Corona - Gespräch mit einem Betroffenen, den nun vor allem die langen Schlangen abschrecken / Boostern dominiert jetzt alles

Für Ungeimpfte ist es mit dem Impfen in Mannheim schwierig geworden

Von 
Steffen Mack
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Eine Schlange am Mittwoch vor dem zwischen Jobcenter und Nationaltheater stehenden Impfbus. © Thomas Tröster

Er sei kein Impfgegner, betont der Mann. Einmal habe er sich sogar bei einer der Aktionen der Stadt Mannheim angestellt. Doch als er drangekommen sei, habe ihn das Impfteam wieder weggeschickt. Er leidet unter chronischen Herzrhythmusstörungen, die ihm mal mehr, mal weniger zu schaffen machen. Das habe er bei der Anmeldung angegeben, erzählt der Mann. Und weil es ihm an jenem Tag sichtbar nicht gut gegangen sei, habe die Ärztin das Risiko nicht eingehen wollen und zu einer späteren Impfung geraten, wenn er sich wieder besser fühle. Eine Frau aus dem Impfteam habe angeboten, ihm einen Termin zu vermitteln. Doch das sei irgendwie im Sande verlaufen.

Die nächsten Aktionen

Impfangebote für Jederman und ohne Termin gibt es an diesem Freitag auf dem Marktplatz und im Stadthaus, jeweils von 12 bis 18 Uhr.

Zu gleichen Uhrzeiten wird am Samstag auf dem Weihnachtsmarkt im Kulturhaus Käfertal und von 12 bis 17 Uhr beim Quartiersmanagement auf der Rheinau geimpft.

Am Sonntag steht der Impfbus beim Heimspiel der Adler von 12 bis 17 Uhr vor der SAP Arena.
Näheres und alle Termine: www.mannheim.de/impfaktionen

 

Unterschiedliche Gründe

Untersuchungen über die Motive von Ungeimpften unterscheiden zwischen mehreren Typen. Dazu zählen neben Corona-Leugnern und grundsätzlichen Impfgegnern auch die Bequemen, die Unentschlossenen, die mit allgemeiner Angst vor Spritzen, diejenigen, die Nebenwirkungen fürchten sowie die, die sich auf Zeitmangel berufen. Der gesunde Menschenverstand legt nahe, dass oft mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Wer vom Nutzen einer Impfung nicht richtig überzeugt ist, wird sich auch nicht mit größter Energie um einen Termin bemühen und gern argumentieren, er sei einfach noch nicht dazu gekommen.

Der Mann mit den Herzproblemen hat vor allem gesundheitliche Bedenken, konkret: Angst vor Thrombosen. Doch über kurz oder lang werde er sich schon impfen lassen. Angesichts der Entwicklung sogar lieber morgen als übermorgen. Sein Hausarzt habe frühestens im Januar einen Termin frei. Daher schaue er immer wieder bei den mobilen Angeboten der Stadt vorbei. „Aber da stehen so ewig lange Schlangen, das tue ich mir nicht an.“ Schon gar nicht bei der Kälte.

Die Schlangen haben in der Tat immens zugelegt. Vor dem Carl-Benz-Stadion standen vergangenen Sonntag kurz vor Anpfiff und noch nach Abpfiff etliche Menschen, die erkennbar nicht zum Spiel des SV Waldhof gegen Osnabrück wollten, sondern nur zur Impfung. Am Mittwoch bildete sich vor dem Impfbus am Jobcenter schon eineinhalb Stunden vor Aktionsbeginn eine Schlange rund ums Nationaltheater.

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Eingesetzt hat die wachsende Nachfrage nach Schließung der Impfzentren Ende September, verstärkt wurde sie vermutlich von den immer weiter verschärften Regeln für Ungeimpfte. Und massiv hinzu kommt seit zwei, drei Wochen der Wunsch nach Boostern, seit die Gesundheitsminister von Bund und Ländern plötzlich eine Auffrischung für alle empfahlen, deren Erstimpfung mindestens ein halbes Jahr zurückliegt. Wenig später wurden sogar nur fünf Monate daraus.

Das macht sich in Zahlen des Rhein-Neckar-Kreises bemerkbar (die Stadt Mannheim kann dazu auf Anfrage noch keine vorlegen), der auch immer wieder eines seiner vom Land gestellten Teams nach Mannheim schickt. Demnach waren unter insgesamt 10 211 Impfungen in den vergangenen beiden Wochen 8481 Dritt- und nur 1365 Erstimpfungen. Bei einzelnen Aktionen, etwa in der Neckarstadt-West und auf dem Waldhof, war das Verhältnis ausgeglichener, Booster-Impfungen blieben unterm Strich aber klar in der Überzahl. Im Landratsamt wird laut Sprecher Ralph Adameit überlegt, künftig etwa ein festes Kontingent für Erstimpfungen anzubieten.

Klinikum weitet Angebot aus

Im Klinikum Mannheim sind bei der Online-Terminbuchung (unter https://www.umm.de/impfpunkt) laut Sprecher Dirk Schuhmann alle gleichgestellt. Die Kapazitäten würden nun ausgeweitet. Im Gemeinderat hatte Oberbürgermeister Peter Kurz vor einer Woche zwar angekündigt, im neuen kommunalen Impfzentrum im Rosengarten sollten neben Senioren auch Ungeimpfte oberste Priorität haben. Doch bislang steht es nur über 70-jährigen Mannheimern offen. Demnächst sollen bei der Terminvergabe (unter www.mannheim.de/kiz) aber auch gezielt Erstimpfungen gefördert werden. „Wir sind dabei, das Angebot aufzubauen“, sagt dazu Rathaussprecher Ralf Walther.

Als der Mann mit den Herzrhythmusstörungen von den Plänen der Stadt hört, meint er, eine kurzfristig mögliche Terminvereinbarung wäre genau das Richtige für ihn. Er zeigt sich erfreut über das Angebot des Reporters, ihn per SMS zu informieren, sobald das städtische Angebot steht. Hoffentlich dauert es nicht zu lange, aktuell geht ihm recht gut.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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