Corona-Regeln - Verschärfte Maßnahmen treffen in Mannheim auf Verständnis – sorgen bei einigen aber auch für Unmut

Testpflicht auf Mannheimer Weihnachtsmarkt: Viel Verständnis, viel Ärger

Von 
Tanja Capuana
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Weihnachtsmarkt am Mannheimer Wasserturm. © Christoph Bluethner

Mannheim. Die Mannheimer Innenstadt ist festlich geschmückt: Lichterketten illuminieren die Planken. Die Straßen sind an diesem Donnerstag belebt, aber nicht überfüllt. Ein Hauch von Besinnlichkeit liegt in der Luft, auch die Weihnachtsmärkte haben ihre Pforten geöffnet. Doch aufgrund der Alarmstufe gilt im Handel, ausgenommen der Geschäfte, die der Grundversorgung dienen, 2G und auf Weihnachtsmärkten die 2Gplus-Regel - wer also die Hüttenstadt besuchen möchte, muss nicht nur einen Nachweis über die Impfung oder durchgestandene Infektion bringen, sondern auch einen aktuellen Schnelltest. Wie ist die Stimmung unter den Bummelnden?

„Für Ungeimpfte sind die Maßnahmen ätzend“, sagt Beate, die mit ihrem Mann und ihrem Enkel auf Shoppingtour ist. „Gerade zu Weihnachten.“ Sie selbst sei geimpft, aber ihre Tochter nicht, erzählt die Plankstädterin. Mit ihrem anderen Enkel möchte sie daher auf jeden Fall auf den Weihnachtsmarkt gehen. Wolfgang Schüttel findet die aktuellen Maßnahmen sinnvoll. „Das mit 2G ist in Ordnung und ich hätte auch nichts gegen eine Impfpflicht.“ Der Heidelberger hat trotz Corona gute Laune. „Weihnachtsstimmung ist trotzdem da.“

Die Geschäfte in der City sind gut besucht. Viele Passanten tragen gefüllte Einkaufstaschen. Bei einer Modekette in Q 6/Q 7 kontrollieren Angestellte an den Eingängen Nachweise von jedem, der rein möchte. Andrea, die shoppen ist, findet die strengen 2G-Maßnahmen gut - sie arbeitet selbst auch im Verkauf. „Man kann nie wissen, wer geimpft ist und wer nicht“, sagt sie. „Verkäufer sind so besser geschützt.“ In einem Sportgeschäft in den Quadraten dagegen klagen die Mitarbeiter über Mehrarbeit. „Nicht alle Kunden finden es gut“, sagt ein Verkäufer am Eingang. Manche Kundinnen und Kunden bleiben weg, was zu Umsatzeinbußen führt. „Es gibt auch einige, die wütend auf die Kontrollen reagieren“, klagt seine Kollegin.

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Mannheimer Weihnachtsmarkt findet unter strengen Auflagen statt

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Früher zu viele, jetzt zu wenige

Der Weihnachtsmarkt auf den Kapuzinerplanken lockt einige Menschen an die Stände. Auch zwei Kinder, die mit ihrer Mutter unterwegs sind, schauen sich mit großen Augen um. Eigentlich wollte sie mit ihrem Nachwuchs auf den Weihnachtsmarkt gehen, sagt die Mannheimerin, die anonym bleiben möchte. „Doch die Testzentren sind voll“, sagt sie. „Spontan auf den Weihnachtsmarkt - das geht jetzt nicht mehr.“ Ähnlich geht es auch Cassandra Klingeisen. „Ich bin dreimal geimpft, aber ich fühle mich, als sei ich ungeimpft“, sagt die 28-Jährige verärgert. Kurzfristig an einen Schnelltest zu kommen, sei unmöglich. „Ich bin froh, wenn wir wieder ein normales Leben haben.“

Das Testzentrum am Rosengarten schließt um 17 Uhr. An der Teststation am Nationaltheater haben sich zwei lange Schlangen gebildet: Testwillige mit und ohne Termin stehen an. Eine 60-Jährige, die ihren Namen nicht in den Medien lesen möchte, hätte vor über einer halben Stunde bereits ihren Termin - doch sie wartet immer noch. Auch sie möchte auf den Weihnachtsmarkt. „In Ludwigshafen gilt nur 2G“, sagt sie. „Mir würde das hier auch reichen.“ Eine junge Frau, die vor ihr wartet, findet dagegen 2Gplus gut. Aber die 29-Jährige wünscht sich mehr Testzentren. „Am Anfang waren es zu viele, jetzt sind es zu wenig.“ Sie bemängelt, dass viele Betreiber von damals vor allem auf Profit aus waren.

Auch Florian muss sich testen lassen. „Bei meinem Sohn gab es einen Fall in der Kita“, erzählt er. Er würde mehr Impfzentren begrüßen. „Man müsste die Leute dazu bringen, sich impfen zu lassen.“ Karsten und Beate Mewes sehen das genauso, befürworten sogar eine allgemeine Impfpflicht. „Ich denke, der große Teil der Bevölkerung ist dafür“, sagt der Mannheimer.

Gegenüber am Impfbus stehen ebenfalls viele Menschen an. „Ich muss mich impfen lassen, sonst verliere ich meinen Job“, sagt eine junge Frau, die anonym bleiben möchte. „Ich will nicht, aber ich muss, bin also freiwillig gezwungen.“ Eine 18-Jährige bekommt ihre Boosterimpfung. Die Studentin hatte bereits versucht, sich in Ilvesheim impfen zu lassen, aber da waren die Impfdosen schnell verteilt. „Ich habe echt keine Lust, Corona zu bekommen und bin froh, wenn ich wieder meinen Impfschutz habe.“ Ihre Mutter, die sie begleitet, hat ihre dritte Impfung bereits. Sie arbeitet im Gesundheitswesen und möchte verhindern, ihre Patienten anzustecken.

Aktuelle Corona-Regeln

Wer im Einzelhandel einkaufen möchte, muss geimpft, getestet und genesen sein. Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz jedoch an zwei aufeinanderfolgenden Tagen über 500, gilt 2G. Geschäfte der Grundversorgung wie Supermärkte, Apotheken oder Drogerien bleiben frei zugänglich.

Möchte man dagegen Museen oder Büchereien besuchen, gilt 2G.  In Landesbibliotheken und Archiven sowie bei Friseuren gilt 3G-Plus, also geimpft, genesen oder mit PCR-Test. 2G wird bei Busreisen und Schifffahrten  vorausgesetzt, im ÖPNV gilt 3G.

In Restaurants, Mensen oder Cafeterien muss man geimpft oder genesen sein, wenn man drinnen sitzen möchte. Draußen gilt 3G-Plus.

2G-Plus gilt auf Weihnachtsmärkten, in Clubs und Diskotheken sowie bei Konzerten, in Kulturstätten wie Theater und Oper. Bei Sport im Freien gilt 3G-Plus, drinnen gilt 2G.

Umgeimpfte dürfen sich allein oder als Haushalt nur noch mit einer weiteren Person treffen. In Mannheim dürfen sie seit Mittwoch zwischen 21 und 5 Uhr morgens nicht mehr ohne triftigen Grund auf die Straßen. 

Süßer Duft von heißen Waffeln und Bratwurst umweht den Weihnachtsmarkt am Wasserturm, wo Julia und Evelyn mit sehnsüchtigem Blick an der Umzäunung vorbei laufen. Die beiden jungen Frauen wollten spontan bummeln - doch auch bei ihnen scheitert der Besuch am fehlenden Corona-Test. Manche Apotheke habe sogar ausschließlich kostenpflichtige Tests vorrätig, sagt Evelyn. „Vielleicht fahren wir nach Ludwigshafen“, sagt Julia. Eine Mannheimer Familie hat den Weihnachtsmarktbesuch bereits hinter sich. Die Testpflicht findet die Mutter aufwändig, aber sinnvoll, weil es dadurch weniger voll ist. „Man muss sich nicht so durchquetschen, das ist mit Kinderwagen angenehm.“ Dennoch leide die festliche Stimmung ein wenig, wenn es leerer ist.

Katrin und Julian stehen schon in der Schlange am Haupteingang des Weihnachtsmarkts. „Wir warten noch auf das Testergebnis“, erzählt die junge Frau. Sie haben sich am Paradeplatz testen lassen und mussten trotz Termin mehr als eine Stunde warten. Ihrer guten Laune tut es keinen Abbruch. „2Gplus ist okay“, sagt Julian. Zwar könnte es mehr Testzentren geben, dennoch ist Katrin der gleichen Meinung wie ihr Freund. „Man fühlt sich sicherer.“ Dagegen sind Gerhard und Cordula Ubl ziemlich sauer, weil sie nicht zum Weihnachtsmarkt dürfen. „Wir sind extra aus Ubstadt-Weiher hergefahren. Jetzt müssten wir hier einen Test machen. Das ist schon ärgerlich“, sagt sie. „Jetzt fahren wir wieder heim.“

Markus, der am Rosengarten auf seine Straßenbahn wartet, findet die 3G-Regel im öffentlichen Nahverkehr richtig. „Von mir aus könnte es auch 2G sein“, sagt der Mannheimer. „Ich ärgere mich über die Leute, die die Maßnahmen ignorieren. Manche tragen die Maske unter der Nase oder keine.“ Spricht man sie drauf an, reagierten manche aggressiv, erzählt Markus. Er selbst bekomme Angst, wenn er in der Bahn fährt und andere Passagiere die Sicherheitsregeln missachten. Auch die Impfdurchbrüche bereiten ihm Sorgen. „Ich hatte vergangenen Dezember Corona mit einem schweren Verlauf.“ Noch heute habe er Beschwerden. Deswegen wünscht er sich stärkere Kontrollen der Corona-Regeln, auch der nächtlichen Ausgangssperre für Ungeimpfte. Markus befürchtet aber, dass Polizeibeamte nicht alle kontrollieren können. „Sie tun mir leid, die armen Kerle.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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