Mannheim. Wer nachschlägt, was es mit dem Begriff auf sich hat, erfährt, dass dieser für Beweglichkeit, Schnelligkeit, Gewandtheit, aber auch Unbeständigkeit steht. Das hört sich ein bisschen nach der Quadratur des Kreises an. Und genau die gilt es bei der Verkehrswende hinzubekommen. Dabei sollen Bürgerinnen und Bürger aktiv mitwirken. Beispielsweise am vergangenen Donnerstagabend beim zweiten Öffentlichkeitsforum zum „Masterplan Mobilität 2035“, der in einem Jahr dem Gemeinderat vorgelegt werden soll. Angesichts der schwülen Hitze bleiben im Anna-Reiß-Saal des REM freilich viele Reihen leer. Gleichwohl entwickelt sich eine intensive Aussprache.
Als Moderator Michael Glatthaar fragt, wer wie zu dem Diskussionsabend ins D 5-Museum gekommen ist, gehen deutlich mehr Hände beim Verkehrsmittel Fahrrad, außerdem bei Bus und Bahn als beim Auto in die Höhe. Dass sich für die Verkehrswende insbesondere Anhänger rollender Fortbewegung per Muskelkraft engagieren, offenbart auch die vor einigen Wochen gestartete zweite Online-Befragung: Von den 900 Teilnehmenden, so ist an dem Abend zu hören, stellen 20- bis 29-jährige Frauen und Männer mit Affinität zum Fahrrad die Hauptgruppe.
So geht’s weiter
- Die nächste Beteiligung der Öffentlichkeit an der Entwicklung des Masterplans Mobilität erfolgt im Herbst. Dann werden zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger zu einem Workshop eingeladen.
- Für 2023 sind unter anderem Stadtteilforen mit Diskussionen auf Bezirksebene geplant.
- In den kommenden Monaten sollen laut Stadtverwaltung die vorgestellten Szenarien auf ihre Wirksamkeit etwa bezüglich ihres Beitrags zum Klimaschutz berechnet werden.
„Mobilität ist mehr als von A nach B zu kommen“, betont der für Bauen, Planung und Verkehr zuständige Bürgermeister Ralf Eisenhauer. Es gehe auch darum, sich schnell wie sicher fortzubewegen und dies möglichst klimafreundlich. Drei Jahrzehnte ist es her, dass Mannheim einen Verkehrsentwicklungsplan aufgestellt hat - damals im Wesentlichen auf Straßenbau ausgerichtet.
Komplexe Herausforderung
Mit Blick auf die Zukunft gilt es nun, Mobilität und Urbanität in Einklang zu bringen, dabei regionale Verflechtungen, einschließlich Pendlerströme, einzubeziehen und obendrein Umweltschutz zu berücksichtigen. Eine komplexe Herausforderung, an der mehrere Ingenieurbüros arbeiten. Welche „Handlungspfade“ inzwischen entwickelt wurden, stellen Projektleiter Dirk Ohm, außerdem Jan Schubert, Timo Schlagmüller und Christoph Bockmann an Hand von Folien vor.
Der eigentliche Clou des Öffentlichkeitsforums besteht darin, dass nach einer kompakten Einführung an acht im Museumsfoyer aufgebauten Plakat-Stationen über einzelne Szenarien in kleinen Gruppen diskutiert wird - über den öffentlichen Nahverkehr genauso wie über Fahrradwege oder effektiveres Verkehrsmanagement samt Info-App.
Kritikpunkte wie Anregungen können auf Pin-Kärtchen geschrieben werden. Obendrein gibt es „Daumen hoch“-Aufkleber. Und von denen prangen besonders viele hinter dem Vorschlag, Fahrradwege breiter und sicherer zu gestalten. Schon bei der Debatte im Saal ist dafür plädiert worden, das Wegenetz so auszubauen, dass durchgängiges Radeln möglich ist. Auf Wunschkärtchen taucht auf, dass auch diese Verkehrsgruppe in den Genuss einer grünen Welle kommen solle.
Unter die Diskutanten hat sich Erster Bürgermeister Christian Specht gemischt. Als er vor dem Szenario rund um S-Bahnen das Gespräch sucht, ist gerade die Transparenz von Haltestationen Thema: So manche werden nämlich als Angsträume empfunden - insbesondere in Verbindung mit Fußgängerunterführungen. Der Tenor beim öffentlichen Personennahverkehr: Auf das Auto verzichtet nur, wer Bus und Bahn als attraktive Alternative sieht. Aber da hapert es häufig sowohl bei der Taktung wie der Linienführung. „Wer in Lampertheim wohnt und morgens um fünf Uhr zu Schichtbeginn in Ludwigshafen sein muss, kommt ums Auto nicht herum“, formuliert es ein Besucher.
Mehrfach wird die Forderung nach schnellerem Takt bei Bus und Bahn formuliert. Allerdings, so Vertreter der RNV, sind schon jetzt einige zentrale Halteknotenpunkte derart überlastet, dass dort fahrende Straßenbahnen allenfalls verlängert, nicht aber mit kürzerem Zeitabständen eingesetzt werden können. Natürlich steht auch der Autoverkehr zur Debatte. Hinter dem Vorschlag „Tempo 30 innerhalb der gesamten Stadt“ prangen besonders viele „Daumen hoch“- Aufkleber.
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