Kommentar Warum Vorsorge drängt

Peter W. Ragge fordert mehr Zivilschutz-Anstrengungen – nicht nur vom Staat, sondern auch von allen Bürgern

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Peter W. Ragge
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Mannheim. Die Großeltern sagten immer den Spruch „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott!“ Großeltern-Sprüche, Gott und sich selbst helfen zu können – leider ist das ja alles etwas außer Mode geraten. Dabei hatte das einen sehr wahren Kern und enthielt eine sinnvolle Botschaft. Dass diese Botschaft beim Maimarkt nun – in neuer, moderner Form – wieder verkündet wird, überrascht, ja verstört manche Leute ein bisschen. Aber es ist äußert sinnvoll.

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Maimarkt: Was muss in den Katastrophenschutz-Vorrat?

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Peter W. Ragge
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Feuerwehrleute erzählen ja gerne die Geschichte, dass nach einem relativ kurzen Stromausfall Leute angerufen und gefragt haben, was sie nun mit ihren Lebensmitteln im Kühlschrank machen sollen - per Notruf, wohlgemerkt. Immer öfter wird die 112 gewählt, obwohl gar kein Notfall vorliegt. Experten sprechen von verringerter Selbsthilfefähigkeit der Menschen und gestiegener Anspruchshaltung.

Das ist bereits im Alltag zu beobachten. Aber was, wenn wirklich etwas passiert? Sich darüber Gedanken zu machen, hat weder etwas mit martialischer Kriegsvorbereitung noch mit übertriebener Panikmache zu tun. Schon der gesunde Menschenverstand sagt einem doch, dass bei einem großflächigen, länger andauernden Stromausfall die Katastrophenschützer nicht sofort überall sein können. Dabei ist offensichtlich, dass heftige Unwetter oder Hochwasser zunehmen. Also gebietet es der gesunde Menschenverstand, sich darauf vorzubereiten.

Die Zeit der Vollkaskomentalität ist vorbei

Staat wie auch Privatleute haben das lange versäumt und verdrängt. Früher hatte der „Bundesverband für den Selbstschutz“ in allen großen Städten, auch in Mannheim, eine Informationsstelle. Doch 1997 wurde er aufgelöst. Man ging ja davon aus, dass in Europa der ewige Friede herrscht. Wer dennoch Investitionen in den Zivilschutz forderte, galt als alter, kalter Krieger. Erst 2004, nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und der Jahrhundertflut an Elbe und Donau 2002, wurde 2004 das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gegründet. Aber dass das nationale Krisenmanagement noch unterentwickelt ist, zeigte nicht zuletzt die Flut im Ahrtal.

Natürlich ist der Schutz der Bevölkerung im Katastrophen-, Spannungs- oder Verteidigungsfall eine staatliche Aufgabe. Aber auch wenn weitere Investitionen in den Aufbau eines robusten Zivilschutzsystems drängen, kann und wird die Zeit der Vollkaskomentalität vorbei sein müssen. Zusätzlich zu staatlichen Strukturen sollten, ja müssen Bürger dringend selbst vorsorgen und sich informieren, statt das Thema weiter einfach zu verdrängen.

Redaktion Chefreporter

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