfilmfestival Girls Go Movie in diesem Jahr in seine 19. Auflage. Und doch hat es in der Vorbereitung zur ersten Ausgabe nach der Pandemie eine große, ja, eine positive Überraschung für Huther, Lämmle und das Organisationsteam gegeben.
Innerhalb von sechs Wochen sind wir komplett ausgebucht gewesen.
Zwar sei die Nachfrage für die Filmcoachings und Filmdrehs auch in den vergangenen Jahren groß und fast alle Plätze seien vergeben gewesen. Das aber sei dennoch kein Vergleich zur Resonanz in diesem Jahr gewesen. „Innerhalb von sechs Wochen sind wir komplett ausgebucht gewesen“, freut sich Huther, die künstlerische Leiterin des Festivals. „Das hat es noch nie gegeben.“
Mädchen und Frauen sollen Ideen auf die Leinwand bringen
Ziel von Girls Go Movie ist es, Mädchen und Frauen zwischen zwölf und 27 Jahren in zwei Altersgruppen die Möglichkeit zu bieten, ihre Ideen und Vision auf die Leinwand zu bringen. In Coachings werden Medienkompetenz geschult und künstlerisches Ausdrucksvermögen in Bewegtbildern gefördert. Im November werden die besten Beiträge von einer „Girlsjury“ ausgezeichnet. Thema und Genre sind frei - die Filme dürfen aber nicht länger als zehn Minuten sein. Erstlingswerke von Einzelkünstlerinnen sind dabei genauso möglich wie Gruppenarbeiten von erfahreneren Nachwuchs-Filmerinnen. Veranstaltet wird das Festival vom Stadtjugendring, dem Jugendkulturzentrum Forum und dem Jugendamt.
Die Pandemie ist vorbei, die Freude bei vielen auch jungen Menschen deshalb wohl groß, wieder etwas unternehmen zu können. Dennoch hatten Huther und Projektleiterin Lämmle mit einem so starken Interesse nicht unbedingt gerechnet. „Alle Jugendeinrichtungen klagen eigentlich im Moment darüber, wie schwierig es ist, Jugendliche wieder ins Haus zu bekommen und für Projekte zu begeistern“, sagt Lämmle, die auch Co-Leiterin des Forums ist. „Bei Girls Go Movie erleben wir das Gegenteil.“
Die Macherinnen seien in der Pandemie „am Ball“ geblieben, erklärt sich Huther das ausgebliebene Loch. Bis zu 300 Mädchen und Frauen aus Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz nehmen an der diesjährigen Auflage teil - außerdem können Interessentinnen auf einer Warteliste darauf hoffen, bei Absagen nachrücken zu können.
Preisverleihung am 12. November
Der andauernde Krieg in der Ukraine, das Drama in Afghanistan, Mobbing im Internet, Selbstbestimmung, Feminismus, psychische Probleme und Gewalt sowie Gleichberechtigung oder geschlechterneutrale Sprache - die Themen, die die Teilnehmerinnen in ihren filmischen Projekten bearbeiten, deckten das gesellschaftliche Spektrum weitgehend ab. „Man kann davon ausgehen, dass sich die Strömungen, die es in der Welt gibt, bei uns wiederfinden“, sagt Lämmle. „Wenn Menschen über Gesellschaft und Themen der Jugend sprechen, sollten sie sich die Beiträge anschauen, die bei uns entstehen - die Jugend kann ganz gut selbst über das sprechen, was sie beschäftigt.“
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Erarbeitet werden die Inhalte der Filme auch in Feriencamps unter Anleitung von Mentorinnen und Expertinnen aus der Branche - die zum Teil selbst mal an dem Kurzfilmfestival teilgenommen und dort ihre ersten künstlerischen Schritte gemacht haben. Die Mentorinnen seien aber nur beratend tätig. „Die Mädchen schlagen die Themen vor, über deren Umsetzung sie dann mit Expertinnen sprechen“, sagt Lämmle.
Wenn manche Ideen an der Umsetzung scheitern könnten, werde nach alternativen Herangehensweisen gesucht. „Es gibt bei uns kein Thema, das nicht behandelt werden darf“, erklärt Lämmle. Nach den Camps und zahlreichen Beratungen stellen die Teilnehmerinnen ihre Filme am 11. und 12. November beim Festival im Cineplex vor. Am letzten Tag werden die Preise verliehen.
Mehr Informationen unter: girlsgomovie.de
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