Interessiert schnuppert der Besucher in Jürgen Bauers Kleingarten umher, folgt dann der Nase bis in den hinteren Teil, wo der verführerische Duft von frisch gebackenem Brot seinen Ursprung hat. Hier, im überdachten Anbau, steht der mobile Ofen, in dem gerade sieben Kilo Teig zu sieben Broten backen. Der gelernte Bäcker- und Konditormeister, der als Süßwarentechniker an der Entwicklung neuer Produkte arbeitet, pflegt in seiner Parzelle im Kleingärtnerverein Mannheim Süd sein Hobby: Brot backen.
„Mein Brot schmeckt anders“
Rund alle zwei Wochen setzt er für die Dauer von drei Tagen seinen Sauerteig an. Zweierlei Roggen- und Dinkelmehl verwendet er dafür, dazu kommen Leinsamen, Sonnenblumen und Roggenschrot. Bevor er dann zur Tat schreitet, heizt er mit Buchenholz die Schamottsteine im Ofen auf 400 Grad auf, dann wird mit Wasser ausgespritzt, damit der Ofen wieder abkühlt, und schließlich backen die Brote bei 180 Grad 40 bis 60 Minuten lang.
Ganz schön aufwendig im Zeitalter von Fertigbackmischungen, könnte man einwerfen, aber Jürgen Bauer hält vehement dagegen: „Mein Brot schmeckt anders, das ist ein besonderes Geschmackserlebnis und außerdem weiß ich, was drin ist.“ Außer Brot bereitet er im Garten Fleisch zu, entweder im mobilen Grill oder im angesagten dreibeinigen „Dutch Oven“ aus Gusseisen. Der Hobbykoch, der aus einer Hoteliers- und Gastwirtfamilie stammt, erläutert: „Unter den Topf und auf den Deckel werden glühende Grillbriketts gelegt, und so schmort der Braten, bis er butterzart ist. Manche graben den Topf in die Erde ein und lassen dort das Fleisch langsam gar werden.“
Damit ist das kulinarische Garten-Programm von Jürgen Bauer noch lange nicht zu Ende. Aus seinem Obst, wie etwa Trauben oder Quitten, kocht er Gelee, aus Johannisbeeren macht er Likör und Wein, Pfirsiche weckt er ein und Äpfel verarbeitet er zu Apfelkuchen und Cidre. Derzeit, so berichtet er, sind die Äpfel, die normalerweise im Dezember reif sind, nun schon bald, sogar noch im September zu ernten: „Die Natur ist in diesem Jahr einfach zwei Monate voraus, der Klimawandel ist auch bei uns nicht mehr zu übersehen.“
Von Jürgen Bauers Hobby rund ums Essen profitieren neben der eigenen Familie mit zwei Kindern und zwei Enkeln auch Schrebergartenfreunde, die gegen eine kleine Spende ins Sparschwein gerne einen Laib Brot entgegennehmen.
70 Kuchen in drei Tagen
Besonders dankbar für sein Engagement ist die Frauengruppe, die beim letzten Sommerfest vor der Corona-Pandemie mit Pflaumenkuchen für die Besucher versorgt wurde. Zusammen mit einem Helfer buk er im Ofen des Vereinshauses 70 Zwetschgenkuchen an drei Tagen. Für den Kleingärtnerverein ist Jürgen Bauer auch ehrenamtlich als Obmann tätig und unterstützt damit den Vorstand vor Ort.
Auch wenn seine Küche zuhause im Niederfeld perfekt ausgestattet ist, liebt der Speiseprofi seinen Arbeitsplatz im Freien: „Ich bin eigentlich das ganze Jahr im Garten. Über Solarpanels haben wir praktischerweise Strom zur Verfügung. Im Sommer treffe ich mich nach der Arbeit mit meiner Frau im Garten und zu 90 Prozent kochen und essen wir hier. Aber der Winter ist mit die schönste Zeit, da ist es ruhig und man kann die Natur in aller Stille genießen.“ Ab und an nutzt er die gute Lage des Gartens, um mit Freunden zum Spaziergang oder zu einer Runde Nordic Walking in den Waldpark aufzubrechen.
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