Natur

Per Handy den Nabu-Garten in Edingen erkunden

Der Nabu-Garten in Edingen ist ein kleines Paradies. Damit Besucher besser erkennen, welche Schätze sich hier verbergen, gibt es ab sofort ein neues Angebot

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Hans-Jürgen Emmerich
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Im Garten des Naturschutzbundes (Nabu) in Edingen an der Friedrichsfelder Straße gibt es jetzt auch digitale Wegweiser. © Marcus Schwetasch

Edingen. Ein Streifzug durch den Nabugarten in Edingen ist immer ein Erlebnis. Und die Gartentüren stehen tagsüber jederzeit offen. Wenn gerade jemand von den ehrenamtlichen Gärtelnden vor Ort ist, gibt er oder sie bereitwillig Auskunft. Aber was, wenn niemand hier anzutreffen ist? Dann gibt es seit Kurzem eine digitale Begleitung: Schilder mit QR-Codes, die sich mit dem Handy scannen lassen, führen zu einer ausführlichen Erklärung im Internet.

Da ist zum Beispiel das Paradiesgärtlein, eines der jüngsten Projekte im Garten. Namensgeber für diesen Bereich des Gartens ist ein kleines Ölgemälde aus dem 15. Jahrhundert, das im Städel in Frankfurt hängt. Ein unbekannter oberrheinischer Künstler, also ein Künstler aus der Region, hat das Werk um 1410/1420 angefertigt. „Auf nur 26 auf 33 Zentimetern hat er einen Garten abgebildet, der uns durch seine umfangreichen und naturnahen Tier- und Pflanzendarstellungen sehr beeindruckt hat“, erläutern die Nabu-Gärtnerinnen Heike Vetter und Birgit Jänicke.

Ein kleines, blühendes Paradies zwischen Trockenmauern

Sie haben versucht, das kleine Ölgemälde umzusetzen, um die Geschichte der Gärten im Lauf der Geschichte vorstellbar zu machen. In vielen Punkten mussten sie dabei sehr „annähernd“ arbeiten, also mit Kompromissen leben. So ist der gemalte Garten von einer Mauer umschlossen. Hortus conclusus lautet der Fachbegriff dafür. „Das konnten wir unter anderem aus rechtlichen Gründen nicht nachbilden und haben uns mit angedeuteten Mauern als Trockenmauern und einem Hochbeet beholfen“, erläutern die Gärtnerinnen.

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Was sie aber gedanklich anzeigen wollen, ist die Veränderung unserer Natur- und Kulturlandschaft – und auch des Geschmacks und der Mode – im Laufe der vergangenen Jahrhunderte. „Unsere Intention ist es, sichtbar und begreifbar zu machen, welchen Veränderungen unsere Natur- und unsere Kulturlandschaft in der Geschichte ausgesetzt war“, erläutern sie.

Warum Insekten in modernen Gärten verhungern können

Wer sich ein wenig Zeit nimmt bei der Lektüre der Erläuterungen, der erfährt eine ganze Menge. Zum Beispiel das: „Pflanzen, die sich nach der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 hier angesiedelt haben, werden als Neophyten bezeichnet. Vorher kamen sie natürlicherweise hier nicht vor. Ältere, längst etablierte Arten hingegen werden als heimische Pflanzen, indigene Arten oder Archäophyten bezeichnet.“

Die Insektenwelt ist zum großen Teil auf die „alten“ Arten angewiesen. Die hier beheimatete Tier- und Pflanzenwelt hat sich vor vielen Jahrhunderten und zum Teil bereits vor Jahrtausenden ihren Lebensraum erfolgreich erschlossen. 90 Prozent aller sich von Pflanzen ernährenden Insekten sind von den heimischen Wildpflanzen abhängig. Moderne Gärten bestehen zum größten Teil aber aus grünem Rasen, Pflanzungen von Neophyten, ergänzt von sterilen Hybriden, sind also völlig wertlos für die Insekten. „Das bedeutet, dass nur sehr wenige der 33 000 Insektenarten, die wir in Deutschland haben, in unseren Gärten Nahrung finden“, mahnt der Nabu.

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In diesem Garten ist das anders. Hier können sich Insekten am Nektar laben, Kleinstlebewesen finden Unterschlupf. „Im Moment blüht es wie Hölle“, formuliert Birgit Jänicke. Der Regen der vergangenen Wochen hat die Vegetation wachsen und gedeihen lassen. Am Sonntag, 16. Juni, von 14 bis 16 Uhr gibt es einen Tag der offenen Tür. Dann stehen Heike Vetter und Birgit Jänicke auch persönlich für Fragen und Erläuterungen zur Verfügung.

Ein Refugium für die heimische Tier- und Pflanzenwelt

Das Grundstück ist Eigentum der Gemeinde Edingen-Neckarhausen, die das Gelände seit 2019 dem Nabu kostenfrei zur Pacht überlässt. Das Flurstück im Gewann „Hinter dem Kartenblatt“ ist sieben Meter breit und 120 Meter lang. Der Garten ist eins der 76 Biotope der Gemeinde und befindet sich in einer Kernfläche des landesweiten Biotopverbunds. Als der Nabu das Areal übernommen hat, war es zu großen Teilen von Brombeeren überwuchert. Drei Obstbäume und mehrere wilde Pflaumen bildeten den Gehölzbestand. Daraus ist ein Refugium für die heimische Tier- und Pflanzenwelt entstanden, das sich durch eine große Artenvielfalt auszeichnet.

Hier geht's in den virtuellen Nabu-Garten

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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