Kommentar Erstimpfungen sind zum Eindämmen der Pandemie wichtiger als Boosterimpfungen

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Steffen Mack
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Mannheim. Es ist ein Thema, das einige Menschen erzürnen wird. Ungeimpfte, das hört man immer wieder, hätten monatelang mehr als genug Gelegenheiten gehabt. Ihnen wurde quasi hinterhergebettelt, in Mannheim lockten Prämien wie Döner, Pizza, Kinokarten und Konzerttickets. Wer noch nicht geimpft ist, ist selbst schuld, kann man argumentieren. Aber um Moral geht es hier nicht. Erstimpfungen müssen Vorrang vor Boostern haben.

Entscheidend ist die Eindämmung einer erneut immens bedrohlichen Pandemie. Die Gefahr, dass Ungeimpfte sich und andere anstecken, ist nun mal sehr viel größer als bei zwei mal Geimpften. Gleiches gilt für das Risiko schwerer Erkrankungen. Die Intensivstationen lassen sich am schnellsten entlasten, wenn so viele Ungeimpfte wie möglich immunisiert werden.

So verständlich der Wunsch nach Boostern ist: Wer zu keiner Risikogruppe zählt und vor fünf, sechs, wohl auch sieben oder acht Monaten zum zweiten Mal geimpft wurde, ist laut Medizinern in der Regel immer noch gut geschützt, jedenfalls vor einem Krankenhaus-Aufenthalt.

Das Allerbeste wäre zweifellos, die Länder würden alsbald wieder ausreichend Kapazitäten schaffen, also in Baden-Württemberg etwa zumindest einige der großen Impfzentren wie das in der Maimarkthalle wieder in Betrieb gehen. Leider hat sich das Land bislang anders entschieden und setzt ganz auf zusätzliche Impfteams für die Kommunen.

Diese müssen bei ihren Angeboten dringend Lösungen dafür finden, dass Ungeimpfte ausreichend zum Zuge kommen. Zumal sich einige von denen vielleicht auch aus strukturellen Gründen mit Anstellen und Anmeldesystemen schwerer tun als andere, auch mit der Hausarztbindung.

Mögliche Lösungen sind feste Kontingente oder Zeitfenster nur für Erstimpfungen. Theoretisch denkbar ist auch, bei mobilen Aktionen Ungeimpfte an der Schlange vorbei zu winken, selbst wenn das böses Blut gäbe. Wie gesagt: Es ist ein Thema, das die Gemüter erhitzt. Aber darauf kommt es nun mehr nicht an.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen