Bundesgartenschau - Neuer Veranstaltungsleiter setzt auf Zusammenarbeit mit den Kultureinrichtungen der Region statt auf eingekaufte Stars und Gastspiele

"Kein popkultureller Größenwahn“ bei der Buga

Von 
Peter W. Ragge
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Mannheim. „Die Mannheimer werden stolz sein!“, davon ist Fabian Burstein überzeugt. Bei der Bundesgartenschau 2023, für die er seit Jahresbeginn als Projektleiter Kultur/Veranstaltungen tätig ist, will er ein Begleitprogramm bieten, „wie es in der Form noch keine Bundesgartenschau hatte“, weil alles hier vor Ort produziert werde. Man wolle „ganz sicher kein eingekauftes Programm“, versichert Burstein.

„Mit Vollgas“ sei er schon dabei, 2023 vorzubereiten. Wenn auch erst seit Anfang 2021 offiziell im Amt, habe er sich doch bereits seit zwei Monaten mit dem Thema beschäftigt. Für die Gartenschau eingetreten sei er schon in einer sehr frühen Phase, blickt er zurück – 2013, als damaliger Leiter vom Jugendkulturzentrum Forum. Von dort wurde die Initiative Juga 2013 (kurz für Jugendgartenschau) aus gestartet, bei der Jugendliche alte, ausrangierte Schuhe bepflanzt und mit persönlichen Statements im Stadtgebiet verteilt haben. „Das fand ich damals schon irrsinnig schön und toll“, erinnert sich Burstein gerne an die seinerzeitige „Aufbruchstimmung“.

Als im Herbst vergangenen Jahres die Bundesgartenschau-Gesellschaft ihm die Mitarbeit anbot, habe er „sofort Feuer gefangen“ und freue sich, bei diesem Stadtentwicklungsprojekt mitwirken zu dürfen. Nun plane er ein Programm, das im Vergleich zu früheren Bundesgartenschauen „ein absolutes Alleinstellungsmerkmal“ biete, indem sie Kultur als „tragende Säule“ des Konzepts betrachte und dafür „das gesamte schon vorhandene kulturelle Potenzial vor Ort nutzt“.

Leitthemen als Richtschnur

Das bedeute, keine Shows einzukaufen, fremde Gastspiele zu engagieren oder große Stars nach Mannheim zu holen. „Es gibt keinen popkulturellen Größenwahn“, betont er. Schließlich kämen viele Besucher zu einer Gartenschau ohnehin nicht in erster Linie wegen des Kulturprogramms, „aber wenn sie da sind, kann man ihre Begeisterung nutzen, sie dann zu kulturellen Ereignissen ’reinziehen“, sagt Burstein. Das gelte umso mehr, als ja derzeit die Kultur wegen der Corona-Pandemie „total ausgeknipst“ sei, dann aber sicher wieder eine gesellschaftliche Rolle spiele.

Zwar sei eine Bundesgartenschau nie ein reines Kulturfestival und solle das nicht sein, „aber ist es etwas, zu dem viele Leute kommen und bei dem wir mit Kultur andocken können“, formuliert es Burstein.

Konkret habe er vor, dass die Bundesgartenschau-Gesellschaft jeweils mit Institutionen aus der Region selbst kulturelle Events der verschiedensten Art produziere. Das habe nichts mit „kleingeistigem Lokalpatriotismus“ zu tun, sondern vielmehr mit großem Respekt vor der seit gut aufgestellten kulturellen Landschaft. „Das betrifft große Institutionen, die freie Szene und die Vereinsszene – mit allen wollen wir zusammenarbeiten“, kündigt er an.

Dabei solle es sich nicht um Auftragsproduktionen handeln, sondern „wir wollen co-produzieren“, beschreibt der Projektleiter die Rolle der Bundesgartenschau-Gesellschaft, die inspiriere, ermögliche, koordiniere. Dabei sollten die Veranstaltungen die vier Leitthemen Klima, Umwelt, Energie und Nahrung oder zumindest eines davon „künstlerisch behandeln“. Zugleich versichert Burstein, dass es „kein elitäres Programm“ geben solle, sondern Angebote für breite Zielgruppen – wenn auch mit einem Schwerpunkt auf die Jugend.

U-Halle und Seebühne

Schon sicher ist nach seinen Angaben die Kooperation mit der Popakademie sowie dem Capitol. Mit dem Nationaltheater und zahlreichen weiteren Akteuren der freien Szene führe er demnächst Gespräche. Für die internationale Komponente wolle er Gruppen aus den Mannheimer Partnerstädten einladen und mit hiesigen Akteuren zusammenbringen.

Die Veranstaltungsorte sollen sich nach den Worten von Burstein auf beide komplette Buga-Gelände verteilen. Die Hauptbühne befindet sich nach dem offiziellen Buga-Konzept in der U-Halle auf dem Spinelli-Areal, wo es zusätzliche kleinere und größere Bühnen auf der gesamten Fläche geben solle. Im südwestlichen Spinelli-Bereich ist ein „Popquadrat“ mit eigener Bühne für die Darstellung von Mannheim als „City of Music“ geplant. „Auch die Seebühne im Luisenpark spielt eine Rolle“, erklärt Burstein auf Nachfrage. Ob und was dort saniert werden müsse, wolle er sich aber „noch genau anschauen“. Dabei handele es sich indes um einen „gelernten Ort“, ihm sei jedoch wichtig, „auch neue Veranstaltungsorte zu erschließen und herauszustellen“.

Fabian Burstein und sein Weg zur Buga-Gesellschaft

Fabian Burstein, geboren 1982 in Wien, studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien. Er begann seine Laufbahn als Werbetexter, Journalist und Autor. Dann kreierte er diverse Veranstaltungsformate an Wiener Alltagsorten.

2013 kam er aus Wien nach Mannheim als Leiter des Kulturzentrums Forum – aber 2016 ging er im Streit, weil er für sein Konzept des Ausbaus als soziokulturelles Zentrum keinen Rückhalt im Rathaus hatte.

Daraufhin wechselte er über den Rhein nach Ludwigshafen als Leiter des dortigen Kulturbüros, verantwortlich für das Kulturzentrum „dasHaus“, die Kulturförderung, kulturelle Stadtentwicklung sowie mehrere Festival- und Soziokulturformate.

Im Sommer 2019 kehrte er wegen der Einschulung seines Sohnes zurück in seine Heimatstadt Wien, wo er unweit des Schlosses Schönbrunn lebt und zuletzt als freier Kurator, Autor und für Festivals arbeitete.

Bei der Bundesgartenschau-Gesellschaft ist Burstein in der von Kirsten Batzler geleiteten Abteilung „Marketing, Kultur, Veranstaltungen“ fest angestellt. Man habe aber eine, wie er sagt, „sehr gute Lösung gefunden“, dass er weiter in Wien leben könne, jedoch feste Zeitkontingente in Mannheim verbringe. pwr

Redaktion Chefreporter

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