Maimarkt

Katastrophenschutz auf dem Maimarkt: So gelingt die Vorsorge für den Ernstfall

Mit Vorratslisten, Sirenensignalen und eindringlichen Appellen zur Eigenvorsorge rückt der Maimarkt in diesem Jahr den Bevölkerungsschutz in den Fokus.

Von 
Peter W. Ragge
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Was muss in den Notfallrucksack, was in den Vorrat im Keller? v.l. Mario König, Birgit Kritter und Stefanie Heck informieren auf dem Maimarkt beim „Schulterschluss“-Stand, rechts eine moderne Sirene. © Markus Proßwitz | masterpress

Mannheim. Nudeln, Reis, Konserven mit Obst und Gemüse stehen da, Kekse und Schokolade sind zu sehen ebenso wie Vollkornbrot, dazu sehr viele Wasserflaschen. Es könnte ein Supermarkt-Regal sein – wenn die Uniformen nicht wären. Das irritiert dann doch manche Besucher auf dem Maimarkt. Ihnen wollen die Katastrophenschutzbehörden der Region helfen, „die Selbsthilfefähigkeit zu stärken“, wie es Stefanie Heck, Kreisbrandmeisterin des Rhein-Neckar-Kreises, formuliert.

„Bevorratung ist sinnvoll. Hamstern nicht!“ lautet das Motto. Es ist ein neues Angebot am Stand vom „Schulterschluss“, der gemeinsamen Präsentation der Feuerwehren und Hilfsorganisationen der Region. „Man muss den Leuten bewusst machen, dass sie sich vorbereiten müssen, wenn etwas passiert“, betont Mario König, inzwischen pensionierter Abteilungsleiter der Feuerwehr Mannheim, der diese Aktion initiiert hat. Dabei gehe es gar nicht in erster Linie um die wachsende Gefahr militärischer Auseinandersetzungen. Große Waldbrände, Unwetter, Hochwasser, Chemieunfälle mit Gefahrstoffaustritt, Stromausfälle – Gefahren gebe es viele.

Kommentar Warum Vorsorge drängt

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Peter W. Ragge
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Das sorge durchaus bei vielen Besuchern für Überraschung, stellt König fest. „Viele Leute denken: Da gibt es schon jemand, der mir hilft“, hat Stefanie Heck oft gehört. Doch selbst der beste Katastrophenschutz könne gar nicht sofort allen Menschen helfen, könne nicht überall sein. Daher müssten die Bürger auch selbst vorbeugen, wenn etwa der Kühlschrank nicht funktioniert, Supermärkte nicht beliefert werden oder aus der Wasserleitung nichts kommt. Während der „Schulterschluss“ sonst stark von Ehrenamtlichen getragen wird, hat König für diesen neuen Teil hauptamtliche Experten der Katastrophenschutzbehörden der Städte Heidelberg, Mannheim und Speyer sowie der Landkreise Bergstraße und Rhein-Neckar-Kreis gewonnen, um die Bevölkerung zum Selbstschutz in Krisenlagen zu beraten. Unterstützt wird das vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).

Was muss in den Vorrat und was in die Hausapotheke?

Dessen orangene Broschüre „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ mit ausführlicher Checkliste und Tipps für die Hausapotheke wird kostenlos abgegeben – und ist laut König sehr gefragt. An Beispielen demonstrieren König und seine Kollegen, wie man sich vorbereiten kann: etwa eine Dokumentenmappe mit Kopien der wichtigsten Unterlagen (Zeugnisse, Grundbuchauszüge, Versicherungen) griffbereit haben. Oder ein Notgepäck packen mit Erste-Hilfe-Material, den wichtigsten persönlichen Medikamenten, Hygieneartikeln, Taschenlampe, Ausweisen, Geld, Ersatzunterwäsche, haltbares Essen, Wasserflasche, Taschenlampe, batteriebetriebenem Radio – eben Dinge, die man braucht, wenn man plötzlich das Haus verlassen muss.

„Manchmal ist die Hilflosigkeit der Leute nämlich erschreckend“, denkt Stefanie Heck an Situationen zurück, als es etwa Evakuierungen wegen Bombenfunden gab. Oder sie erinnert sich an 2019, als angeblich blau gefärbtes Wasser in Heidelberg für Aufregung sorgte – und Supermärkte bis Mannheim plötzlich kein Mineralwasser mehr hatten. Daher rät der Katastrophenschutz zur sinnvollen Vorsorge. Dazu zähle etwa ein Vorrat an Lebensmitteln und Getränken für zehn Tage.

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Manche Leute wollen davon nichts hören. „Einige sagen, sie hätten keinen Platz im Keller für Vorräte“, erzählt Heck kopfschüttelnd. Auch Sätze wie „lassen Sie mich mit Krieg in Ruhe“ hat sie schon zu hören bekommen, dabei gehe es doch um „allgemeine Krisenfestigkeit“. Der Rhein-Neckar-Kreis sehe die Präsenz mit diesem Thema beim Maimarkt nur als Auftakt, kündigt Birgit Kritter, Referatsleiterin Katastrophenschutz im Landratsamt, an. „Wir wollen auch Straßenfeste und andere Angebote nutzen“, so Kritter. Dabei habe sie gespürt dass nach den massiven Stromausfällen in Spanien und Portugal die Bereitschaft der Menschen gestiegen sei, sich mit dem Thema zu befassen. „Da haben einige Leute doch gemerkt, dass das Thema brandaktuell ist und dass man darüber sprechen muss“, so Kritter.

Auch eine große Sirene dient am Maimarkt-Stand als Blickfang, um darüber ins Gespräch zu kommen. Denn wenn plötzlich die Sirenen heulten, wenn auf dem Handy die Notfall-App schrille Töne von sich gibt, wüssten viele Menschen gar nicht, was das bedeutet und wie sie reagieren sollen. König sieht die Aktion beim Maimarkt daher nur als ersten Schritt. „Wir wollen das noch ausbauen“, kündigt er an. Das begrüßt Oberbürgermeister Christian Specht. „Wir müssen das Thema voranbringen“, fordert er.

Ehrung durch das THW für Karl F. Mayer. © Markus Proßwitz | masterpress

Zum Glück sei Mannheim schon vor ein paar Jahren mit dem Aufbau eines Sirenennetzes „in Vorleistung gegangen, als viele Leute gedacht haben: Was für ein Blödsinn“. Der Maimarkt spiele eine wichtige Rolle, „mehr im Bewusstsein zu verankern, wie wichtig ziviler Bevölkerungsschutz ist“, so Specht, und wie wichtig die Zusammenarbeit der Blaulichtfamilie in der ganzen Region.

Angefangen hat die Präsenz der Blaulichtorganisationen 2022 beim Maimarkt nur mit den Feuerwehren auf 30 Quadratmetern. Heute bespielen die Feuerwehren der Region, Rotes Kreuz, Johanniter, Malteser, DLRG, THW, Arbeiter-Samariter-Bund und Notfallseelsorge sowie der Freundeskreis Teddybär und der Kurpfälzer Verein für Feuerwehrgeschichte 500 Quadratmeter in der Halle und 500 Quadratmeter im Freigelände. Das sei in dieser Form „einmalig auf einer Verbrauchermesse“, hebt Markus Jaugitz, Vizepräsident der THW-Bundesvereinigung, hervor.

Initiiert hat das alles Karl F. Mayer, von der Gründung 1997 bis 2022 Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes Mannheim. „Er ist der Vater vom Schulterschluss, es ist sein Lebenswerk“, dankt ihm Oberbürgermeister Christian Specht: „Er bringt die Leute zusammen!“ „Hier wird die Blaulichtfamilie gelebt“, staunt auch Dierk Hansen, Vizepräsident der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW). Er zeichnet Mayer daher für das „hervorragende und vorbildliche Engagement“ mit dem THW-Ehrenzeichen aus. Die von Mayer initiierte Präsentation auf dem Maimarkt sei „beispielgebend“ und diene „im höchsten Maße der Zusammenarbeit und dem öffentlichen Ansehen“ aller Hilfsorganisationen.

Auch darüber hinaus habe Mayer als Wegbereiter einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Feuerwehren und THW gewirkt. „Während anderswo noch Konkurrenzdenken gepflegt wurde, hat er als Türöffner gewirkt“, so Hansen. Ein Beispiel dafür nennt Oberbürgermeister Specht: Der Weg dafür, dass in Friedrichsfeld erstmals in Deutschland ein gemeinsames Gebäude für das THW und für die Freiwillige Feuerwehr entstanden sei, wäre in Gesprächen auf dem Maimarkt bereitet worden: „Das zeigt, wie wichtig es ist, über Grenzen hinaus zu denken!“


Checkliste für den Katastrophenfall

Wassereimer, Campingkocher, Reservebatterien, mehr Nudeln als normal – checken Sie jetzt: Wie gut sind Sie vorbereitet? Hier gibt es eine ausführliche Liste des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Redaktion Chefreporter

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