Mannheim. Die Hochschule Mannheim hat am Mittwochnachmittag ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. Beim offiziellen Festakt im Auditorium des Technoseums wurden auch die Amtseinführungen von Angelika Altmann-Dieses als Rektorin und Philipp von Ritter zu Groenesteyn als Kanzler begangen.
Altmann-Dieses ging in ihrer Rede auf die dringlichste Herausforderung der Hochschule ein: die Auslastung der Studiengänge mit qualifizierten Studienbewerbern. „Denn mit ihnen steht und fällt nicht nur die Finanzierung der Hochschule, sondern sie ist auch der entscheidende Schlüssel für die Bekämpfung des grassierenden Fachkräftemangels“, sagte die Rektorin, die ihr Amt bereits im Oktober vergangenen Jahres angetreten hat. Um wieder mehr junge Menschen für die Hochschule Mannheim als attraktiven Studienort zu begeistern, werbe diese in den sozialen Medien und an Schulen in Mannheim und Umgebung.
Campus soll Menschen in Mannheim offenstehen
Das Portfolio der Hochschule wurde den rund 300 Gästen im Auditorium mit einem eigens für die Veranstaltung produzierten Filmbeitrag nähergebracht. Darin wurden die Studienangebote, beispielsweise KI-Wissenschaften ab dem kommenden Wintersemester, Lernformate wie etwa Co-Creationsräume oder Reallabore, der Campus sowie State-of-the-Art-Labore vorgestellt. Die Hochschule wolle zudem dazu beitragen, dass Wissenschaft und Forschung in der Gesellschaft präsenter werde. Der Campus liege mitten in der Stadt und solle den Menschen in Mannheim offenstehen. „Wir möchten zeigen, was und wie wir lehren und forschen und welche Antworten wir auf die drängendsten Fragen der Gegenwart, zum Beispiel die Klimakrise und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, zu bieten haben“, sagte die Rektorin.
Ministerialdirektor Hans Reiter vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg würdigte in seiner Ansprache, dass die Hochschule Mannheim sich in den vergangenen 125 Jahren immer wieder weiter entwickelt habe. „Mut, Pioniergeist, Veränderung, Voranschreiten sind gewissermaßen die DNA dieser Hochschule“, sagte er. Mit ihrem hohen Ausbildungsniveau und der fachlichen Breite sei sie eine hochattraktive Adresse in der baden-württembergischen Wissenschaftslandschaft und darüber hinaus. „Mit ihrem innovativen Studienangebot und ihrer Forschungsqualität wird die Hochschule Mannheim in den aktuell herausfordernden Zeiten einen wichtigen Zukunftsbeitrag leisten für Gesellschaft und Unternehmen.“
Zentraler Akteur der Regionalentwicklung
Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) bezeichnete die Hochschule angesichts der für Unternehmen schwierigen Lage mit Inflation, steigenden Energiekosten und Fachkräftemangel als „zentralen Akteur der Regionalentwicklung“. Schon 1898 habe Hochschulgründer Paul Wittsack, der seinerzeit auch Stadtrat war, erkannt, dass die Stadt Mannheim eine Hochschule brauche. Es besteht seither eine enge 125-jährige Kooperation zwischen Stadt und Hochschule. „So subventionierte die Stadt sie zum Beispiel schon 1919 als Höhere Technische Lehranstalt, was als eine Frühform der Wirtschaftsförderung gilt. 1939 wurde sie dann ganz von der Stadt übernommen und in Städtische Ingenieurschule Mannheim umbenannt“, erklärte Specht.
Zur All-Electric-Society, also dem Zukunftsbild der Welt, in der CO2-neutral erzeugte Elektrizität die zentrale Energieform darstellt, referierte Gunther Kegel, Vorstandsvorsitzender der Pepperl+Fuchs SE. „Die einzige Lösung, die uns in Deutschland bleibt, ist die Innovation durch Hochschulen“, sagte Kegel. Die Energiewende sei eigentlich eine Energieeffizienzwende. Mit Blick auf den Rückgang der Erstsemester in Maschinenbau und Elektrotechnik um rund 50 Prozent warb auch er für mehr - vor allem weibliche - Studierende: „Greta Thunberg hat gar nichts erreicht - es bringt nichts, mit immer lauteren Megafonen die katastrophale Lage zu beschreiben. Wenn Sie die Welt retten wollen, studieren Sie Maschinenbau und Elektrotechnik!“
Fähigkeit zur Disruption mit Künstlicher Intelligenz
Der neue Studiengang KI wird ab dem kommenden Semester nicht nur angeboten - Künstliche Intelligenz werde auch an der Hochschule selbst disruptiv sein, wie Christopher Sessar, Vorsitzender des Hochschulrats der Hochschule Mannheim, betonte. „Disruptiv beispielsweise hinsichtlich der Etablierung personalisierter Lernsysteme. Diese Systeme können den Lernstil und -fortschritt eines Studenten erkennen und Material auf eine Weise bereitstellen, die am effektivsten ist.“ Ebenso werde generative Künstliche Intelligenz wichtige Forschungsunterstützung leisten, etwa durch eine Verbesserung der Datenanalyse, Bereitstellung von Einblicken in große Datenmengen oder Automatisierung von Laborarbeiten.
Die Hochschule Mannheim habe im Laufe ihrer Geschichte immer wieder bewiesen, dass sie Herausforderungen meistern und sich sogar neu erfinden könne. Widerstandsfähigkeit und Fähigkeit zur Disruption bei gleichzeitigem Streben nach Exzellenz sei ein wesentliches Merkmal der Hochschule Mannheim - und in seinen Augen zwingend notwendig in der heutigen Bildungslandschaft. „Die Hochschule Mannheim kann Transformation und das ist heute wichtiger denn je.“
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