Mannheim. Die schlechten Nachrichten in Sachen Kinderbetreuung nehmen kein Ende. Erst vor knapp zwei Wochen hatte die Evangelische Kirche bestätigt, dass zum neuen Kindergartenjahr im September 75 Kita-Plätze wegen Personalmangels akut gefährdet sind. Jetzt teilte auch die Katholische Gesamtkirchengemeinde (GKG) mit, dass für den Spätsommer „zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht alle Kitaplätze vergeben werden“ konnten. Auf Anfrage präzisierte die GKG, es gehe um 146 Kita-Plätze. Betroffen seien sieben von 39 Einrichtungen.
„Das Risiko, Betreuungsverträge anzubieten, bei denen die vertragliche Betreuungsleistung aktuell nicht erfüllt werden kann, möchten wir nicht eingehen“, begründet der stellvertretende GKG-Kindergarten-Geschäftsführer Andreas Krolop, warum die Plätze in der ersten Vergaberunde nicht angeboten wurden. Zugleich betont er: „Wenn in den sieben Kitas offene Stellen besetzt werden können, erfolgen Betreuungsplatzzusagen in den weiteren Vergaberunden in den kommenden Monaten.“ Bei allen anderen Einrichtungen, „in denen der Stellenplan gesichert ist, nehmen wir ganz regulär Kinder auf“, so Krolop.
Übernahmegespräche laufen
Mit Stand 15. März gebe es „in Summe eine Personallücke von 18 Vollzeitstellen“, so GKG-Pressesprecherin Cordula Schuhmann. Sie hofft aber auf eine Entspannung der Situation, denn aktuell liefen Übernahmegespräche mit Anerkennungspraktikantinnen und Praktikanten sowie Teilnehmerinnen an der praxisintegrierten Ausbildung. „Insgesamt schließen bis zum Ende des laufenden Kindergartenjahrs 28 Auszubildende ihre Ausbildung ab“, teilt die Sprecherin mit. Auch die Evangelische Kirche hofft, dass bei der Besetzung ab September das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Im Gespräch mit dem „MM“ versicherte Dekan Ralph Hartmann vor zwei Wochen: „Falls es im Laufe der kommenden Monate zu einer Verbesserung der Personalsituation kommt, werden wir die betreffenden Plätze umgehend vergeben.“
Die Zahl der Bewerbungen liegt laut GKG „deutlich unter dem Niveau der Vorjahre“. Um Personal zu gewinnen, intensiviere man jetzt noch einmal Aktionen zur Mitarbeitergewinnung. „Wohl kaum jemand würde Kitawerbung im Kino erwarten“, so Dekan Karl Jung. Aber genau das passiert jetzt. Unter dem Titel „Werte teilen. Werde Teil.“ läuft ab 28. März ein gut einminütiger Videoclip für vorerst vier Wochen im Mannheimer Cineplex. Die Kampagne wird von Plakaten und Beiträgen in sozialen Netzwerken begleitet.
Die Gesichter, die dabei zu sehen sind, kommen aus den eigenen Reihen. Das freut Karl Jung: „Die besten Werbebotschafterinnen und -botschafter sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas und den Verwaltungsbereichen selbst.“ Unter anderem sechs pädagogische Fachkräfte und Kinder aus Einrichtungen in der Schwetzingerstadt und Neuostheim wirken mit.
Nicht zuletzt wolle man „deutlich machen, dass es viele verschiedene Wege in dieses besondere Berufsfeld gibt“, so Lisa Roth und Katharina Pasternack vom Fachgebiet Kindergartenwesen. Einstiegsmöglichkeiten gebe es mit zusätzlichen Fortbildungen etwa für Lehrkräfte, Logopäden oder Ergotherapeutinnen.
„Junge Menschen für diesen wichtigen und anspruchsvollen Beruf begeistern“ sei auch Ziel der Evangelischen Kirche (Ekma), betont Sprecherin Kirsten de Vos. Deshalb bilde man jedes Jahr bis zu 65 Erzieherinnen und Erzieher aus, „ab September werden es 75 sein“. Übernehmen könne man voraussichtlich 35 bis 40 pro Jahr. Um Personal wirbt die Ekma in Fachschulen, Unis und direkt in den Gemeinden. „Zudem sind wir präsent auf digitalen und analogen Stellenplattformen“, so de Vos. Bereits im zweiten Jahr laufe eine Plakataktion in Straßenbahnen sowie an Bahnhöfen der Region, etwa in Mannheim, Ludwigshafen und Worms.
Trotz aller Not gibt es bei der Personalgewinnung Einschränkungen. Die Ekma sei „offen für alle Interessierten, die unsere Werte teilen. Dies kommt durch die Mitgliedschaft in der Evangelischen oder der Katholischen Kirche oder durch die Zugehörigkeit zu einer anderen Religionsgemeinschaft zum Ausdruck“, so Kita-Abteilungsleiterin Sabine Zehenter.
„Nicht katholisch zu sein, ist keine Hürde“, betont die GKG. Aber „wir suchen Mitarbeitende, die sich mit den Zielen der Katholischen Kirche identifizieren und die Kompetenz und Offenheit mitbringen, unsere Werte für die Glaubensentwicklung der Kinder weiterzuvermitteln.“ Es gehe darum, „dass sichtbar wird, wie die Bewerber trotz eines anderen religiösen Hintergrundes sich mit Kirche und dem künftigen beruflichen Kontext auseinandergesetzt haben“. Lediglich bei Leitungsstellen sei „die Religionszugehörigkeit ein Kriterium, diese sollen katholisch sein“.
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