Serie "Leben an zwei Flüssen" - Überblick über die Konzepte – von Mannheims 400-Jahr-Feier 2007 bis zur Gehl-Studie

Hin zum Wasser - seit Jahrzehnten auf der Mannheim-Agenda

Von 
Anke Philipp
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Impression am Neckar: Michael Rupp genießt die Sonne beim entspannten Lesen. © Christoph Blüthner

Mannheim. Besonders auf dem Papier hat Mannheim vieles zu bieten: Entwicklungskonzept Innenstadt, blau-Mannheim-blau, blau-Mannheim-grün, Hafen.Stadt.Mannheim, die Gehl-Studie. Hier ein Blick in die akademische Konzept-Bibliothek, die zum Ziel hatte, Wohnen und Arbeiten am Wasser zu ermöglichen und Uferlagen aufzuwerten.

2007 Motor Stadtjubiläum

Mannheim „Stadt an zwei Flüssen“: Dieses Leitthema war Grundlage für die städtebaulichen Projekte zum Stadtjubiläum 2007. „Wohnen und Arbeiten am Wasser“ wurde zum Motto. Bedingt durch einen massiven Strukturwandel - vor allem in den Hafengebieten - orientierten sich viele Städte zur Jahrhundertwende neu und entdeckten ihr Entwicklungspotenzial am Wasser - so auch Mannheim. „Freiräume an den Flüssen“ lautete der Titel der Projektinitiative, die sich aus einzelnen Projektbausteinen zusammensetzte. Erste Maßnahmen wurden mit der Promenade am Verbindungskanal und im Neckarvorland realisiert. Am 11. Oktober 2007 veranstaltete die Stadt gemeinsam mit anderen ein Symposium „Urbane Wasserlagen - Stadtlandschaft am Wasser“ in der Reihe „Forum Zukunft grünes Bauen“ zur Entwicklung von urbanen Freiräumen am Wasser. Die Debatte mit Experten, an der auch der Landschaftsarchitekt Frank Lohrberg teilnahm, sollte Freiräume am Wasser in Mannheim und der Region ins Bewusstsein der Menschen rücken. Im Auftrag der Stadt erstellte Lohrberg danach die Entwicklungsstudie „blau-Mannheim-blau“, die sich mit Freiraumpotenzialen am Wasser und mit Wasserlagen in der Metropolregion Rhein-Neckar beschäftigte.

Die Serie „Leben an zwei Flüssen“

  • Zum 75. Geburtstag des „Mannheimer Morgen“ haben wir „75 Ideen für ein besseres Mannheim“ vorgestellt. Bei einer Abstimmung konnten unsere Leserinnen und Leser die beste Idee wählen.
    Gewonnen hat der Beitrag von Redakteurin Anke Philipp mit dem ThemaMannheim, wie wär’s mit … sich mehr zu den Flüssen zu öffnen?“. Das nehmen wir nun zum Anlass für eine Serie mit dem Titel „Leben an zwei Flüssen“.
  • Sie beschäftigt sich in loser Folge mit der Nutzung der Flächen an Neckar und Rhein. Es geht dabei unter anderem um die Frage, welche Ideen bislang umgesetzt wurden, was noch geplant ist und aus welchen Plänen nichts wurde und warum.
  • Was wünschen Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, konkret bei der Nutzung der Flächen an Rhein und Neckar? Schicken Sie uns Ihre Ideen an lokal@mamo.de.

2007 Entwicklungskonzept Innenstadt

Der Planungs- und Beteiligungsprozess „Entwicklungskonzept Innenstadt Mannheim“ (EKI) war ein Projekt der Stadt in Zusammenarbeit mit Astoc Architects and Planners/Köln und studio us/Berlin. Das Ziel: ein Konzept samt Handlungsfeldern zu entwerfen, um das Profil der City zu schärfen. Von März bis Juli 2007 wurden an fünf „Ideentischen“ 120 Vorschläge erarbeitet. Es entstand ein Konzept mit sieben Spannungsfeldern. Entwicklungsmöglichkeiten sah man an den Randbereichen der City, an Rhein und Neckar, im Jungbusch sowie zwischen Hauptbahnhof (Boulevard Kaiserring) und Friedrichsplatz. 2009 begann die zweite Phase des EKI-Prozesses. Beteiligte bemängelten danach mangelnde Ergebnisse.

2014 gab es einen Neustart. Vor allem Mannheims Lage an den Flüssen sollte endlich verbessert werden. Im Sommer 2015 gründete sich die „Interessengemeinschaft Urbanes Leben am Neckar“, um die Ufer in der City attraktiver zu gestalten. Rückenwind erhielten die Aktivisten dabei aus dem Rathaus - auch vor dem Hintergrund der geplanten Neubebauung des Collini-Areals, die die erhoffte Anbindung der Innenstadt an den Neckar nun doch noch ermöglichen soll.

2008 blau-Mannheim-blau

Das Papier mit dem Titel „blau-Mannheim-blau“ des Stuttgarter Stadtlandschaftsarchitekturbüro Lohrberg erfasste von 2006 bis 2008 zunächst Funktionen und Nutzungen entlang der Flussläufe, formulierte danach Defizite und schlug Handlungsmöglichkeiten vor. Zentraler Gedanke war die Anbindung der Innenstadt an Rhein und Neckar. Um Uferräume für das Alltagsleben zu nutzen, müssten vielerorts Barrieren - oft Straßen - überwunden sowie Fuß- und Radwege aufgewertet werden, so die Fachleute. Vorschläge in der Studie reichen von altbekannten Planungen, wie einer Verlängerung der Promenade im Jungbusch Richtung Süden, bis hin zu neuen Ideen: Auf der Friesenheimer Insel sollte sich die Deponie in einen Park mit Aussichtspunkt auf Stadt und Industriekulisse verwandeln.

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Handeln ließe sich laut Gutachter auch zwischen Ludwigshafen und Mannheim („Central-Park Rhein“ zwischen den Häfen) oder an den Rändern zwischen Stadt und Hafen entlang des Verbindungskanals. Ein zusammenhängender sogenannter „Delta-Park“ - so eine weitere Entwicklungsoption - könnte sich durch die Verknüpfung der Freiräume an den Flüssen ergeben. Bei alledem sollten der Hafen, das Großkraftwerk oder das BASF-Gelände mit an Bord gehen. Die Studie gibt’s unter bit.ly/3KR6aNz.

2011 Masterplan Hafen

Um die Uferflächen an Rhein und Neckar aufzuwerten, intensivierte die Stadt ihre Bemühungen Richtung Hafen: Längerfristig wollte man, den Verbindungskanal am linken Ufer im Hafengebiet weiter entwickeln und die staatliche Hafengesellschaft in eine kommunale Gesellschaft überführen, um mehr unternehmerischen Spielraum zu gewinnen. 2011, in Stuttgart regierte nach Schwarz nun Grün-Rot, begannen Gespräche über einen „Masterplan Hafen“. Ziel: die unterschiedlichen Interessenlagen von Stadt und Hafen ausloten und danach Potenziale für eine weitere mögliche Entwicklung unter der Überschrift „Entwicklungskonzept Hafen.Stadt.Mannheim 2035 plus“ festklopfen. Die Pläne verliefen im Sand. Die staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH (HGM), die 1990 aus dem Staatlichen Hafenamt-Mannheim hervorging, blieb zu 100 Prozent im Eigentum des Landes Baden-Württemberg als Alleingesellschafter.

2011 blau-Mannheim-grün

Ein Grünzug verbindet die Flüsse: Mittels Bundesgartenschau möchte die Stadt die Herausforderung der Konversion stemmen. Ein Team um den Konversionsbeauftragten Konrad Hummel bringt einen Grünzug als Gürtel durch die Stadt, der Rhein und Neckar verbindet, ins Spiel. „Blau-Mannheim-Grün“ nannte dies der Oberbürgermeister in seiner Etatrede 2011 in Abwandlung der Studie „blau-Mannheim-blau“. Der konzeptionelle Grundgedanke sieht vor, durch den Abzug der US-Amerikaner freiwerdende Flächen mit einem Grünzug zu verbinden. Von Coleman im Norden ziehen sich die Gebiete über die Taylor- und Spinelli-Barracks runter bis zur Maulbeerinsel und den Neckar und über die Friesenheimer Insel wieder zurück zum Rhein. Für Radfahrer und Fußgänger sollte dieser grüne Weg durch die Stadt gleichermaßen attraktiv werden - immerhin Pläne, die nun zur Buga 2023 in Teilen realisiert werden.

2018 Gehl-Studie

Das Kopenhagener Büro Gehl Architects erkundete 2018 auf Einladung der Stadt die Innenstadt. Heraus kam ein Ideen-Katalog und „Vorschläge für eine lebenswerte Stadt“, die 2019 dem Gemeinderat unterbreitet wurden. Die Kopenhagener benannten fünf Leitthemen, die den Charakter der Stadt ausmachen: Mannheims kantige Identität, die starke Position in der Region, die Mobilität, öffentliche Räume und die Wasserlagen entlang von Rhein und Neckar.

Lösungsansätze reichten von der Idee, den öffentlichen Raum zu stärken sowie Plätze und Parks attraktiver zu gestalten, bis hin zur Vorstellung, Bereiche für Fußgänger auszubauen. Die grünen Bänder und blauen Ströme seien Teil der Mannheimer Freiraumstruktur, so die Autoren, die durch die bauliche Entwicklung unter Druck geraten seien. Deshalb sei es „unerlässlich, grüne Korridore zu erhalten und zu verbessern - auch um die Auswirkungen des Klimawandels zu minimieren“. Die Studie gibt’s unter bit.ly/3F7zJZX.

Redaktion Mitglied der Lokalredation, seit 1991 zuständig für den Bereich Mannheim-Mitte mit den Stadtteilen Innenstadt, Jungbusch, Neckarstadt-West und-Ost, Schwetzingerstadt, Oststadt, Neuostheim und Neuhermsheim.

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