Umstrittenes Projekt

Islam-Verein erläutert Nachbarn Moschee-Pläne in Mannheim-Käfertal

Über die in Käfertal-Süd geplante Moschee wird derzeit auf mehreren Ebenen in Mannheim viel gesprochen. Nun haben sich die Verantwortlichen direkt an ihre Umgebung gewandt - das kam gut an

Von 
Steffen Mack
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Mannheim. Vor drei Wochen hat es nicht funktioniert. Da lud der Islamische Arbeiterverein erstmals Anwohner kurzfristig mit Handzetteln in den früheren Netto-Markt in Käfertal-Süd ein, um sie über seine Moschee-Pläne zu informieren. Keine Handvoll kam. Doch diesmal wurde das Angebot auf großer Bühne unterbreitet, bei der vor zehn Tagen von Oberbürgermeister Christian Specht moderierten Dialogveranstaltung in der Philippuskirche. Und nun folgten einige Menschen der Einladung. Bei der Zahl gehen Schätzungen von Teilnehmern auseinander, aber es dürften wohl so um die 70 gewesen sein.

Die Einladung in den ehemaligen Supermarkt stieß auf reges Interesse. © Chris Rihm

„Wir waren positiv überrascht“, berichtet am Montag Khalil Khalil, Sprecher des Vereinsvorstands. Sie hätten ihre Pläne für ein islamisches Gemeindezentrum näher vorgestellt, gute Gespräche mit den Nachbarn geführt und viele positive Rückmeldungen bekommen.

Von einer „netten Veranstaltung“ spricht auch Anwohner Rolf Stockert, einer der beiden Initiatoren der Unterschriftensammlung gegen die Moschee. Die Gastgeber („das sind nette Leute“) hätten sich viel Mühe gegeben, auch mit der Bewirtung. So seien eine marokkanische Fischsuppe und weitere arabische Spezialitäten serviert worden. Trotz des diesmal sehr konstruktiven Dialogs sehe er gleichwohl seine beiden größten Bedenken nicht ausgeräumt, sagt Stockert. Zum einen, dass das Gemeindezentrum auch Menschen mit salafistischen Einstellungen anziehen könne, obwohl sich die Verantwortlichen von Extremismus distanziert hätten. Zum anderen sehe er nach wie vor Probleme mit zu wenig Parkplätzen und zu viel Verkehr.

Mit Freude hat Stockert eine Aussage Khalils vernommen, sie seien mit Alstom im Gespräch, ob sie Firmen-Parkplätze für Freitagsgebete nutzen könnten. Nur dann werden - im Winter von 12 bis 14, im Sommer von 13 bis 15 Uhr - bis zu 550 Menschen in der Moschee erwartet. Zu allen anderen Zeiten, auch das war nun auf Aushängen neben den Bauplänen zu lesen, seien es 15 bis 40, bei Veranstaltungen für Jugendliche 50 bis 70. Und bei dreistündigen Samstags- und Sonntagsschulen speziell für Familien rund 100.

Die Vereinsverantwortlichen stellten auch klar, dass sie die verwaltungsrechtlich vorgeschriebene Zahl von Autostellplätzen auf dem Gelände - das seien neun - mit 46 weit übererfüllten. „Das ist viel mehr, als die meisten christlichen Kirchen haben“, sagt Grünen-Stadtrat Chris Rihm. Hinter das Thema Parkplätze werde er nun für sich einen Haken machen. Gleichwohl sehe er noch manch andere offene Frage. Ganz wichtig sei, dass der von Specht nun endlich eingeleitete Dialogprozess weitergehe. Die Informationsveranstaltung in der Philippuskirche könne da nur ein erster Schritt sein.

So sollen die Gebetsräume für Frauen im Untergeschoss Tageslicht bekommen. © Islamischer Arbeiterverein

Dazu teilt Spechts Sprecher mit, bei dem „sehr guten Auftakt“ hätten die Sicherheitsbedenken weitgehend ausgeräumt werden können. Nun nehme man die Themen Verkehr, Parken und Nahversorgung in den Blick. Der Bürgerdialog stehe auch am 20. März auf der Tagesordnung des Bezirksbeirats Käfertal.

"Angriff auf das Grundrecht der freien Religionsausübung"

Beim Treffen am Samstagabend in der Neustadter Straße waren auch einige Bezirksbeiräte dabei, so Thomas Gögel von der FDP. Er berichtet ebenfalls von guten Gesprächen. Begleitet wurde er von seinen Parteifreunden Konrad Stockmeier und Volker Beisel, dem Bundestagsabgeordneten und dem Stadtrat. Zur verfassungsrechtlich garantieren Religionsfreiheit gehöre, dass jede Glaubensrichtung Gotteshäuser und Gemeindezentren bauen dürfe, so Stockmeier. Und der Verfassungsschutz habe dem Vereinsvorstand klar bescheinigt, auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen.

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Beisel ergänzt, entscheidend sei die Einhaltung der Bauvorschriften. „Da gibt es für Gebetsräume und Versammlungsstätten klare Regeln.“ Man könne nicht mehr Pkw-Stellplätze einfordern als von anderen Religionsgemeinschaften. Dass die Anwohner ihren Einkaufsmarkt vermissten, könne er zwar gut nachvollziehen. Aber dem Verein gehöre die Immobilie nun mal seit Jahren, und er habe jetzt eben andere Pläne.

Die Moschee über den Bebauungsplan zu verhindern, wie es die Mannheimer Liste im Gemeinderat beantragt hat, wäre für Stockmeier und Beisel „ein sehr unfreundlicher Angriff auf das Grundrecht der freien Religionsausübung“.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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